“ … Bis gerade hatte Ophelias Blick auf ihr geruht. Nun aber wanderte er durch das Zimmer, als wollte er jemandem zur Tür folgen. Im gleichen Moment bemerkte Sadie einen Luftzug im Nacken. Oder spielte ihr Nervenkostüm ihr da Streiche? …“ (Seite 98)
Sadie ist 25, arbeitet als Bibliothekarin und hat eine besondere Gabe: Sie ist empfänglich für das Übernatürliche.
Ein Freund bittet Sadie, sich mit einem seltsamen Ereignis zu befassen. In einem angeblichen Spukhaus in der Stadt ist ein Mädchen verrückt geworden. Sie versucht seither sich umzubringen, weil sie, so behauptet das Mädchen, von dem Geist einer toten Frau terrorisiert wird. Diesen Geist nennt sie »die Madenmutter«.
Obwohl sie ihre Gabe immer unterdrückt hat, möchte Sadie helfen und betritt das unheimliche Haus.
Doch die Geschichte der Madenmutter ist keine Erfindung von einem gestörten Teenager. Der Geist der Toten ist real – und sehr bösartig …
Eine Mutprobe führt drei Jugendliche in ein altes Haus, in dem es angeblich spuken soll. Schritte im Dunkeln erschrecken die Freunde, sie fliehen und Ophelia verliert den Anschluss. So bleibt sie allein zurück und hat eine Begegnung der besonderen Art, auf die sie wohl lieber verzichtet hätte…
Sadie arbeitet in der Bücherei und führt kein sonderlich aufregendes Leben, die einzige Aufregung besteht darin, sich nach Feierabend mit ihrem Kollegen August ein Wettrennen zum Abschließen der Bibliothekstür zu liefern. Das ändert sich, als eine alte Nachbarin auftaucht und Sadie um Hilfe bittet. Seit dem Besuch im Haus auf dem Beacon Hill ist ihre Tochter nicht mehr dieselbe. Sadie erinnert sich an Ophelia und an ihre Gabe, Geister zu sehen, die sie bisher unterdrückt hat …
Ja, bei mir kam durchaus ein wenig Old-School-Gruselflair beim Lesen von „Der Spuk von Beacon Hill“ auf, aber ich mag Geisterhaus-Geschichten einfach, es geht eben auch ohne Blut und Gedärm, meistens ist es so auch viel unheimlicher. Und mal ehrlich, wer hat nicht schon mal Schritte in der Wohnung gehört oder merkwürdige Geräusche? Ich erinnere mich noch gut daran, dass bei uns mal eine ganze Weile der Fernseher an und aus ging oder von sich aus einfach das Programm änderte. Da läuft es einem abends im Dunkeln schon mal eiskalt den Rücken runter, gerade, wenn man allein zu Hause ist. Natürlich gibt es dafür logische Erklärungen, aber ist ein Geist nicht viel reizvoller? Gut, Ophelia wird diese Meinung wahrscheinlich nicht teilen, denn für sie wird nach der Begegnung mit der Madenmutter das Leben zur Hölle. Auch für Sadie, die mitten ins Geschehen gezogen wird und sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, die sie bisher erfolgreich verdrängt hat. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt am Buch, man erfährt einfach zu wenig darüber, ich hätte mir hier einen Ausflug in ihre Jugend gewünscht, was man darüber liest, ist doch eher dürftig, schade. Dennoch fiebert man von Anfang bis Ende mit ihr mit, vor allem auch, weil sie so eine „normale“ Heldin ist, die Frau von nebenan, die ein eher langweiliges Leben führt, dass sich von jetzt auf gleich ändert, als ihre alte Nachbarin bei ihr auftaucht und damit die Erinnerungen. Doch auch August ist ein Sympathieträger, stets abrufbereit, immer gut ausgerüstet und sofort zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Was mich ehrlich gesagt erst einmal ein bisschen stutzig gemacht hat. Eigentlich wären die beiden ein tolles Paar, sie ergänzen sich prima, vielleicht kommt da ja noch was, genug Stoff für eine Fortsetzung wäre auf alle Fälle da und ich könnte meine Neugier befriedigen …
Ambrose Ibsen lässt den Leser die Geschichte hautnah miterleben, man leidet förmlich mit Sadie und Ophelia, aber auch das Cover finde ich sehr gelungen. Erwähnte ich übrigens schon mal, dass ich Geisterhaus-Geschichten mag? Nein? Gut, dann wisst ihr es jetzt.^^ Auf jeden Fall weckt das Haus auf dem Cover genau die richtigen Erwartungen und nach dem Lesen wird man garantiert von irgendwelchen idiotischen Mutproben absehen.
Wer auf der Suche nach einem Buch mit Gänsehaut-Feeling ist, kann hier bedenkenlos zugreifen. In guter alter Gruselmanier geht es blutarm, aber trotzdem spannend, zur Sache, genau die richtige Lektüre für eine spukige Couchsession, wenn die Halloween-Party dieses Jahr ausfällt. Die Madenmutter bekommt von mir 4 von 5 Miezekatzen, die sie hoffentlich nicht zum Frühstück verspeist.^^