„400 Tage der Erniedrigung“ – Wrath James White

„… Kenyatta war so anders als jeder, den ich je getroffen hatte. Es war etwas Majestätisches an ihm, etwas Fürstliches. Seine Augen waren weise und intensiv, manchmal grausam, doch sogar das war sexy. Seine Stimme war tief, ein Bass wie bei Lou Bawls oder Barry White. Heißblütig, weich und sinnlich, doch auch energisch und dominant…“ (Seite 30)

Natasha hat den Mann ihrer Träume gefunden.
Kenyatta führt Natasha in völlig neue Welten der sexuellen Lust und er gibt ihr ein Gefühl der Sicherheit, das sie nie zuvor erlebt hat. Natasha würde alles tun, um ihm zu gefallen.
Aber Kenyatta, dessen Vorfahren aus Afrika stammen, glaubt nicht an eine gemeinsame Zukunft mit einer Weißen. Dennoch fordert er Natasha zu einem Wagnis heraus: Damit sie ihn und sein schwarzes Erbe wirklich versteht, soll Natasha sich ihm ausliefern. Bedingungslos. Sie muss für 400 Tage seine Sklavin sein!
Natasha ahnt nicht, zu was Kenyatta fähig ist …

Natasha findet sich nicht wirklich sexy, sie ist eher ein Pummelchen und so sehr überrascht, dass der hübsche Schwarze im Nachtclub sie ihrer attraktiven Freundin vorzieht.
Als er nach ihrer Nummer fragt und verspricht, sie anzurufen, glaubt sie nicht wirklich daran, doch er tut es und lädt sich einfach mal selbst zu ihr ein. Die junge Frau ist fasziniert von dem Schönling, der ernsthaftes Interesse an ihr zu haben scheint und nichts überstürzen will, er verwöhnt sie, überschüttet sie mit Aufmerksamkeit und Geschenken, ganz anders als alle Männer vor ihm.
Schon bald ist ihr klar, sie will nicht mehr ohne ihn leben und auch dass er beim Sex grob und fordernd ist, genießt sie.
Ihr Angebeteter stellt ihr sogar die Ehe in Aussicht, doch erstmal muss sie einen Test bestehen, zeigen, dass sie ihn wirklich versteht.

Um es gleich vorweg zu nehmen, „400 Tage der Erniedrigung“ zählt für mich nicht unbedingt zu Wrath James Whites besten Büchern, aber das mag auch daran liegen, dass ich mit dem ganzen SM-Gedöns nichts anfangen kann und davon gibt es eine Menge.
Kenyattas Vorfahren stammen aus Afrika und sind als Sklaven nach Amerika gekommen, 400 Jahre wurden sie ausgebeutet und gequält, 400 Jahre, die Natasha in 400 Tagen nachempfinden soll, ein Tag für jedes Jahr, danach winkt die Hochzeit. Ohne lange nachzudenken, willigt sie ein, falls sie abbrechen will, gibt es ein Safeword, doch sie weiß, dass sie dieses niemals laut aussprechen wird. Was sind denn schon 400 Tage, wenn der Geliebte dann für immer an ihrer Seite ist?
Doch schon die ersten Wochen bringen Natasha an die Grenze ihrer Belastbarkeit, den ganzen Tag über in einem Sarg eingesperrt, während Kenyatta zur Arbeit ist, wird sie nur abends zum Putzen herausgelassen, zu Essen gibt es ausschließlich Kartoffeln und Bohnen, soll das Ganze doch möglichst real die Überfahrt der Sklaven in die neue Heimat darstellen und das ist erst der Anfang …
Wrath James White mit seiner sozialkritischen Ader ist ja eigentlich ganz mein Ding, ich merke allerdings auch immer wieder, dass mir der Erotikkram einfach nicht wirklich liegt, egal in welche Richtung es da geht. Während ich die Einsichten in des Lebens einer Sklavin an und für sehr interessant fand, ging mir Natasha mit ihrer extrem unterwürfigen Art schon bald ziemlich auf die Nerven. Gut, immerhin erklärt sie gleich zu Beginn, warum sie so handelt, trotzdem wäre es für mich kein Mann der Welt wert, mich so zu erniedrigen, zumal man bei Kenyatta auch nie so richtig weiß, woran man wirklich ist. Auf der einen Seite ist er zärtlich und fürsorglich, auf der anderen kalt und brutal und scheint das auch noch zu genießen, doch sie ist einfach so blind und denkt nur an die Hochzeit und wie toll ihr Leben nach all dem sein wird.
Aber mal ehrlich, wer verlangt von dem Menschen, den er liebt so etwas?
Beide sind für mich keine Sympathieträger, sie duckmäuserisch und verblendet, er total 
von sich selbst überzeugt, im wahren Leben würde ich wohl einen großen Bogen um sie machen, zum Teil liegt es mit Sicherheit aber auch daran, dass ich diesem ganzen SM-Ding absolut nichts abgewinnen kann.

„400 Tage der Erniedrigung“ ist nicht schlecht, mir persönlich war es aber zu viel „Ja Herr, ich springe, sobald du pfeifst, egal, was auch immer du verlangst.“, ich hätte lieber etwas mehr über das Leben der Sklaven erfahren, vom sexuellen Ausgeliefertsein mal abgesehen.
Und bevor es heißt, ich bin nur am Meckern, nein, der Schreibstil ist, wie immer, sehr angenehm, die Story weiß zu unterhalten (auch wenn man ab und an einfach den Kopf schütteln muss) und das Cover mit den auf dem Rücken gefesselten Händen passt zum Thema, auch den Farbakzent durch das Seil im ansonsten schwarz-weiß gehaltenen Bild finde ich gelungen.
Alles in allem gibt es für Whites „400 Tage der Erniedrigung“ 3,5 von 5 Miezekatzen.

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