“ … Ich versuchte, irgendetwas zu tun, um ihr zu signalisieren, dass ich bei ihr war. … Aber mein motorischer Kortex war eine Geisterstadt, und obwohl ich durch die Straßen rannte und um Hilfe schrie, bekam ich keine Antwort. Nicht ein Fensterladen klapperte im Wind. Nicht einmal ein mickriger Steppenroller, der die kahle Straße entlanggeweht wurde. …“ (Seite 73)
»Alle Superhelden bekommen ihre Superkräfte irgendwoher. Der Biss einer radioaktiv verseuchten Spinne. Ein misslungenes Experiment. Ich habe meine von einem Surfunfall in Tofino. Der ultimative Wipe Out. Aufgewacht bin ich mit dem mächtigsten Verstand auf dem Planeten, aber einem Körper wie ein nasser Sack. Der Tausch gefällt mir gar nicht, doch so ist das Leben.
Ich gebe mich allerdings nicht damit zufrieden … Ich werde mein Superhirn benutzen, um mich aus diesem Zustand zu befreien.
Das mit der Rettung der Welt könnt ihr vergessen.
Ich will bloß wieder surfen.«
Ein einzigartiger Roman: Lernen Sie Westlake Soul kennen, einen dreiundzwanzigjährigen Ex-Surfchampion im Wachkoma. Begleiten Sie ihn im Kampf gegen den eiskalten Griff des Todes und erleben Sie mit ihm die Macht menschlicher Inspiration.
Mindi, Goodreads.com:
»Westlake Soul schenkt dir Kraft, während du gleichzeitig Tränen vergießt. Dieses Buch ist großartig und brillant geschrieben.«
Josh Malerman, Bestseller-Autor von BIRD BOX:
»Ich würde absolut alles verschlingen, was Youers sich ausdenkt.«
Bevor sich der Unfall ereignete, war Westlake Surfer, blond, braungebrannt mit hübscher Freundin, liebevoller Familie und Zukunftsplänen. Doch dann trifft ihn die eine Welle, die er unterschätzt hat und mit einem Schlag ist alles anders. Zwar erwacht der 21-jährige wieder aus dem Koma, befindet sich allerdings im Wachkoma. Er bekommt alles um sich herum mit, kann sich jedoch weder bewegen, noch auf irgendeine Art und Weise mitteilen. Verzweifelt kämpft er darum, den Weg zurück ins Leben zu finden. Nur sein Verstand ist noch frei, mit dem kann er reisen, wohin auch immer er will.
Als seine Pflegerin überstürzt kündigt, bekommt er Yvette zur Seite gestellt, hübsch, jung, ein weiterer Grund, endlich aufzuwachen. Doch ihm rennt die Zeit davon, denn es gibt einen Grund, warum deren Vorgängerin nicht mehr da ist …
Ich habe das Buch heute Morgen angefangen und in einem Rutsch durchgelesen, weil ich einfach wissen musste, wie die Geschichte ausgeht, soviel gleich zu Beginn. Der Klappentext ist durchaus etwas kryptisch, man weiß nicht so recht, was einen erwartet und das ist gut so. Wäre dort näher auf die Handlung eingegangen worden, hätte das Buch wahrscheinlich nie den Weg in mein Regal gefunden und mir wäre eine wundervolle, traurige, aber auch lebensbejahende, leicht philosophisch angehauchte Geschichte entgangen. Soviel zu „hätte“ und „wäre“ …^^
Mit der einfachen Zuordnung zum Genre Roman in meiner Übersicht fühle ich mich etwas unwohl, aber noch nie hat ein Buch es mir so schwer gemacht, es in eine Schublade zu stecken. Was ist „Westlake Soul“ denn nun? Es wird niemand umgebracht, es finden keine Verbrechen statt, Krimi und Thriller sind also raus, ebenso wir Horror. Es gibt eine kleine Liebesgeschichte, aber Erotik? Nein, auch raus. Wes redet mit seinem Hund und kann sich „hinbeamen“ wo immer er will, also Fantasy? Nein, passt auch nicht so ganz. Also ein Ratgeber, der uns im Umgang mit Menschen weiterhilft, die „anders“ sind? „Westlake Soul“ ist so vieles, aber gleichzeitig nichts richtig, also belasse ich es schlicht und ergreifend bei Roman, wenn auch mit etwas Magengrummeln, denn das trifft den wahren Kern eigentlich auch nicht, denn das Buch ist gleichzeitig so viel mehr.
Komischerweise war mein erster Gedanke zu Westlake: Wie kann jemand seinem Kind so einen merkwürdigen Namen verpassen? Allerdings hat es auch seine Schwester nicht wirklich besser getroffen. Westlake, auch Wes genannt, lässt uns also an seinem Leben teilhaben. Während er scheinbar regungslos in seinem Bett liegt oder in seinem Rollstuhl sitzt, geht sein Verstand auf Reisen, er schwelgt in der Vergangenheit oder liefert sich in seiner eigenen Welt Kämpfe mit dem Oberbösewicht Dr. Quietus. Dass der für den Tod steht, dem er immer wieder von der Schippe springt, ist schnell klar. Und dann ist da noch Yvette, zu der er vom ersten Tag an eine ganz besondere Beziehung zu haben scheint. Sie bringt Sonne in sein tristes Leben, obwohl ihres selbst ziemlich düster ist, wie er schon bald herausfindet.
Rio Youers lässt Westlake seine Geschichte in der Ich-Form erzählen, ein kluger Schachzug, denn so erlebt der Leser seine Verzweiflung, nichts an seinem Zustand ändern zu können, hautnah mit und das berührt.
Wes‘ ganze Familie schließt man schnell ins Herz, sie haben ihre Macken und trotzdem wollen sie nur das Beste für ihn, ebenso wie Hund Hub, der der Einzige ist, der mit Wes kommunizieren kann. Klingt merkwürdig, zeigt aber immer wieder, dass die beiden eine tiefe Bindung haben, die zu Tränen rührt. Wes selbst ist jemand, den man einfach ins Herz schließen muss und der nicht dem Klischee vom gutaussehenden Sportler mit wenig Hirn entspricht. Mit 21 aus dem Leben gerissen, unbeweglich, Gemüse, wie sein Arzt meinte, doch geistig voll auf der Höhe. Wie schlimm so etwas sein muss, mag ich mir gar nicht vorstellen. Und so zeigt uns das Buch, dass auch bei Leuten, bei denen die Jalousien längst zugezogen sind, durchaus noch jemand zu Hause sein kann, den man auf den ersten Blick eben nicht sieht, wir müssen einfach alle lernen, genauer hinzusehen.
Mit dem Cover hatte ich erst so meine Probleme, für ein Buch aus dem Buchheim Verlag ist der kleine Schmetterling doch recht unspektakulär, doch nach dem Lesen muss ich jedoch sagen, es passt.
Eingesperrt im eigenen Körper und das in einem Alter, in dem das Leben gerade erst beginnt, Wes tat mir einfach unendlich leid, vor allem, weil er keinerlei Einfluss auf die Geschehnisse um ihn herum hat. Ein Buch das betroffen macht, aber auch aufrüttelt und uns auffordert, auch mal hinter die Fassade zu sehen, manchmal ist da mehr, als man von außen sieht. Unbedingte Leseempfehlung und 4,5 von 5 Miezekatzen.
