„Das Kind in mir will achtsam morden“ – Karsten Dusse

“ … Selbstvorwürfe sind sinnlos. Sie lösen ein Problem nicht. Sie kopieren es lediglich aus der Realität in Ihre Gedanken. Und lassen es dort zu einer Größe anwachsen, die es in der Realität nie erreichen würde. …“ (Seite 53)

Björn Diemel ist zurück – und mordet ganzheitlicher als je zuvor

Björn Diemel hat die Prinzipien der Achtsamkeit erlernt, und mit ihrer Hilfe sein Leben verbessert. Er hat den stressigen Job gekündigt und sich selbstständig gemacht. Er verbringt mehr Zeit mit seiner Tochter und streitet sich in der Regel liebevoller mit seiner Frau. Ach ja, und nebenbei führt er noch ganz entspannt zwei Mafia-Clans, weil er den Chef des einen ermordet und den des anderen im Keller eines Kindergartens eingekerkert hat. Warum nur kann Björn das alles nicht genießen? Warum verliert er ständig die Beherrschung? Hat er das Morden einfach satt? Ganz so einfach ist es nicht. Sein Therapeut Joschka Breitner bringt ihn endlich auf die richtige Spur: Es liegt an Björns innerem Kind!

Björn hat genug vom Morden, auch wenn der unfreundliche Kellner im Urlaub es eigentlich verdient hat. Dass er schließlich gestürzt ist, war nicht Björns Schuld, oder doch? Obwohl der Anwalt die Nase voll hat vom Morden, gerät er immer wieder in Situationen, in denen es ihn geradezu in den Fingern juckt. Wie kann er widerstehen? Der einzige Ausweg ist eine erneute Therapie bei Dr. Breitner, der ihm erklärt, dass Björns inneres Kind so einiges aufzuarbeiten hat und zur Ruhe kommen muss, um Schlimmeres zu vermeiden.

Wenn mit den Kindern etwas nicht stimmt, sind meist die Eltern Schuld, zu diesem Schluss kommt Björn dank seines Therapeuten. Das nimmt ihm nicht nur die Schuldgefühle, sondern lässt ihn Entscheidungen treffen, mit denen er sich vorher eher schwergetan hat.

Der Anwalt hat den Kindergarten übernommen, den seine Tochter besucht, im selben Gebäude befindet sich auch seine Kanzlei, allerdings kümmert er sich nur noch um wenige Klienten. Dafür aber um zwei Mafia Clans, wobei der Chef des einen in seinem Keller ein fast schon beschauliches Leben führt. Außerdem ist da noch Laura, die ihm schöne Augen macht und Frauke, eine Praktikantin, die doch tatsächlich Quetschies im Kindergarten verbieten will. Sie erweist sich allerdings als das geringste Problem, denn jemand weiß von dem Gefangenen im Keller und versucht, ihn zu befreien. Das wäre fatal, denn Björns ganzes Lügengerüst würde zusammenbrechen und nicht nur er wäre in Gefahr. Was wäre als einfacher, als den Untermieter heimlich still und leise um die Ecke zu bringen? Doch Björn will eigentlich nicht mehr töten, auch wenn seine innere Stimme immer wieder genau das fordert. Als er sich nicht mehr zu helfen weiß, sucht er erneut Dr. Breitner auf und der hat recht schnell eine Lösung für das Problem gefunden. Schuld sind Björns Eltern, die ihn als Kind nie für voll genommen haben und genau deswegen meldet sich jetzt sein inneres Kind immer wieder zu Wort und erweist sich als launische kleine Plage. Die Aufgabe ist nun also, dass Kind zu beruhigen, ihm auf Augenhöhe zu begegnen und trotzdem klarzumachen, wer der Herr im Hause ist. Ein durchaus schwieriges Unterfangen.
Doch zum Glück gibt es ja Dr. Joschka Breitner, der genau weiß, was sein Patient durchmacht, allerdings keine Ahnung von dessen kriminellen Machenschaften hat und trotzdem immer die perfekte Lösung anbietet, gute Tipps passen eben in allen Lebenslagen. Wie schon in „Achtsam morden“ gibt es seine Ratschläge auch diesmal wieder als eine Art Zusammenfassung vor den einzelnen Kapiteln und ich muss gestehen, manchmal erscheinen die Lebensweisheiten gar nicht so abwegig. Vielleicht bin ich ja auch gar nicht garstig, nur mein inneres Kind? Ich glaube, mit dem muss ich mich auch mal auf Augenhöhe unterhalten, das sollte einige Probleme aus der Welt schaffen.
In „Das Kind in mir will achtsam morden“ gibt es ein Wiedersehen mit vielen bekannten Charakteren und natürlich kommen einige neue wie Laura und ihr Bruder Kurt hinzu, die Stammbesetzung ist jedoch die alte und das ist gut so, denn man weiß inzwischen, wie die Leute ticken und erahnt so manchen Lacher bereits im Vorraus. Aber das ist okay, denn das Buch ist einfach verdammt unterhaltsam, ich musste ständig grinsen und hab mich tatsächlich ab und an selbst wiedererkannt. Natürlich tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass einem selbst so etwas wie Björn Diemel passiert gegen Null, aber trotzdem scheint die Geschichte wie aus dem Leben gegriffen und man kann sich wunderbar in den etwas überforderten Vater hineinversetzen, allein das macht eine Menge des Charmes aus, den die eigentlich doch bitterböse Geschichte versprüht. Ich für meinen Teil hätte gern so einen Problemlöser in meinem Umfeld.^^

In „Das Kind in mir will achtsam morden“ gibt es keine guten, glattgebügelten Charaktere, im Gewgenteil, eigentlich hat hier einfach jeder Dreck am Stecken, der eine mehr, der andere weniger. Genau das macht sie verdammt menschlich und irgendwie auch liebenswert, trotz allem. Auf die Schippe genommen wird alles, was geht, angefangen von der etwas zu sehr engagierten Umweltaktivisten bis hin zuverkorksten Familienbeziehungen. Ich habe mich auf jeden Fall köstlich amüsiert und bin gespannt auf die Fortsetzung. Für das innere Kind vergebe ich 4,5 von 5 Miezekatzen.

01. „Achtsam morden“
02. „Das Kind in mir will achtsam morden“
03. „Achtsam morden am Rande der Welt“
04. „Achtsam morden im Hier und Jetzt“
05. „Achtsam morden durch bewusste Ernährung“

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