„Die Mitternachts-Freunde“ – Christopher Pike

“ … »Glaubst du wirklich, Gott wird über uns beide gleichzeitig richten?«
»Nein. Das habe ich um der Wirkung willen hinzugefügt. Aber ich denke, du musst aufhören, über dich selbst zu richten. Und wenn du das nicht kannst, akzeptiere ich das.« Sie lächelte verzerrt. »Wir fahren beide zur Hölle.«
Spences Miene hellte sich auf. »Denk nur an die Geschichten, die dort unten erzählt werden.» …“ (Seite 163)

Im Rotterdam-Hospiz, einem Heim für unheilbare Kranke, trifft sich jede Nacht der „Mitternachts-Club“. Seine Mitglieder, fünf junge Leute, erzählen einander Geschichten – über Liebe, Schrecken und Tod. Doch eines Nachts geschieht etwas Merkwürdiges: Die blonde Ilonka erzählt eine Geschichte, die sie nicht erfunden hat, sondern an die sie sich erinnert. Es ist eine Geschichte aus vergangener Zeit, und neben Ilonka kommt auch Kevin darin vor, der Junge, den sie liebt. Die fünf Freunde sind zutiefst aufgewühlt: Gibt es ein Leben nach dem Tode, eine Wiedergeburt – und für sie damit Hoffnung? Sie schließen einen ungewöhnlichen Pakt, um es herauszufinden…

Ilonka hat Krebs in Endstadium. Dieses Schicksal teilt sie mit all den anderen Teenagern im Rotterdam Hospiz. Keiner von ihnen wird wieder nach Hause zurückkehren, das wissen sie alle, doch sie haben sich damit abgefunden und versuchen, ihre letzten Tage so angenehm wie möglich zu gestalten. Und so treffen sich Ilonka, Anya, Kevin, Spence und Sandra immer nachts in der Bibliothek und erzählen sich Geschichten, Geschichten, die viel über ihr Leben verraten …

Nachdem ich „Gänsehaut um Mitternacht“ bei Netflix gesehen hatte, habe ich mich auf die Suche nach der Buchvorlage von Christopher Pike gemacht, was gar nicht so einfach war. Aber am Ende bin ich schließlich doch fündig geworden, „Die Mitternachtsfreunde“ gab es im Doppelpack mit „Nachrichten aus der Zukunft“, welches übrigens auch als eine der Geschichten in der Serie auftaucht, die die Kids sich erzählen, ich habe also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.^^
Natürlich bezieht sich die Serie auf das Buch, unterscheidet sich in einigen Dingen aber grundlegend, so besteht der „Mitternachts-Club“ im Original nur aus 5 Kids und nicht aus 7, aber auch hier dient das Hospiz und die Krankheit der Patienten als Rahmenhandlung und Ilonka ist die Hauptfigur. Sie hat Unterleibskrebs, hofft aber immer noch auf Heilung oder zumindest Besserung. Ihr Schwarm Kevin mit Leukämie und verfällt vor ihren Augen immer mehr, während ihre Zimmergenossin Anya von Knochenkrebs aufgefressen wird. Und dann sind da noch Sandra und Spence.
Christopher Pike hat sich mit seinen Figuren auseinandergesetzt, das liest man in jeder Zeile und wie schon in der Serie habe ich vor allem die scheinbar kaltherzige Anya ins Herz geschlossen. Sie ist hier übrigens auch die Einzige, die dieselbe Geschichte erzählt und das ist auch mein Kritikpunkt, denn bis auf ihre fand ich die Stories nicht besonders mitreißend. Gerade Ilonkas Erzählung, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, war für mich nur eins: nervig. Ich verstehe durchaus, was der Autor mir damit sagen will und trotzdem mochte ich sie nicht, mir ist die Auslegung des Netflix Werkes wesentlich lieber, sie läuft auf dasselbe hinaus, ist aber nicht so furchtbar -ja wie nenne ich das am Besten? – philosophisch angehaucht. Vielleicht bin ich zu empfindlich oder interpretiere da zu viel hinein, aber eine Frau, die permanent vor ihrem Meister katzbuckelt, nichts in Frage stellt und an alles glaubt, was er ihr erzählt, bewegt mich nicht besonders. Ja, das mit dem Glauben ist so eine Sache, aber eben nicht meine und ich hätte diese Abschnitte am Liebsten überlesen. Abgesehen davon hat mich „Die Mitternachts-Freunde“ auch fast 30 Jahre nach Erscheinen immer noch berührt, denn viele der Probleme, die dort angesprochen werden, sind leider auch heute noch aktuell. Ich habe mit den Charakteren gelitten, nur zu Ilonka konnte ich keine Beziehung aufbauen, sie war mir zu naiv und irgendwie auch sehr egoistisch, keine besonders gute Kombination. Aber zum Glück gab es ja noch Anya und Spence, die das wieder wettgemacht haben.

Obwohl „Die Mitternachtsfreunde“ die Vorlage für „Gänsehaut um Mitternacht“ ist und das Grundgerüst der Handlung gleich bleibt, bewegt sich das Buch doch in eine etwas andere Richtung und die hat mir leider nicht komplett zugesagt. Christopher Pike erzählt seine Geschichte spannend, haucht den Figuren Leben ein und ist gnadenlos, denn ihre Zukunft ist von Anfang an besiegelt und doch schwingt da immer ein Hauch Hoffnung mit. Am Ende übertreibt er es damit meiner Meinung nach allerdings etwas. Dennoch kann ich jedem, der die Serie mochte, das Buch empfehlen, allein schon um die Wartezeit auf eine zweite Staffel, die hoffentlich kommt, zu verkürzen. Ich vergebe 3,5 von 5 Miezekatzen und wäre mir Ilonka mit ihrem Meister nicht so auf die Nerven gegangen, wären da sogar 4 dringewesen.^^

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