„Hackfleisch“ – Edward Lee

“ … Akademisch betrachtet untersuche und katalogisiere ich Insekten, aber in Wahrheit schneide ich sie einfach auf. Offiziell bin ich FOS-95C20-Dekortikationsspezialist für das Entfernen von Hüllen und Häuten um organisches und anorganisches Material. …“ (Seite 12)

Irgendwo in den Weiten des Weltalls im Jahre 2202: Dekort-Spezialist Dug soll die Hülle eines UFOs knacken, das keinen Einstieg zu besitzen scheint, immerhin ist das sein Job …
Heyton hingegen ist der beste Vertreter seiner Firma und steht vor seinem größten Abschluss, allerdings hat er einem besonderen Fetisch, er steht auf Schwangere, die er in dunklen Gassen aufgabelt, während Flood von seinem Hotelzimmer aus einen Zuhälter und dessen Handlanger beobachtet.
Die letzten in der illustren Runde sind Beth und Rudy, die in einer Kneipe auf Gormok stoßen, einen seltsamen Seher, der mithilfe von Salz die Zukunft vorhersagen kann, ein willkommenes Fressen für den verschuldeten Rudy …

Bei Edward Lee ist der Name ja Programm und so bin ich nach „Mister Torso“ mit großen Erwartungen an das Buch herangegangen, etwas zu großen vielleicht. Das Cover erweckt den Anschein dass es blutig wird, das Erscheinen in der Festa Extrem Reihe auch. Für Lees Verhältnisse fand ich jedoch alle vier Novellen recht harmlos. Gut, der „normale“ Leser sieht das sicherlich anders, aber bei Titeln wie „Der Dekortikationsspezialist“ erwartet man einfach etwas völlig anderes. Ich gebe zu, ich habe Dekortikation natürlich sofort gegoogelt und mich auf ein blutiges Gemetzel gefreut, allerdings hatte die Geschichte damit dann doch eher weniger zu tun, eher zeigte sie Edward Lee mal von einer anderen Seite, leider konnte ich mit der nicht viel anfangen …
„Der Schwangerenfetischist“ ist böse, richtig böse und ab und an blitzt der gewohnte schwarze Humor durch, den ich in der ersten Story vermisst habe, aber bereits „Zimmer 415“, das tatsächlich ein bisschen an „Das Fenster zum Hof“ erinnert, ist für mich schon wieder eher Thriller als Horror. Und mein persönlicher Favorit in dieser kleinen Sammlung, wenn ich allerdings nicht gewusst hätte, dass sie aus Lees Feder stammt, wäre ich nie auf die Idee gekommen. Für Vielseitigkeit an sich bin ich ja gern zu haben, allerdings hätte ich hier ein weniger irrführendes Bildchen gewählt.
Tatsächlich passt lediglich „Der Salz-Wahrsager“ zum Metzel-Cover, welches ich übrigens genial finde, nur irgendwie etwas unpassend, da es falsche Erwartungen weckt, zumindest bei mir. Der nette Typ von nebenan  inmitten seiner Schlachtabfälle lässt mich sofort an „Silent Hill“ denken.^^

Mit „Hackfleisch“ entführt Edward Lee den Leser in vier völlig unterschiedliche Welten, wirklichen Ekel ruft jedoch keine der Geschichten hervor, wer das erwartet, wird wohl, so wie ich, etwas enttäuscht sein. Das heißt keinesfalls, dass die Storys schlecht sind, für mich waren sie aber zumindest eins, anders als erwartet, darum vergebe ich diesmal 3,5 von 5 Miezekatzen, wobei allein das Cover ein eigenes dickes fluffeliges Fellknäuel verdient hätte.^^

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