„Stiefkind“ – S. K. Tremayne

“ … Ein Verlustgefühl meldet sich, pochend wie eine alte Wunde am Herzen von Carnhallow. Und ich habe das Gefühl, dass ich der Dorn im Fleisch bin. Der Grund dafür, dass die Wunde wieder aufgerissen ist …“ (Seite 93)

Ein traumhaftes Leben malt Rachel sich aus, als sie mit ihrem neuen Mann und dessen Sohn in deren Herrenhaus in Cornwall Zieht. Doch der achtjährige Jamie ist nicht wie andere Kinder: Er scheint zu sehen, was die nahe Zukunft bringt … und das ist Rachels Tod.

»Ein meisterhafter Psychothriller, der uns zuschauen lässt, wie eine heile Welt zerbricht, und raffiniert in die Irre führt.« Für Sie

»Tremayne nimmt tief sitzende Ängste präzise ins Visier und schafft nervenaufreibende Hochspannung.« Petra

Rachel kommt aus armen Verhältnissen, als sie David trifft, ist es sofort um sie geschehen, noch mehr, als sie dessen Sohn kennenlernt. Schnell folgt die Heirat und sie zieht zu ihrer neuen Familie ins alte, geschichtsträchtige Haus. Während sich Jamie vorher gut mit ihr verstanden hat, wird er jetzt immer stiller und zieht sich zurück, Rachel ahnt, dass er über den Tod seiner Mutter vor zwei Jahren noch nicht hinweg ist. In dem alten Anwesen erinnert aber auch viel an Nina und bald beginnt Rachel, ihre Vorgängerin zu sehen. Was ist damals wirklich passiert, war ihr Tod vielleicht gar kein Unfall? Und was hat das Ganze mit dem Jungen zu tun, der immer wieder Dinge vorhersagt, schließlich sogar Rachels Tod an Weihnachten ?

Mit Rachels Umzug beginnt ihr neues Leben, anfangs ist alles toll, sie liebt ihren Mann, er liebt sie, nur Jamie ist etwas zurückhaltend und das steigert sich immer mehr. Die Woche über ist David in London arbeiten und Rachel allein mit ihrem Stiefsohn in dem riesigen Haus, die beiden sind ein bisschen wie abgeschottet von der restlichen Welt Dieses beklemmende Gefühl fängt der Autor von Anfang an sehr gut ein und es steigert sich immer weiter, das Anwesen wird fast zu einer Art Gefängnis, aber Rachel will nicht gehen, sie hält daran fest, an ihrem neuen Leben, dem Haus.
Ich kann mir nicht helfen, immer wieder hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sie nach der Hochzeit alles als ihr Eigentum sieht, sie David auch wegen seines Geldes geheiratet hat, das machte sie mir nicht unbedingt sympathisch. Ständig dieses Pochen auf „das ist jetzt mein“ fand ich auf Dauer etwas ermüdend. Trotzdem fühlte ich mit ihr, als die merkwürdigen Vorkommnisse begannen und schließlich auch die Beziehung zu ihrem Ehemann anfängt zu brökeln. Auch mit David bin ich nicht so recht warm geworden, die Arbeit ist wichtiger als das eigene Kind und irgendwie war von vorneherein klar, dass er genauso ist, wie seine männlichen Vorfahren, die bösen Minenbesitzer, ein klein wenig zu viel Klischee für mich. Dafür waren die kleinen Ausflüge in die Geschichte eine willkommene Abwechslung, gerne hätte ich noch etwas mehr über das Leben der Minenarbeiter damals erfahren. Jamie hingegen war ein sehr interessanter Charakter, ebenso wie seine Oma, beide von Zweifeln zerfressen, unglücklich …
Die Geschichte zog mich von Anfang an in ihren Bann, mit Jamies Vorhersagen wurde es immer mysteriöser, gespenstiger und natürlich habe ich mich mehr als einmal gefragt, ob seine Mutter nicht vielleicht tatsächlich noch lebt. Die Aufklärung am Ende hat mich dann jedoch enttäuscht, für mich wirkte das alles zu sehr an den Haaren herbeigezogen, oh man, welch Zufall … Und auch David, der einfach …,  aber halt, ich will ja nicht spoilern.^^
Das Cover passt super zur Story, der Junge, der einsam in die Ferne schaut, er ist der einzige, mit dem ich Mitleid habe …

Das Anwesen, die Erscheinungen, die Abgeschiedenheit, wer sowas mag, ist hier bestens bedient. Leider war mir die Hauptprotagonistin nicht sonderlich sympathisch und das Ende sehr weit hergeholt, bis dahin hat mir „Stiefkind“ jedoch einige spannende Lesemomente und Gänsehaut beschert, alte Häuser haben schon etwas gruseliges.
Alles in allem ist „Stiefkind“ ein guter Thriller, der einen immer mal wieder auf eine falsche Fährte lockt, S. K. Tremayne hat einen wunderbar flüssigen und anschaulichen Schreibstil, man erlebt Rachels Ängste praktisch hautnah mit. Leider ist mir persönlich der Schluss etwas zu weit hergeholt, so bleiben 3,5 von 5 Miezekatzen.

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