„Rigor Mortis Band 1: Goldrausch“ – Faye Hell

“ … »Eine Frau, ganz nach seinem Geschmack. Sie sollten nicht an diesem Ort sein, aber Sie sind es. Und was einmal begonnen hat, wird ganz gewiss seinen Lauf nehmen.« …“

»Weshalb kümmert es euch, ob Blut an meinen Händen ist, wenn ich euch zum Gold führen kann?«

1898, Yukon Territory:
Ein erbarmungsloser Holzbaron tyrannisiert die Goldgräberstadt Dawson City.
Sein menschliches Antlitz ist bloß Fassade.
2005, Alaska:
Ein mysteriöser Schatten verfolgt eine Reisegruppe.
Mit jedem Tag, der verstreicht, ist seine rachsüchtige
Gestalt deutlicher zu erkennen.
2017, Kalifornien:
Ein fanatischer Talkshowmaster schockiert mit seiner
Late-Night-Horror-Show.
Aus blindem Ehrgeiz wird fataler Größenwahn.

Drei Geschichten, eine Wahrheit.
Vielleicht ist Legende doch nur ein anderes Wort für
»ihr wurdet gewarnt«.

Rosa ist Doktorandin an der Universität in Graz, ihr Forschungsgebiet der Goldrausch in Alaska und sie braucht Geld. So kommt das Angebot eine Reisegruppe durch Alaska zu führen gerade zur rechten Zeit. Die fehlende Erfahrung macht ihr Angst, doch da ist noch etwas anderes, ein Gefühl, ganz tief drinnen. Die junge Frau ist gefesselt von der ursprünglichen Natur und der Geschichte des Landes, doch nachts kommen die Albträume und die sind verdammt real …

Schon wieder Faye Hell wird jetzt vielleicht der eine oder andere sagen, aber nachdem mich „Der letzte Traum“ so begeistert hat, musste ich einfach zu „Rigor Mortis Band 1: Goldrausch“ greifen, das mich dann ein paar Tage auf meiner Fahrt zur Arbeit begleitet hat.
„Rigor Mortis“ bedeutet übrigens nichts anderes als Totenstarre und wer das Buch gelesen hat, weiß, dass der Titel sehr treffend gewählt ist. Die Autorin erzählt ihren Lesern diesmal gleich drei Geschichten, die miteinander verwoben sind. Zum Ersten ist da natürlich Rosa, die Reiseleiterin, die 6 abenteuerlustige Reisende durch Alaska führt, wo sie selbst vorher noch nie gewesen ist. Doch etwas verbindet sie mit dem Ziel ihrer Reise, bringt sie gleichzeitig zum Schwärmen und zum Fürchten. Ich mochte sie trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Selbstzweifel und natürlich auch, weil sie sich dennoch ihren Ängsten stellt.
Dann gibt es da noch Rick, einen Talkshowmaster, der seine prominenten Gäste vorführt, erniedrigt und dafür von seinen Fans angebetet wird.
Der letzte Handlungsstrang führt über 100 Jahre in die Vergangenheit. Es ist die Zeit der Goldgräber und wo das wertvolle Metall gefunden wird, lassen sich Menschen nieder, Städte entstehen, so auch Dawson City. Dort hat Randall Henderson, der Besitzer des Sägewerkes das Sagen. Ein sehr interessanter Charakter, der mich an Stephen Kings Randall Flagg aus „The Stand“ erinnert. Die beiden teilen sich nicht nur den Vornamen, nein, der Holzbaron steht dem schwarzen Mann in nichts nach, er ist undurchschaubar und geht über Leichen, ein Typ ganz nach meinem Geschmack. Aber nur für spannende Lesestunden natürlich.^^
Faye Hell hat es mal wieder geschafft, mich mit jeder der 3 Geschichten zu fesseln, auch, weil die Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten. Auch wenn man ihre Handlungen nicht immer gutheißt, so versteht man doch, was sie antreibt. Neben den geschichtlichen Aspekten hat sich die Autorin auch den Mythen dieser Gegend gewidmet, für mich ein dicker Pluspunkt. Ein weiterer ist die Sprachgewalt, die an einigen Stellen förmlich über mich hereinbrach, ja, ich liebe diesen Schreibstil, sehr eigen, dreckig, düster und doch poetisch. Wieder einmal bekommen wir einen Spiegel vorgehalten, wird uns gezeigt, was passiert, wenn wir aus Angst schweigen oder einfach die Augen verschließen, wenn wir nicht selbst unmittelbar betroffen sind. Außerdem hat „Rigor Mortis“ noch etwas, das ich sehr mag, nämlich  ein Vor- und Nachwort. Ich liebe es, wenn mich der Autor oder die Autorin an der Entstehung seines Werkes teilhaben lässt, sozusagen aus dem Nähkästchen plaudert.
Allerdings gibt es auch hier einen Haken, das Buch ist einfach viel zu kurz und das Ende kam doch sehr überraschend. Dafür gibt es als kleine Entschädigung im Anschluss daran das Prequel zur Story als Kurzgeschichte. Die ist zwar sehr interessant, verrät mir aber nicht, wie es weitergeht und das muss ich doch jetzt unbedingt wissen. Bloß gut, dass ich so ein geduldiger Mensch bin – nicht.^^

Wer auf Goldgräber, Indianermythen und Bösewichte steht, dem kann ich „Rigor Mortis“ nur wärmstens ans Herz legen. Ein typisches Faye Hell Buch, wunderbar geschrieben, herrlich dreckig und düster und dennoch spürt man auf jeder Seite die Liebe zu Alaska. Für mich definitiv ein Lesehighlight, dass mir 4,5 von 5  Miezekatzen wert ist und ich hoffe, Band 2 lässt nicht zu lange auf sich warten.

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