„Das Motel“ – Brett McBean

Ein Ehepaar … zwei Ganoven … ein junger Mann … ein perverser Serienmörder … Sie sind Fremde. Sie haben sich nie zuvor gesehen. Doch in einer Nacht des Grauens werden ihre Schicksale für ewig miteinander verflochten. Und jetzt wollen sie alle nur noch das Gleiche: Die Nacht im Lodgepole Pine Motel irgendwie überleben …

Nach dem Tod ihres Mannes hat sich Madge ihren Traum erfüllt, ein kleines abgelegenes Motel in den Bergen mit gerade einmal vier Hütten. Normalerweise geht es dort eher ruhig zu, doch in dieser Halloweennacht ist alles anders. Zuerst checken zwei junge Männer ein, gefolgt von einem Ehepaar und schließlich einem Vater mit seinem Sohn. Sie alle sind auf irgendeiner Weise auf der Flucht, haben sozusagen eine Leiche im Keller, oder tatsächlich im Kofferraum ihres Wagens, so wie Eddy und Al, die ein Auto geklaut haben und nun die ungewöhnliche Fracht loswerden müssen. Morrie hingegen hat einen vermeintlichen Einbrecher erschossen und anschließend mit seiner Frau Judy panisch sein Heim verlassen. Wayne, der letzte im Bunde, ist ein sadistischer Killer, der sich gern möglichst blutig an jungen Männern vergeht.
Die Nacht bricht herein, ein Unwetter zieht auf und die Lage eskaliert …

Irgendwie hat mich das Buch ein wenig  an „Identität“ erinnert, ein einsames Motel, Nacht, Unwetter und Fremde, die ums Überleben kämpfen. Den Film fand ich genial,  auch das Buch ist gut, aber eben nicht McBeans bestes. Zugegeben, „Der Schmerz des Erwachens“ ist schwer zu toppen, vielleicht habe ich hier einfach zu viel erwartet.

Die Menschen, die in dem abgelegenen Motel aufeinandertreffen sind grundverschieden und trotzdem gibt es Verbindungen, einige erahnt mal recht schnell, andere sind tatsächlich überraschend. Nicht alle Charaktere sind sympathisch, logisch bei einem Mörder, der Spaß daran hat, seine Opfer ausgiebig zu foltern, warum er dazu allerdings in ein Motel geht, in dem er auf Zeugen treffen könnte, kann ich nicht nachvollziehen. Auch Eddy und Al benehmen sich merkwürdig. Wer bitte lässt sich denn bei der Beseitigung einer Leiche von einem Wildfremden helfen, ohne über dessen Motive nachzudenken? Lediglich Madges Verhalten fand ich schlüssig, von der eigenartigen Sexszene mal abgesehen, natürlich will sie wissen, was in ihrem Motel vor sich geht.
Doch es gibt noch einen Protagonisten, den ich sehr interessant fand, Jason MacDonald, eine sehr undurchsichtige Figur, die außer in Madges Rückblick relativ wenig Beachtung findet, gerade deswegen wirft seine Bemerkung am Ende für mich einige Fragen auf.
Während ich das Verhalten einiger Gäste doch etwas seltsam fand, weiß McBeans Art zu erzählen wieder zu fesseln. Die Rückblicke, die es nach und nach zu allen Beteiligten gibt, sind gekonnt in die Story eingeflochten und führen so Schritt für Schritt in Richtung Auflösung …

Wer es gern blutig mag und sich nicht daran stört, dass die Charaktere doch etwas flach sind und hier etwas viele Zufälle aufeinandertreffen, ist mit „Das Motel“ gut bedient, Brett McBeans Erzählweise gleicht das zumindest ein bisschen aus. Aber Achtung, das Buch ist nichts für Weicheier, es gibt ein paar fiese Gewaltdarstellungen, die Einigen auf den Magen schlagen könnten. Aufgrund der oben angeführten Punkte vergebe ich hier 3,5 von 5 Miezekatzen.

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