„Das Wesen“ – Arno Strobel

… „Es ist das Wesen, Herr Seifert.“ 
Ich sah ihn fragend an. „Was?“
„Das Wesen, Sie müssen das Wesen erkennen.“
„Haben Sie Drogen genommen?“, fragte Wolfert hinter mir, wodurch mir erst bewusst wurde, dass er noch immer stand.
„Setzen Sie sich doch bitte mal hin“, sagte ich zu ihm und wandte mich gleich wieder Lichner zu. „Das Wesen erkennen? Was meinen Sie damit?“ …
(Seite 186-187)

Ein kleines Mädchen stirbt, und der Hauptverdächtige wandert in den Knast – unschuldig? 15 Jahre später: Wieder verschwindet ein Kind, und der Albtraum beginnt von vorn – für die Ermittler und den Täter von damals.
Ein verurteilter Psychiater und ein besessener Kommissar – ein erbittertes Psychoduell um Schuld und Rache.

1994 haben Bernd Menkhoff und Alex Seifert den Psychiater Joachim Lichner wegen Kindesmord verhaftet, dafür saß er 13 Jahre im Knast, unschuldig, wie er immer wieder betont.
2009 ermitteln die Beiden immer noch gemeinsam und werden zu einer Wohnung gerufen, aus der ein kleines Kind verschwunden sein soll. Zu ihrer Überraschung öffnet ihnen ausgerechnet Lichner die Tür und behauptet auch nach all den Jahren immer noch, er wäre unschuldig und von Menkhoff hereingelegt worden. Seifert traut das seinem Partner nicht zu, doch er muss zugeben, er hatte damals bei dem Fall schon ein komisches Gefühl. und langsam beginnt er zu zweifeln …

Arno Strobel erzählt seine Geschichte in „Das Wesen“ aus der Sicht von Alex Seifert, der 1994 noch ein Frischling bei der Polizei war und so viele Dinge nicht wirklich hinterfragt hat. Inzwischen hat er ein freundschaftliches Verhältnis zu seinem Partner, aber mit dem Auftauchen von Joachim Lichner kommen ihm immer mehr Zweifel.
Ja, der Psychiater ist ein überheblicher Kotzbrocken, aber heißt das automatisch, dass er damals schuldig war? Vieles sprach gegen ihn, aber verhaftet wurde er, weil Menkhoff Beweismaterial in seiner Wohnung gefunden hat. Was ist damals wirklich gelaufen?
Alex ist hin- und hergerissen zwischen den beiden Männern, auf der einen Seite verabscheut er Dr. Lichner genauso sehr wie sein Partner es tut und das ist nicht besonders schwer, denn der Mann ist der Inbegriff eines Arschlochs, niemand, den man in seiner Nähe haben möchte. Und dennoch fragt man sich immer wieder, ob er nicht vielleicht tatsächlich das Opfer und nicht der Täter ist.
Das liegt vor allem daran, dass Menkhoff nicht so leicht zu durchschauen ist wie sein jüngerer Kollege und sich mit dem Psychiater ein wahres Katz- und Maus-Spiel liefert. Beide scheinen jedoch denselben wunden Punkt zu haben, eine verletzliche, geheimnisvolle Frau. Ihren Part fand ich besonders interessant, da man bei ihr nie so genau weiß, woran man eigentlich ist, sie ist sozusagen das Salz in der Suppe. Außerdem mag ich undurchschaubare Charaktere.
Ich besitze übrigens die Weltbildausgabe des Buches, die es mit „Das Skript“ und „Die Flut“ im Dreierpack gab, deswegen ist es schwer, eine Preisangabe zu machen, also habe ich auf die Taschenbuchausgabe aus dem Hause Fischer zurückgegriffen, nur, falls sich jemand wundern sollte.^^
Wer Psychospielchen mag, kommt um „Das Wesen“ von Arno Strobel nicht herum, die Frage hier ist bis zuletzt: Wer spielt mit wem?
Immer wieder glaubt man zu wissen, was vor sich geht und dann, Pustekuchen. Auch ich hatte von Anfang an einen Verdacht, muss aber zugeben, ja, ich habe mich aufs Glatteis führen lassen.
Dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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