„Hexenwerk – Die 13“ – Moe Teratos

“ … Als sie gemeinsam am Tisch saßen, beruhigte Nele sich. Im Kreis ihrer Liebsten fühlte sie sich geborgen und als Lara erzählte, dass sie sich mit einem Mädchen aus der Oberstufe unterhalten hatte und die sich mal mit ihr verabreden wollte, kam ihr der Gedanke, dass vielleicht alles gut werden würde. …“ (Seite 26)

Kleinstädte haben ihren eigenen Charme. Die Anonymität der Großstädte ist dort kein Begriff. Falmhausen ist eine dieser abgelegenen Gegenden, in denen sich sprichwörtlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.

Die Einwohner sind eine eingeschworene Gemeinschaft, helfen sich gegenseitig, sind füreinander da, haben ein offenes Ohr für die Sorgen der anderen. Jedenfalls solange sie unter sich bleiben. Wenn ein Fremder sich in ihre Nähe wagt, geschehen seltsame, mitunter brutale Dinge. In Falmhausen versteckt sich das Böse in jedem Winkel.
Das erlebt Familie Zanker am eigenen Leib.

Ein Umzug ist die Pest, wer kennt das nicht. Noch schlimmer wird es allerdings, wenn man aus der Großstadt in ein kleines Kaff zieht und dort vollkommen gemieden wird.
So ergeht es Nele, ihrem Mann Maik und den beiden Töchtern Lara und Dina in „Hexenwerk“. Maik als Schriftsteller sitzt die ganze Zeit zu Hause und bekommt davon wenig mit, Neles jedoch wartet den ganzen Tag in ihrer Schneiderei auf Kundschaft, erfolglos.
Bis irgendwann eine alte Dame auftaucht, die erste Kundin. Ihr geflüsterter Satz: „Und ich hoffe, das sie nicht allzu lange leiden werden.“ irritiert Nele, doch alte Leutchen sind manchmal etwas wunderlich.
Und tatsächlich scheint es von da an besser zu laufen, ein neuer Auftrag, eine Einladung zu einem Grillabend.
Und doch ist da dieses seltsame Gefühl, dass sich schon bald als richtig erweist …

Das alte Leben wegwerfen um woanders vollkommen neu zu beginnen, das kann Fluch oder Segen sein. Im Falle von Hexenwerk ist es letzteres. Die Familie zieht nach Falmhausen und alles ist anders als vorher. Neles gutlaufende vorher Schneiderei findet hier keinen Anklang, Kunden bleiben aus, die Mädchen werden in der Schule gemobbt. Als Mutter macht man sich da natürlich Sorgen, auch, weil kein Geld in die Kasse kommt.
Man kann Neles Ängste nachvollziehen, sie ist kein hysterisches Weib, keine Superheldin, nur eine ganz normale Ehefrau, die plötzlich mit Dingen konfrontiert wird, an die sie nie geglaubt hat. Doch von Anfang an ist da dieses Bauchgefühl, manchmal sollte man eben einfach darauf hören. Maik ist eher der passive Part und der eigentliche Grund des Umzuges, denn die Stadt hat ihn ausgebrannt, er brauchte einen Tapetenwechsel und ihm gefällt die Ruhe hier. Da er den Großteil des Tages zu Hause mit Schreiben verbringt, bekommt er von den Geschehnissen nicht allzu viel mit , im Gegensatz zu den beiden Töchtern, die sich ebenfalls unwohl fühlen.
Die Geschichte startet recht ruhig mit Existenzsorgen, die bald in den Hintergrund treten und schließlich geht es nur noch ums pure Überleben.
Ich weiß schon, warum ich ein Großstadtkind bin, kleine Orte und deren Einwohner haben manchmal tatsächlich etwas unheimliches an sich, eine eingeschworene Gemeinschaft, die keine Eindringlinge duldet und das muss Nele am eigenen Leib erfahren, aber sie kämpft.
Das mit den Bewohnern des Dorfes etwas nicht stimmt, ist von glasklar, einen netten Eindruck macht keiner und die erste Kundin und ihre gemurmelten Worte lassen erahnen, das man für die Neuankömmlinge längst etwas geplant hat. Die Frage ist nur, wer sitzt am Ende am längeren Hebel?

Hach ja, nach Simone Trojahns „Hexensaft“ schon wieder Hexen. Aber ich glaube, ich erwähnte es bereits, ich mag sie einfach und die bösen natürlich mehr als die guten.^^
Wer Moe Teratos kennt, weiß, dass die Geschichte ziemlich böse wird, da sind tote Ratten noch das harmloseste. Da „Hexenwerk“ in der Cuts Reihe von Redrum erschienen ist, ist das Buch fix durchgelesen, so aber genau das richtige für Zwischendurch.  
Wenn jemand den Umzug aufs beschauliche Land plant, ist es hier wohl besser, die Finger vom Buch zu lassen. Wer, so wie ich, auf Hexen und das ganze mystische Drumherum steht, sollte unbedingt zugreifen, 4 von 5 Miezekatzen gibts von mir dafür.

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