„Das Kainsmal“ – Chuck Palahniuk

“ … Andy Warhol hat sich geirrt. In der Zukunft werden die Leute nicht für fünfzehn Minuten berühmt sein. Nein, in der Zukunft wird jeder neben einem sitzen, der für mindestens fünfzehn Minuten berühmt war. Typhoid Mary oder Ted Bundy oder Sharon Tate. Geschichte besteht aus nichts anderem als aus Monstern und Opfern. Und Augenzeugen. …“ (Seite 13-14)

Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen:
Seit seiner Kindheit fordert Buster „Rant“ Casey den Tod heraus: Er macht Jagd auf Spinnen, Schlangen und Skorpione, um ihr Gift in seinem Körper zu spüren. Später schließt er sich einer Gruppe von Party-Crashern an – Leuten, die Verfolgungsjagden mit Autos veranstalten und dabei spektakuläre Unfälle provozieren. Hier scheint Rant seine Bestimmung gefunden zu haben, und bald eilt ihm der Ruf als „Engel den Todes“ voraus …

Schon als Kind spielt Rant gern mit dem Tod und zieht durch die Wälder, um sich von allen möglichen Tieren beißen zu lassen, Spinnen, Skorpione, Kojoten, Schlangen, nichts ist vor ihm sicher. Als er schließlich der Enge seines Heimatstädtchen entflieht, schließt er sich einer Gruppe von „Party-Crashern“ an, die Autounfälle verursachen. Nach seinem Tod macht sich seine Clique auf den Weg in seine Heimat, um dort die Leute, von denen er erzählt hat, selbst kennenzulernen.

Das Kainsmal ist das Zeichen der Schuld, mit dem Gott Kain brandmarkte, nachdem er seinen Bruder Abel getötet hat. Auch Buster Casey hat sich schuldig gemacht. Tief in ihm schlummert eine Todessehnsucht, doch so oft er sein Leben auch riskiert, er stirbt nicht. Dafür trägt er das Tollwutvirus in sich und hat kein Problem damit, es großzügig zu teilen.
Mit Chuck Palahniuk ist es ja bekanntlich so eine Sache, man liebt oder hasst ihn. Bisher zählte ich mich eigentlich zur ersten Fraktion, aber bei mit seinen letzten beiden Büchern, die ich gelesen hab, steh ich irgendwie auf Kriegsfuß. Dabei liegt es bei „Das Kainsmal“ nicht an der Geschichte selbst, sondern an deren Erzählweise, denn der Autor lässt hier nicht Buster Casey erzählen, denn der ist tot, soviel steht schon zu Beginn des Buches fast. Also kommen an seiner Stelle Menschen zu Wort, die ihn kannten, begleitet haben und äußern jeweils ein paar Worte zum Geschehen. Ich muss gestehen, das klang am Anfang aufregend, fast wie so eine Art Zeugenbefragung. Leider wird es beim Lesen immer wirrer, die Leute widersprechen sich gegenseitig oder greifen mit ihren Anmerkungen der Zeit weit voraus. Der eigentliche Reiz des Buches liegt also darin, sich aus all den Berichten der Leute selbst zusammenzureimen, was wirklich passiert ist, denn genau das erfährt man nicht. Allerdings hab ich die Lust daran recht schnell verloren, mich aber trotzdem tapfer bis zum Ende durchgekämpft. Und noch etwas hat mich gestört: In „Das Kainsmal“ gibt es so viele grundverschiedene Figuren, aber in der Art und Weise in der sie den Leser an ihren Erinnerungen teilhaben lassen, unterscheiden sie sich nicht, Rants Mutterklingt genauso wie seine ehemaligen Mitschüler oder irgendwelche Wissenschaftler.
Doch auch hier blitzt zwischen den Seiten immer mal wieder der übliche Palahniuk auf, scharfzüngig, sarkastisch, böse, aber leider sind Sätze wie: „Der größte Trost im Leben ist, dass man über die Schulter zurückblicken kann und in der Schlange hinter sich Leute sieht, die noch viel schlechter dran sind.“ (Seite 21) eher Mangelware. Komplett durch die Geschichte zieht sich jedoch seine Gesellschaftskritik, sein Protagonist bricht aus, will ein anderes Leben als das ihm vorbestimmte. Wohin das führt und was das aus ihm macht, erfährt man gleich zu Beginn.
„Das Kainsmal“ einem Genre zuzuordnen ist bei dem wilden Mix fast unmöglich, dafür ist es zu abgedreht, bedient es sich zu vieler Elemente. Und genau deswegen muss ich passen, für mich ist es einfach zu viel von allem.  

Wer es abgedreht, düster, ein wenig brutal mag und auch mit Schience Fiction Einschlägen kein Problem hat, für den könnte „Das Kainsmal“ durchaus etwas sein. Mir waren die ständigen Perspektivenwechsel und das Rätselraten, was denn nun wirklich passiert ist einfach zu anstrengend, das hat mir gehörig die Story verhagelt. Mehr als 3 von 5 Miezekatzen sind hier leider nicht drin.

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