„Übler Abschaum“ – Jack Ketchum

“ … Gott wußte, dass sie ihre kleine Schwester nicht umbringen wollte. Nur so lange außer Gefecht setzen, wie Owen benötigen würde, um sie zu vergewaltigen. …“ (Seite 11/12)

Eine sadistische, blutige Geschichte. Mit Illustrationen von Julia Gerlach.

ÜBLER ABSCHAUM ist ein weiteres Werk von Ketchum, das auf einem wahren Kriminalfall beruht:
Paul Bernardo und seine Frau Karla Homolka wurden bekannt als die Ken-und-Barbie-Killer. Sie haben drei Schulmädchen für ihre perversen Spiele missbraucht und anschließend getötet. Das alles haben sie auf Video aufgezeichnet.

Die meisten der Dialoge hat Ketchum direkt aus den Polizeiunterlagen übernommen.

Sherry hat das perfekte Geschenk für ihren zukünftigen Ehegatten, die Jungfräulichkeit ihrer jüngeren Schwester. Diese wird natürlich gar nicht erst gefragt, sondern kurzerhand betäubt, immerhin arbeitet Sherry ja beim Tierarzt und hat Zugriff auf die Medikamente. Dummerweise geht die ganze Sache gründlich schief, denn das Opfer verstirbt, dass ist jedoch kein Grund für das Pärchen, auf Sexspielchen mit Minderjährigen zu verzichten …

Gleich zu Beginn, ich mag Jack Ketchum, aber „Übler Abschaum“ hat mich nicht so ganz in seinen Bann gezogen. Die beiden Hauptcharaktere Sherry und Owen sind total gestört, bereits auf der ersten Seite fragt man sich, wer auf solche Gedanken kommt und dann auch noch bei der eigenen Schwester. Erschreckenderweise muss ich hier erwähnen, dass diese beiden Figuren keineswegs Ketchums Fantasie entspringen, sondern auf dem Fall von Karla Leanne Homolka und ihrem Ehemann Paul Kenneth Bernardo beruhen, die als Ken and Barbie of Murder and Mayhem bekannt wurden und im Jahre 1993 bei ihrer Verhaftung mächtig Staub aufwirbelten.
Beide sind das perfekte Beispiel dafür, dass auch schöne Menschen verdammt hässlich sein können. Beginnend mit der schiefgelaufenen Vergewaltigung von Sherrys Schwester begleitet man das Paar bei seinen perversen Spielchen mit jugendlichen Opfern, die Owen mit nach Hause bringt. Spätestens hier zeigt sich, dass sich die beiden gesucht und gefunden haben, denn Sherry steht ihrem Mann in nichts nach. Auch wenn nicht allzu sehr ins Detail gegangen wird,reicht das, was man erfährt vollkommen aus. Leider finde ich den Schreibstil hier recht platt, das mag dem Umstand geschuldet sein, dass der Autor viele Dinge aus den Polizeiunterlagen übernommen hat, aber nicht nur das hat mich gestört. Mit 95 Seiten fehlt es der Story leider etwas an Tiefgang, einige Dinge werden ausführlich erörtert, andere dafür nur kurz angeschnitten, dabei hätte ich meist genau dann natürlich gern mehr erfahren. Darüber, wie die Familie auf den „Vorfall“ mit der Schwester reagiert hat zum Beispiel, darüber wird kein weiteres Wort verloren und das finde ich etwas schade.
Dafür ist das Büchlein wieder toll aufgemacht, sogar in roter Signalfarbe, die sticht sofort ins Auge. Außerdem gibt es im Band 6 der Festa Special Reihe nun auch zum ersten Mal Illustrationen, die Bilder von Julia Gerlach untermalen das Geschehen sehr treffend. Dass es nach dem doch relativ dicken „Ladies‘ Night“ von Jack Ketchum diesmal eine doch recht kurze Geschichte ist, stört mich gar nicht so sehr, aber das Gefühl, dass sie nicht zu Ende erzählt ist, drückt meine Bewertung dann doch etwas nach unten.

Alles in allem eine spannende Geschichte, das haben die True Crime Sachen ja so an sich. Leider wurde hier, finde ich, etwas Potential verschenkt, einige Charaktere haben nur einen kurzen Auftritt, dabei hätte ich gern mehr über sie erfahren, genauso wie über die Ermittlungsarbeiten oder die Zeit im Gefängnis, das wird mir alles zu schnell oder eben gar nicht abgehandelt. So vergebe ich ich diesmal nur 3,5 von 5 Miezekatzen, unter anderem auch, weil das Ende mich doch etwas unzufrieden zurückgelassen hat.

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