„Das Stück“ – Rebekah Stoke

… “ Ich will, dass du da bist, die ganze Zeit. Und falls ich falle, fängst du mich auf?“
„Du wirst niemals fallen.“

„Bist du dir da so sicher?“
„Ja.“ Er löste seine Hand aus meiner. „Denn bevor du fällst, falle ich.“ … (Seite 325)

Er sammelt Stücke.
Stücke von Frauen.
Um das zurückzubekommen, was ihm genommen wurde.

Um ihre langjährige Beziehung zu retten, wird Robyn von ihrem Freund Jake zu einem Angelurlaub überredet, der sie in ein einsames Cottage an einem See führt. Statt sich um sie zu kümmern, fährt Jake jedoch sein eigenes Programm und hegt schon bald nach ihrer Ankunft Zweifel gegen den Besitzer des Grundstücks, Brian Hammond.
Robyn missachtet Jakes Bedenken und lernt den charmanten Mann kennen, der sie „Mädchen“ nennt und ihr das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein.
Dass vor Kurzem eine Frau aus der Gegend spurlos verschwunden ist und Jake nicht der erste Gast ist, der glaubt, dass mit diesem Ort und diesem Mann etwas nicht stimmt, interessiert sie nicht.
Erst, als sie eine junge, malträtierte Frau, gefesselt im Bett des jungen Mannes findet, begreift Robyn, dass es für Jake und auch sie schon längst zu spät ist.
Denn „das Mädchen“ hat das letzte Stück, das Brian Hammond in seiner Sammlung noch fehlt …

Zwischen Robyn und Jake kriselt es, die beiden sind schon lange ein Paar, leben schließlich nur noch nebeneinander her und dann hat Jake eine Affäre. Um zu retten, was noch zu retten ist, will er mit Robyn ein paar Tage in einer gemieteten Hütte an einem See verbringen. Doch schon bei der Ankunft wird ihr Interesse am Vermietergeweckt, der sich als Brian vorstellt. Da Jake nicht wirklich den Versuch unternimmt, auf sie einzugehen, kommt, was kommen muss, der Fremde scheint auf einmal reizvoller als die eigentliche Begleitung.
Doch nicht alles ist so, wie es scheint und bald findet sich Robyn in ihrem ganz persönlichen Albtraum wieder, denn der scheinbar charmante Brian hat zwar durchaus Interesse an ihr, aber eben nur „teilweise“ …  

Ein Paar auf einem Kurzurlaub um sich wieder näher zu kommen, so weit ist das ja erstmal nichts wirklich neues und dennoch schafft es Rebekah Stoke auch diesmal wieder, das es einem eiskalt den Rücken herunterläuft, auch wenn man recht früh ahnt, worum es geht. Robyn und Jake sind recht unterschiedlich, sie immer bemüht, voranzukommen, er zufrieden mit dem, was er hat. Sie diejenige, die alles in die Beziehung gesteckt hat, er das fremdgehende Arschloch. Doch ganz so einfach ist es nicht, auch wenn man für Jake erstmal wenig Sympathie hegt.
Und dann ist da Brian, der Vermieter, der gleich nebenan wohnt und sofort nach der Ankunft mit Robyn flirtet, denn für ihn ist sie etwas ganz besonderes, auf welche Art, ahnt sie jedoch nicht mal ansatzweise. Sie ist einfach zu sehr damit beschäftigt, ihn wie ein Teenager anzuschmachten, blind für alles andere und so nimmt das Unheil seinen Lauf.
Was Brians Geheimnis ist, wird recht schnell ersichtlich, welches Drama sich jedoch dahinter verbirgt, kommt jedoch erst nach und nach ans Licht und ist nicht weniger schockierend.
Allerdings muss ich zugeben, so richtig warm geworden bin ich mit Robyn nicht, Sie verurteilt Jake fürs Fremdgehen, ist aber vom ersten Moment an Feuer und Flamme für den Nachbarn und findet es auch nicht verwerflich, sich ihm an den Hals zu schmeißen, irgendwas passt da nicht…
Robyn und Brian kommen abwechselnd zu Wort und beschreiben ihre Sicht der Dinge, wobei ich Brians Kapitel irgendwie fesselnder fand, aber wer begleitet nicht gern den bösen Buben auf seinem Weg? Außerdem gibt es auch ein paar kleine Abstecher in die Vergangenheit, die aber nicht für Verwirrung sorgen, denn das jeweilige Datum steht ebenso wie der Name des Erzählers über jedem Kapitel.
Sehr gelungen finde ich übrigens auch wieder das Cover, selbst auch wenn Rebekah Stokes Bücher keine Fortsetzungen sind, so sieht man doch auf den ersten Blick, dass sie „zusammengehören“, von derselben Autorin stammen, sie haben durchaus Wiedererkennungswert. In einer Zeit, wo man manchmal nicht mal Reihen als solche erkennt, finde ich das toll.

Auch mit ihrem vierten Buch weiß Rebekah Stoke wieder zu begeistern, es ist genauso bluitg und düster wie die anderen, ein Abtauchen in menschliche Abgründe, darüber sollte man sich klar sein.
Wer „Das Insekt“, „Die Gequälte“ und „Das Instrument“ mochte, wird um „Das Stück“ kaum herumkommen, wer es böse mag, sollte auch mal ein Auge riskieren. Aber Achtung, Lesen auf eigene Gefahr und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
Ich vergebe 4 von 5 Miezekatzen und bin schon wahnsinnig gespannt auf Nachschub, auch wenn der jetzt wohl erstmal wieder eine Weile auf sich warten lassen wird.

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