… „Es kann ja immer noch so eine verfickte Prüfung sein, weisste? Immerhin geht es um ne Million, mann“, überlegt Toto. „Aber mir ist der ganze Scheiß jetzt egal. Ich will nur noch raus hier.“, ergänzt er. „HÖRT IHR? ICH WILL RAUS!“ …
„Da draußen fressen sie sich gegenseitig auf.“
Abgeschnitten von der Außenwelt, isoliert, sich selbst überlassen.
Es hatte ein TV-Spektakel sein sollen. Sieben Kandidaten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, jeder von ihnen mit einem Geheimnis, in einem Container. Dutzende Kameras, die jede ihrer Bewegungen verfolgen und selbst die intimsten Momente festhalten. Erotik, Leidenschaft, Hinterhältigkeit und Intrigen. Die Einschaltquoten waren hoch, das Publikum begeistert. 68 Tage ging es gut, Zuschauer und Kandidaten fieberten dem großen Finale entgegen …
Doch dann brach alles zusammen.
„Hier drinnen auch.“
„Big Brother“ während der Zombieapokalypse, 7 völlig unterschiedliche Menschen, eingesperrt im Container, bis Tag 69 geht alles gut, dann bricht die Verbindung nach draußen ab. Die Zigaretten werden knapp, die Bewohner langsam unleidlich, kommen doch keine Regieanweisungen mehr und niemand kümmert sich um sie. Aber was ist los?
Um zu prüfen, ob wirklich niemand einschreitet, wird kurzerhand ein Feuer gelegt, das fast außer Kontrolle gerät, es erfolgt keine Reaktion und spätestens jetzt ist man sich sicher, dass irgendwas nicht stimmt, zumal ab und an merkwürdige Geräusche von draußen zu hören sind.
Dann fallen auch noch Wasser und Strom aus, es gibt keine Lebensmittellieferungen mehr und die Tür in die Freiheit lässt sich nicht öffnen, es kommt zu Meinungsverschiedenheiten und schließlich zu einem Selbstmord.
Eingesperrt mit einer Leiche und ohne Glimmstängel kann das Leben ganz schön hart werden …
Ein Hoch auf die Unterhaltungsindustrie, vor allem natürlich auf unser Fernsehshows, die immer faszinierender werden. Sendungen wie „Big Brother“ waren noch nie meins und ich muss zugeben, ich finde das Setting von „Tag 78“ genial. Sieben sich völlig fremde Menschen, jeder von ihnen hat ein Geheimnis. Wird das erraten, gibt es für den Glücklichen 50.000 Euro extra. Na ja, zumindest war es so mal geplant, doch die Regeln haben sich geändert.
Nun sind Muskelprotz Toto, Containermutti Babsi, Zippo, der Fahrradkurier mit den Dreadlocks, Lilith, die Gruftitussi, Dominique, das Millionärssöhnchen, Jenny, die Sexbombe und Ben, der Sunnyboy von der Außenwelt abgeschnitten und es zeigt sich, wie wenig sie doch gemeinsam haben. Raus wollen sie alle, doch wie? Da gibt es die, die auf Gewalt setzen, jene, die lieber erstmal abwarten wollten und die, die versuchen zu vermitteln.
Die Stimmung schaukelt sich hoch, unterschiedliche Meinungen treffen aufeinander und es kommt zu ersten Handgreiflichkeiten, die immer mehr ausarten, Masken fallen.
Anstatt zusammen nach einer Lösung zu suchen, fällt man sich gegenseitig in den Rücken und natürlich gibt es jemanden, der die Lage zu seinen Gunsten ausnutzt.
Sperrt man Menschen zusammen ein, zeigt sich immer irgendwann die schlechte Seite, die wir wohl alle haben, bei dem einen früher, dem anderen später. Immer gibt es jemanden, der sich für etwas besseres hält und dem Rest seine Ansichten aufdrücken will.
Wer die Guten und die Bösen sind, ist recht schnell klar, allerdings kann ich mich für keine der beiden Seiten wirklich erwärmen. Toto ist mir zu aalglatt, Babsi zu liebenswürdig und Lilith, nun ja, der Name sagt eigentlich schon fast alles.^^
Vincent Voss nimmt uns in „Tag 78“ mit in den Container, wo es Geld dafür gibt, das Publikum möglichst lange bei Laune zu halten und nicht rausgewählt zu werden. Wenn es allerdings keine Zuschauer mehr gibt, keine Aufgaben, keine Anweisungen, merkt man doch recht schnell, dass man sich eigentlich nicht viel zu sagen hat und die Lage fix außer Kontrolle gerät. Der Stärkste hat das Sagen, der Rest folgt oder muss mit den Konsequenzen leben.
Den Spiegel vorgehalten zu bekommen, ist immer wieder erschreckend und doch befürchte ich, dass es eben genauso laufen würde, nicht nur während der Zombieapokalypse. Nun ja, zumindest werde ich mal nicht eingeschlossen bei irgendeiner Spielshow landen, soviel ist sicher.
Aber die Idee ist genial, so kann man ohne große Erklärungen die verschiedensten Charaktere zusammenwerfen und keiner fragt nach. Also noch einmal ein Hoch auf unsere Shows, ich wurde gut unterhalten und vergebe dafür 4 von 5 Miezekatzen.
Zombie Zone Germany:
01 .“Die Anthologie“
02. „Trümmer“ – Simona Turini
03. „Tag 78“ – Vincent Voss
04. „Letzter Plan“ – Jenny Wood
05. „Zirkus“ – Carolin Gmyrek
06. „Blutzoll“ – Matthias Ramtke
07. „Xoa“ – Lisanne Surborg
08. „Fressen oder gefressen werden“ – Thomas Williams
09. „Anthologie: Der Beginn“
10. „Hoffnung“ – Hanna Nolden