„Wahnring“ – Nici Hope

„Jetzt weiß ich aber auch von dem Blut, der Macht und dem Königreich …“

Radiomoderatorin Kat erbt einen goldenen Ring. Seitdem sie das Schmuckstück trägt, wird sie von Stimmen und merkwürdigen Visionen geplagt. Der Ring treibt sie an, flüstert ihr zu, macht sie zu einer leidenschaftlichen Killerin. Nach Wahnsinn, Blutrausch und Massaker landet Kat in der geschlossenen Psychiatrie. Dort nimmt sie einen Podcast auf. Den Podcast der Blutkönigin!

Als Radiomoderatorin Kat das Erbe ihrer Großtante Elvira auspackt, ist sie erstmal nicht sonderlich begeistert. Gut, in einen Polsterumschlag passt bekanntlich eh nicht viel, doch der alte Ring ist häßlich, das Gold  stumpf, der Diamant matt. Dennoch wird er bei einem Glas Wein gesäubert und hinterlässt eine seltsame braunrote Farbe auf dem Wattestäbchen.
Mit der Ankunft des Ringes brennt sich auch ein Lied in ihr Hirn ein, „I´m so exited“ von den Pointer Sisters wird von nun an zu ihrem ständigen Begleiter, ebenso wie verstörende Visionen von Blut, Sex und Messern. Elvira spricht zu ihr, erzählt ihr Dinge von Ekstase und dem roten Lebenssaft, von einem Reich, in dem sie die Königin ist…

Wer wäre nicht selbst gern einmal die böse Blutkönigin? Ich muss gestehen, einen gewissen Reiz übt das Ganze auf mich durchaus aus, auch wenn ich jetzt nicht gleich plane, meine Mitmenschen zu zerhackstückeln, aber ein bisschen Böse geht immer und im Endeffekt sind wir doch alle ein bisschen Bluna.^^ Natürlich ist Kat weit entfernt von nur ein bisschen, deswegen sitzt sie nun ja auch in der Klapse ein, von wo aus sie ihren etwas anderen Podcast startet.

In der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze und für so ein paar Seiten hat Kat viel zu erzählen, einige Dinge bleiben natürlich auch auf der Strecke, denn außer Namen und Job weiß man nichts über die Protagonistin, aber das ist hier auch gar nicht nötig, schließlich geht es um ihren Podcast. So ist die Geschichte auch aufgebaut, Kat erzählt in der Ich-Form über die Ereignisse und man ist sozusagen live dabei, ein cleverer Schachzug der Autorin. Übrigens finde ich auch die Einbindung des Liedes sehr geglückt, jeder von uns hat doch diesen einen Song, den er mit etwas ganz Bestimmten verbindet und ich hoffe mal, das ist nicht unbedingt Blut und Gedärm. Auf jeden Fall haben diese Textschnipsel dazu beigetragen, mich tiefer in die Story eintauchen zu lassen und zusammen mit Kat immer mehr in den Wahn abzugleiten.
Ach und bevor ich es vergesse, „Wahnring“ ist #2 der BookBitchesBox, diese Storys entstanden sozusagen im Stand-Up-writing unter der Vorgabe von fünf Wörtern, die hier in diesem Falle Wattestäbchen, Reizwäsche, Goldring, Sturm und Lego waren.

„Wahnring“ von Nici Hope war meine Lektüre auf dem Weg zur Arbeit und da die Bahnfahrt nicht so lange dauert, hatte es genau die richtige Länge für Hin- und Rückfahrt. Natürlich ist das absolut kein Bewertungskriterium, passte aber so schön.
Die Kurzgeschichte lässt sich flüssig lesen, die Idee mit der Erzählung im Podcast-Stil finde ich gut, ebenso die Sache mit dem Song, der den Leser die ganze Zeit über begleitet und sich danach erstmal festgesetzt hat, blöder Ohrwurm. Nur das Cover ist nicht wirklich meins, die Finger erinnern mich immer an in Scheiben geschnittene Würstchen und ja, ich esse halt gern.^^
Wer also auf der Suche nach kurzer Unterhaltung für zwischendurch ist und vor Blut und Sex nicht zurückschreckt, sollte mal einen Blick auf Wahnring riskieren, mir ist es 4 von 5 Miezekatzen wert.

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