„Murgunstrumm“ – Hugh B. Cave

… Und da war noch etwas, das das Rasthaus in seinen Tagen voller Gelächter und Frohsinn nicht gekannt hatte, etwas, das selbst Jeremy, dem es doch wirklich an Fanstasie fehlte und der weder Tod noch Teufel fürchtete, unbewusst erfasste.
„Hier ist etwas nicht in Ordnung“, flüsterte er und griff nach Pauls Mantelärmel. „Nein, hier ist etwas ganz schrecklich verkehrt, Sir. Die Luft an diesem Ort …“ (Seite 64)

Ohne Zweifel ein Klassiker des Pulp Horror

Ein Mann flieht aus einer Irrenanstalt, um zu beweisen, dass er und seine Verlobte nicht verrückt sind.
Er behauptet, dass in dem abgelegenen Gasthaus ›Gray Toad Inn‹ Vampire hausen. Und der Wirt dient den Blutsaugern, um mit den Körpern der Opfer perverse Versuche anzustellen …

Diese Novelle ist eine der gruseligsten aus den Zeiten der amerikanischen Pulp-Magazine. Knallig, spannend und mit einer düsteren Atmosphäre in einer klaustrophobischen Kulisse. Als hätte Dashiell Hammett eine Vampirgeschichte geschrieben.

Mit den makabren Illustrationen des unnachahmlichen Lee Brown Coye, dem wohl besten Horror-Illustrator des 20. Jahrhunderts.

Mit Hilfe eines Freundes ist es Paul gelungen, aus der Irrenanstalt zu fliehen, nun will er beweisen, dass das, was er damals gesehen hat, kein Hirngespinst war.
Zusammen mit Jeremy macht er sich erneut auf den Weg zu dem alten Gasthaus, in dem die seltsamen Wesen verkehren. Auch die beiden Ärzte, die ihn einliefern ließen, hat er im Schlepptau. 
Schon allein der Wirt ist mehr als nur gruselig, dass er seine Gäste am liebsten loswerden würde, ist offensichtlich. Doch je später es wird, umso seltsamer werden die Vorkommnisse in der dunklen Wirtschaft und schon bald müssen die vier Männer um ihr Leben fürchten …

Ein Mann, der aus der Irrenanstalt ausgebrochen ist und ein altes Gasthaus am Arsch der Welt, schon allein diese beiden Dinge erfreuen das Herz jedes Horrorfans, na ja, meins zumindest, so ein bisschen erinnert mich das Setting an die alten Edgar Wallace Filme, die ich als Kind geliebt habe. Jeden Donnerstag Abend … , ach ja, ich schweife ab.^^
Also zurück zum Thema. In „Murgunstrumm“ , dem inzwischen schon 9. Band der Festa Special Reihe, begleitet der Leser Paul, der sich seinem schlimmsten Albtraum stellt. Gemeinsam mit seiner Freundin ist er vor einiger Zeit nach einer Autopanne in jenem alten Gasthaus gelandet. Das Paar konnte zwar entkommen, ihn brachten die Ereignisse jedoch in die Anstalt, weil keiner ihm glaubte. Angetrieben von dem Vorsatz den anderen zu beweisen, begibt er sich erneut ins „Gray Toad Inn“, keine gute Idee, wie man sich bereits denken kann.
Doch diesmal ist er vorbereitet und nicht allein, neben Jeremy, einem Bediensteten des Vaters seiner Freundin begleiten ihn zwei Ärzte, allerdings weniger freiwillig.
Das abgelegene Gasthaus ist der perfekte Schauplatz, einsam gelegen, alt, verfallen, allein da schon geht meine Fantasie mit mir durch. Dazu kommt noch Murgunstrumm, der Wirt und Namensgeber des Buches, wortkarg und seltsam deformiert, man könnte meinen, er wäre gar kein Mensch. Zwar wird er ausführlich beschrieben, die Illustrationen von Lee Brown Coye lassen das krötenähnliche Wesen dann aber noch mehr Gestalt annehmen und sagen wir es mal so, begegnen möchte man ihm besser nicht. Das gilt übrigens auch für seine Besucher, die nach und nach eintreffen …
Hugh B. Cave schafft es von Anfang an eine gruselige Stimmung zu verbreiten, dafür sorgen sowohl die Charaktere, als auch die düstere Umgebung. Wir erfahren nicht viel zur Vorgeschichte der Figuren, Pauls Flucht aus der Anstalt mal ausgenommen, das ist hier auch gar nicht nötig. Paul ist der gefallene Held, der an den Ort seiner Niederlage zurückkehrt, Jeremy sein loyaler Begleiter, der zwar von der ganzen Sache etwas überrumpelt ist, aber ihm trotzdem zur Seite steht.
Einen klitzekleinen Kritikpunkt habe ich trotzdem, allerdings weiß ich nicht, ob der Autor das kleine Wörtchen „dann“ wirklich so geliebt hat oder es an der Übersetzung liegt, auf jeden Fall taucht es immer wieder auf, oft mehrmals hintereinander. Das schmälert das Lesevergnügen jetzt nicht, aber es ist mir aufgefallen.^^ 

„Murgunstrumm“ von Hugh B. Cave ist Oldschool-Horror aus einer Zeit, in der Vampire noch böse waren und keine sexy Glitzerwesen, die von Frauen angeschmachtet werden. Ja, manchmal vergesse ich, dass das tatsächlich mal so war.^^
Mit knapp über 200 Seiten hat das Buch genau die richtige Dicke für einen kuscheligen Abend auf der Couch, der momentane Dauerregen passt da perfekt zur Stimmung.
Freunde von Blut und Gemetzel werden allerdings weniger Freude daran haben, geht es doch eher „beschaulich“ daher. Wer jedoch auf das gute alte Gruselfeeling steht, kann hier bedenkenlos zugreifen, ich vergebe für die blutrünstigen Wesen im alten Gasthaus 4 von 5 Miezekatzen.

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