“ … Er musste bald wiederkommen, es konnte nicht mehr lange dauern. Es sei denn er ließ sie sterben, doch dann wäre ohnehin alles verloren. Daran glaubte sie jedoch nicht, schließlich liebte er sie. Das hatte er bei jedem seiner Besuche gesagt. Und ihr war immer schlecht geworden, wenn er das tat. Natürlich nicht nur wegen seiner Worte … „
John lebt seit Jahren zurückgezogen in einem einsamen Landhaus. Im Kalten Krieg hat er als Waffe für den US-Geheimdienst CIA gearbeitet. Als „Seher 001“ im Projekt Stargate war es unter anderem seine Aufgabe, durch Fernwahrnehmung vermisste Personen aufzuspüren. Seit vielen Jahren hat er mit niemandem mehr darüber gesprochen, bis eines Tages ein verzweifelter Mann an seine Tür klopft und ihn anfleht, ihm zu helfen. Seine Tochter Amy sei vor zwei Jahren entführt worden und er seine letzte Hoffnung. John lässt sich schließlich auf die Suche nach der Wahrheit ein, ohne jedoch zu ahnen, in welche dunklen Geheimnisse er dabei hineingezogen wird.
Allein und abgeschieden lebt John in seinem Haus ein zufriedenes Leben, bis es an seiner Tür klopft. Draußen steht ein Mann, der ihn und seine Gabe gut zu kennen scheint und um Hilfe bei der Suche nach seiner vor vor 2 Jahren verschwundenen Tochter Amy. Zuerst zögert John, sagt Karl aber schließlich doch zu und lässt sich von ihm etwas bringen, dass Amy gehört, damit er Kontakt zu ihr aufnehmen kann. Eine Sache übersieht er dabei allerdings.
Nach „Raum 211“ war „Seher 001“ mein zweites Buch von Marcel Riepegerste, dem Autor, der auf Zahlen im Titel zu stehen scheint.^^ Auch diesmal handelt es sich wieder um einen Thriller, der in eine ähnliche Richtung wie sein Vorgänger geht und trotz des relativ geringen Umfangs zu fesseln weiß.
Natürlich versuche ich wie immer nicht zu spoilern, trotzdem geht die Rezension zumindest ein bisschen auf das Geschehen ein, wer das Buch also noch nicht kennt hat und vollkommen unbelastet an die Geschichte herangehen möchte, sollte hier vielleicht besser aufhören zu lesen.
John ist ein Figur, die man als Leser einfach mögen muss. Obwohl er mit seiner Gabe hadert und eigentlich nur seine Ruhe haben will, sieht er es als seine Pflicht an, zu helfen und das bringt ihn in Teufels Küche. Das Leben hat es nicht besonders gut mit ihm gemeint, aber für sein Alter, immerhin zählt er stolze 60 Lenze, ist er verdammt hart im Nehmen.
„Seher 001“ kommt mit wenigen Charakteren aus, den Großteil der Geschichte tragen John und Karl, aber das reicht hier vollkommen aus, alle anderen sind fast schon Randfiguren. Außerdem merkt man deutlich, dass sich Marcel Riepegerste mit den Fähigkeiten seines Helden auseinandergesetzt hat.
Die Story ist düster, das merkt man bereits im Prolog, in dem Amy zu Wort kommt. Aber wo ist sie jetzt, lebt sie überhaupt noch? Schritt für Schritt kommen neue Wahrheiten ans Licht, der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an, nur um mich dann nach Luft schnappen zu lassen, denn obwohl ich meist vorher weiß, wie der Hase läuft, habe ich es hier nicht kommen sehen. Dabei hat der Autor geschickt einen Hinweis versteckt, den ich allerdings überhaupt nicht wahrgenommen habe, dafür gibts einen fetten Daumen nach oben.
Wer spannende Lesemomente und Überraschungen mag, sollte bei „Seher 001“ unbedingt zugreifen. Das Buch hat genau die richtige Länge, um es in einem Rutsch durchzulesen, das übliche „nur noch ein Kapitel“ endet hier garantiert nicht mit einer schlaflosen Nacht und trotzdem hallt die Geschichte nach, zumindest bei mir. Dafür vergebe ich gern 4 von 5 Miezekatzen.