„Die andere Seite der Realität“ – A. P. Glonn

“ … Seth konnte es genau sehen, auch wenn er seinen eigenen Sinnen kaum traute. Duncans Augen verfärbten sich! Sie wurden zu leuchtenden, grünen Schlitzen, die kaum etwas menschliches an sich hatten. Der schwere Duft nach Wald und feuchter Erde verstärkte sich um ein Vielfaches, ließ seinen Kopf in heftigem Stakkato pochen und seltsame Dinge mit seinem Verstand anstellen. …“ 

London 1888. Als Inspector Seth Aspen in Whitechapel über eine Frauenleiche stolpert, ist das erst der Auftakt einer ungeheuren Mordserie, welche ganz London erschüttert. Der Mörder scheint ein nicht fassbares Phantom, von der Presse bald als Jack the Ripper betitelt. Um ihn zu stellen, verfolgt Aspen den Täter quer über den Atlantik, durch die USA und Kanada und darüber hinaus zur anderen Seite der Realität … nach Innes, einer Welt, aus welcher der Ripper seine Macht schöpft. Obwohl selbst als Fremdling verfolgt, bleibt ihm Aspen auf den Fersen; mit nur einem Ziel: Den Ripper zu finden koste es, was es wolle.

John ist Arzt, vor kurzem ist seine Frau gestorben und nun leidet er unter Schlaflosigkeit, für ihn ist das die passende Gelegenheit, die Aufzeichnungen seines alten Freundes Seth Aspen durchzugehen und in eine für die Allgemeinheit gut leserliche Form zu bringen, denn John hat viel zu erzählen. Als Inspektor bei der Metropolitan Police jagte er Jack the Ripper und der nahm ihn schließlich mit in seine Welt, die so ganz anders ist als die Großstadt London.
Die Bewohner dort beherrschen Magie, sind Gestaltwandler oder können sich teleportieren.
Gemeinsam mit Schattenläuferin Aelin und Wolfswandler Duncan macht er sich auf die Suche nach dem Killer, denn auch in Innes, wie diese Welt heißt, hast er seine blutigen Spuren hinterlassen.

„Die andere Seite der Realität“ von A. P. Glonn ist im ersten Drittel ein „normaler“ Thriller, Aspen sieht sich Tatorte und Leichen an, verhört Zeugen, ermittelt, doch Jack the Ripper hinterlässt keine verwertbaren Spuren. Die Bevölkerung hat Angst, besonders die Prostituierten und als ein Mann eine Frau belästigt, wird überwältigt und landet bei der Polizei. Dort trifft Aspen das erste Mal auf Francis Trumblety, einen verwöhnten, arroganten Amerikaner und sein Leben gerät aus den Fugen.
Aspen selbst scheint erstmal kein besonders umgänglicher Zeitgenosse zu sein, er ist Einzelgänger, lebt nur für seinen Job und ermittelt bis ans Ende seiner körperlichen Kräfte. Doch er hat auch eine andere Seite, da ist dieser Junge von der Straße, dem er immer wieder unter die Arme greift.
Gut, die Geschichte von Jack the Ripper ist jetzt nicht neu, trotzdem hat mich dieser Teil des Buches gut unterhalten. Schließlich flieht Trumblety zurück nach Amerika, weiter nach Kanada, wohin ihm Aspen folgt und sich schließlich mehr tot als lebendig ein einer völlig fremden Umgebung zu sich kommt. Zu seinem Glück findet ihn dort die Schattenläuferin Aelin und pflegt ihn. Da jedoch Menschen, die keine Magie beherrschen, gejagt werden, müssen die beiden schließlich fliehen, ihnen schließt sich noch Duncan, ein Freund der jungen Frau an.
Und da ist es wieder, das üblicher Dreiergespann, eine Frau zwischen zwei Männern. Ich muss gestehen, ich finde das inzwischen ziemlich nervig und bin mir sicher, dass ich deswegen beim Lesen immer wieder die Augen verdreht habe.
Dabei ist die Idee fast schon genial, ein Killer, nicht zu fassen, weil er schlicht und ergreifend nicht von unserer Welt ist. Vielleicht ist da ja sogar was Wahres dran, wer weiß.^^
Die Figuren haben eine eigene Geschichte und handeln logisch, sowohl Aelin als auch Duncan schließt man ins Herz, die beiden stehen für ihre Überzeugung ein und riskieren ihr Leben für einen ihnen völlig Fremden. Aelin eine toughe Frau, die sich zu helfen weiß und sich nicht unterbuttern lässt und Duncan mag zwar von seiner Art her nicht besonders vertrauenserweckend oder verlässlich wirken, ist aber zur Stelle, wenn man ihn braucht. So weit, so gut, das permanente Genecke der beiden hat meine Nerven dennoch etwa strapaziert.
Leider gibt es noch ein Detail, dass ich etwas übertrieben fand, allerdings kann ich darauf nicht weiter eingehen, sonst würde ich einfach viel zu viel vorwegnehmen.
Das Cover finde ich ein bisschen einfallslos, inzwischen gibt es allerdings ein neues, auf dem der gute alte Jack zu sehen ist, mir persönlich gefällt das um einiges besser.

Ein ungewöhnlicher Genremix, der zu überzeugen weiß, das trifft es hier wohl am besten. Wer also offen für neue Theorien im Fall von Jack the Ripper ist, sollte mal einen Blick riskieren.
Die fast schon typische Dreierkonstellation stößt jedoch zumindest bei mir nicht unbedingt auf Begeisterung und so vergebe ich 3,5 von 5 Miezekatzen.

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert