„Billy Summers“ – Stephen King

“ … »Vielleicht hat er es verdient, dass man ihm wehtut, aber wenn man jemandem Schmerzen zufügt, hinterlässt das eine Narbe. Im Denken. Und auf der Seele. Das sollte es auch, denn jemand wehzutun, jemand zu töten, ist keine Kleinigkeit. Lass dir das von jemand sagen, der Bescheid weiß.« … “ (Seite 707)

Der Killer und das Mädchen

ein  Roman von Stephen King über Wahrheit und Fiktion
über die Schatten der Vergangenheit,

Die Verheißungen der Zukunft,
die eigene Identität und das falsche Ich,
das nackte Leben und den bitteren Tod
Über Krieg und Frieden
über Liebe, Glück und Schicksal

Billy Summers ist ein Auftragskiller, der nur schlechte Menschen tötet. Einen letzten Auftrag nimmt er noch an, die Bezahlung ist einfach zu gut, um abzulehnen, und dann will er sich zur Ruhe setzen. Doch nach dem Mord steht plötzlich er auf der Abschussliste und muss untertauchen. Als ausgerechnet vor seinem Versteck eine junge Frau nach einer Vergewaltigung abgelegt wird, kommt ihm das alles andere als gelegen, aber er kümmert sich um Alice und sorgt dafür, dass sie ihre Rache bekommt. Und auch er hat noch eine Rechnung offen …

Ich bin seit über 30 Jahren Fan von Stephen King, mit 12 habe ich „Carrie“ und „Friedhof der Kuscheltiere“ gelesen und damit war es um mich geschehen. Auch wenn mich seine letzten Bücher nicht mehr ganz so beeindruckend fand, einige hab ich tatsächlich gar nicht erst gelesen, weil sie mich thematisch einfach nicht meins waren, habe ich von keinem anderen Autor so viele Werke im Regal stehen. „Mr. Mercedes“ ließ dann das alte Gefühl endlich wieder aufkommen und auch „Später“ fand ich toll, auch wenn es mit Kings früheren Horrorgeschichten nicht mehr wirklich viel zu tun hat. Aber beide Bücher zeigten mir, dass er mich auch nach all den Jahren noch überraschen kann. „Billy Summers“ war also ein Pflichtkauf, ich muss allerdings gestehen, dass das Buch lange ungelesen im Regal stand, der Umfang hat mich doch etwas abgeschreckt. Natürlich bereue ich inzwischen, dass ich so lange gewartet habe, denn „Billy Summers“ ist für mich ein ganz besonderes kleines Juwel, dass erneut nicht viel mit Horror oder Übersinnlichen zu und hat, dafür aber zeigt, was wir einander antun ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Ich persönlich bin kein Freund von „Tränendrüsen-Drück-Storys“, deswegen ist auch „The Green Mile“ so gar nichts für mich und ehrlich gesagt hab ich befürchtet, dass auch „Billy Summers“ in die Richtung geht, vielleicht hab ich auch deswegen unbewusst einen Bogen um das Buch gemacht.
Doch schon nach den ersten Seiten hatte King mich, ich mochte Billy, den Auftragskiller, der nur böse Menschen tötet und immer so tut als wäre er ein bisschen geistig minderbemittelt. Summers hat es im Leben nicht leicht gehabt, auch das kommt recht schnell zur Sprache. Für seinen neuesten und letzten Auftrag soll er zur Tarnung einen Schriftsteller spielen, das nimmt er zum Anlass, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben und er hat viel zu erzählen, über seine Kindheit, seine Zeit als Soldat an der Front, die Alpträume, die ihn immer wieder heimsuchen.
Ein letzter Job soll es also noch sein, bevor er sich zur Ruhe setzt. Doch nachdem er diesen Auftrag erledigt hat, gerät alles aus den Fugen und hier zeigt sich wieder einmal, wie großartig Stephen King sein Handwerk beherrscht, denn auf seiner Reise begegnet Billy vielen Menschen. Da gibt es die, die man sofort ins Herz schließt, wie Alice, die wie Müll nach einer Gruppenvergewaltigung vor seiner Tür abgeladen wird oder Bucky, der Billy den Rücken freihält, beide sind so wundervoll gezeichnete Charaktere, auch wenn ihnen eine gewisse Düsternis innewohnt, aber genau das liebe ich, brav und anständig kann schließlich jeder. Sowohl Billy, als auch Alice und Bucky sind irgendwann vom rechten Weg abgekommen, haben eine falsche Abzweigung genommen und dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen, muss man sie einfach mögen. Auf der anderen Seite stehen die Fieslinge, die so verabscheuungswürdig sind, dass man am liebsten eigenhändig den Hals umdrehen möchte und es ist nicht schwer, Parallelen zu bestimmten realen Persönlichkeiten zu erkennen. Doch gut und böse, schwarz oder weiß, es ist schwer, ein Urteil zu fällen oder kann ein Auftragsmörder ein guter Mensch sein?

Trotz über 700 Seiten war dieses Buch für mich viel zu schnell zu Ende. Ich habe mit Billy gehofft und gelitten und zwischendurch auch mal ein paar Tränchen vergossen. Auch wenn Stephen King für mich immer der Meister des Horrors bleiben wird und dieses Buch so gar nicht in dieses Genre passt, ist es für mich das beste, dass ich in den letzten Jahren von ihm gelesen habe.
Auf dich Billy und deine 4,5 von 5 Miezekatzen. 

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