„Broken Minds“ – Mari März

Alexandra Winter kennt nichts anderes als Gewalt. Ihr Leben lang war sie »sein Mädchen«. Erst das ihres Vaters, dann das ihres Ehemannes Axel. Dem ehrenwerten Vertreter des Gesetzes, diesem deutschen Patrioten, der für Recht und Ordnung sorgt. Auf der Straße und zu Hause.
Doch damit ist jetzt Schluss. Oder ist es erst der Anfang? Die Welt gerät aus den Fugen. Nicht nur Alexandras. Ein Virus zwingt die Menschen in ihre Wohnungen. Kein Entrinnen, keine Hoffnung … bis Sascha auftaucht.
Aus Ohnmacht wird Macht.
Aus Angst plötzlich Stärke.
Wer ist Opfer, wer ist Täter?
Wer wird am Ende überleben?

Isolation kann aus Engeln wahre Teufel machen.
Aber was ist mit jenen, die bereits Teufel sind?

Wer denkt, Polizisten sind da, um für Recht und Ordnung zu Sorgen, dem wird diese Geschichte ganz sicher sauer aufstoßen, denn es geht um den Polizisten Axel, der ein echter Drecksack ist. Gut, eigentlich geht es eher um seine Frau Alexandra, das perfekte Opfer. Als Kind war es der Vater, jetzt ist es der Ehemann. Körperliche Gewalt, seelische Grausamkeit, dann kommt Corona und damit das letzte Treffen der Frauengruppe …

Ich bin mal wieder hin- und her gerissen. Natürlich tut mir Alexandra irgendwie leid, aber an ihrer Lage ist nur sie allein Schuld, denn sie lässt sich immer wieder missbrauchen, egal auf welche Art. Besonders erschreckend ist hier natürlich, dass ihr Mann jemand ist, der eigentlich Freund und Helfer sein sollte, doch frustriert und verbittert lässt er seine angestaute Wut, die sich tagsüber auf Arbeit ansammelt immer wieder an seiner Ehefrau aus und die hält brav still. Das einzige kleine Aufmucken ist das heimliche Davonstehlen zu den Treffen, doch aufgrund der Ausbreitung des Virus gehören die nun erstmal der Vergangenheit an, was also tun?
Ich verstehe die Thematik, weiß, was Mari damit sagen will, kann aber nicht nachvollziehen, dass man jahre- oder gar jahrzehntelang Punchingball für wechselnde Männer spielt und sich somit quasi selbst zum Opfer macht. Das sagt sich leicht, denn ich bin nicht betroffen, das ist mir schon klar, trotzdem muss ich immer wieder den Kopf schütteln. Als Kind weiß man es nicht besser, als Erwachsene schon, trotzdem bleibt das Verhalten gleich, ein scheinbar endlosen Kreislauf, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt, Alexandra, das arme unschuldige Opfer und Axel, der den brutalen, unberechenbaren Mann verkörpert, vor dem jede Frau schnellstens die Flucht ergreifen sollte. Natürlich ist er nach außen hin der ehrenwerte Polizist, was hinter der geschlossenen Tür abgeht, ahnt keiner, ein weiterer Fall von: „Aber er war doch so ein netter Nachbar…“. Schlimm, das man sich diese Szenarien nicht ausdenken muss.
Eigentlich lese ich mir keine Rezensionen durch, bevor ich meine nicht veröffentlicht habe, hier habe ich eine Ausnahme gemacht, weil mich etwas sehr beschäftigt hat. Ohne zu spoilern kann ich dazu allerdings nur eine Frage stellen : Bin ich echt die Einzige, die mysteriöse Sascha nicht für eine Freundin, sondern etwas völlig anderes hält? Der Zeitpunkt des Auftauchens passt auf jeden Fall perfekt und mir persönlich gefällt diese Version wesentlich besser … ^^

Häusliche Gewalt ist verstörend, besonders in diesem Fall, schon allein deswegen ist diese Kurzgeschichte nicht für jeden geeignet. Wer sich darauf einlässt, begleitet Alexandra auf dem Weg zu einer sehr wichtigen Erkenntnis. Mari März rüttelt auf und macht betroffen, das ist mir 4 von 5 Miezekatzen wert.

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert