„Silver & Poison: Das Elixier der Lügen“ – Anne Lück

“ … Ich schluckte schwer. Wollte ich die Erinnerung wirklich sehen? Aber wahrscheinlich blieb mir keine andere Wahl. Ich war hier. Ich hatte das alles ins Rollen gebracht, und jetzt musste ich erfahren, was mit mir los war. Mit meiner Magie. Mit meinen Erinnerungen. …“ (Seite 167)

You are my poison.

Dass die Cops auf sie aufmerksam werden, ist das Letzte, was Avery gebrauchen kann. Schließlich muss die Barkeeperin nicht nur ihre Poisoner-Gabe verbergen, mit der sie magische Drinks herstellt und Menschen beeinflusst, sie steht auch in der Schuld einer gefährlichen Gang. Doch als in New York immer mehr rätselhafte Morde geschehen, nimmt ein junger Detective Avery ins Visier – ausgerechnet Hayes, dessen Nähe sie völlig aus dem Konzept bringt und der mit seinen grünen Augen in ihr Innerstes zu blicken scheint. Schon bald müssen die Giftmischerin und der Cop zusammenarbeiten, denn in der magischen Gemeinschaft geht etwas Dunkles vor sich. Und Averys Gabe beginnt, sich zu verändern …

Avery arbeitet in der Bar ihres Bruders, wo sie den Besuchern Getränke zusammenmixt, die glücklich machen und nebenbei für einen Gangsterboss, um eine alte Schuld abzubezahlen. Sie stammt aus einer Magier-Familie, allerdings sind ihre Talente eher schwach ausgeprägt. Als vor der Bar ein Magier ermordet wird und ausgerechnet Hayes, den sie von früher kennt, in dem Fall ermittelt, wird sie neugierig und bringt sich damit selbst in Gefahr. 

Anne Lück hat in „Silver & Poison“ eine Welt erschaffen, in der Magier unerkannt zwischen uns leben. Die Magie wird von Generation zu Generation weitervererbt, nimmt aber im Laufe der Zeit immer mehr ab. Avery ist ein sogenannter Poisoner, sie stellt Tränke her und kann damit die Gefühle der Menschen beeinflussen, sehr praktisch, wenn man in einer Bar arbeitet, so haben die Leute dort immer gute Laune und fühlen sich wohl. Die junge Frau ist jedoch unzufrieden mit ihrem Leben, das bisher nicht allzu viel zu bieten hatte. Bis in der Bar der Junggesellinnenabschied von Isla Kennedy gefeiert wird, der Tochter einer einflussreichen Magierfamilie …
Avery ist 19 und trifft gleich zu Beginn des Buches auf einen jungen Mann, den sie als Teenagerin angehimmelt hat und den sie immer noch sehr zu mögen scheint. Mein erster Gedanke war deshalb tatsächlich: Bitte nicht schon wieder ein naives Püppchen, das sich nach einem Kerl verzehrt, der sie nicht haben will. Nun ja, falsch gedacht, auch wenn ich Avery zu Beginn noch ein wenig wehleidig und unsicher finde, macht sie im Laufe der Geschichte eine große Entwicklung durch und lernt, für sich und andere einzustehen, auch wenn das Opfer fordert. Ich brauchte ein wenig, um mit ihr warm zu werden, ganz im Gegensatz zu Hayes, ihrem Angebeteten, der war mir gleich sympathisch. Dass das Hauptaugenmerk des Buches nicht auf der Lovestory der Beiden liegt, sondern auf der ganz eigenen magischen Welt, auf die die Autorin Stück für Stück näher eingeht, kommt mir persönlich sehr entgegen. Natürlich fiebere ich mit den beiden mit, aber die Lügen und Intrigen hinter den Kulissen sind für  mich einfach interessanter. Apropos interessant, „Silver & Poison“ hat da so einige ganz unterschiedliche Charaktere zu bieten, vom gemeingefährlichen Gangsterboss über das privilegierte Promitöchterchen bis hin zur alten Freundin aus Kindertagen ist hier fast alles vertreten.  Das heißt aber keineswegs, dass die Figuren dem üblichen Klischee entsprechen, gerade Isla ist eine sehr angenehme Überraschung. Der Schreibstil weiß zu überzeugen, ebenso wie die Wendungen, die die Story immer wieder nimmt, so weiß man als Leser nie, was einen erwartet. Allerdings hat auch das Fehlerteufelchen zugeschlagen, denn Avery lebt in New York und ist alkoholischen Getränken nicht abgeneigt, immer wieder gönnt sie sich das eine oder andere Gläschen, dabei ist sie erst 19 und darf so rein rechtlich ja noch gar nicht trinken, denn in Amerika ist das ja bekanntlich erst ab 21 erlaubt. Aber hey, das ist Meckern auf hohen Niveau, darüber kann ich hinwegsehen und nach dem gemeinen Cliffhanger am Ende warte ich nun ungeduldig auf die Fortsetzung. 

Ich muss gestehen, „Silver & Poison“ habe ich vor allem gekauft, weil mir das Cover gefiel und so lag das Buch erstmal eine Weile auf dem SUB, zu Unrecht, denn die Geschichte hat mich positiv überrascht. Man bekommt als Leser so einiges geboten, es wird romantisch, magisch, mörderisch, und das alles ohne übertriebenes Geschnulze, was will man mehr? Ich freue mich jedenfalls darauf, im September mit Avery wieder auf Spurensuche zu gehen und vergebe 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Silver & Poison: Das Elixier der Lügen“
02. „Silver & Poison: Die Essenz der Erinnerung“

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