“ … In Amerika gibt es im Fernsehen einen eigenen Angelkanal. Da sitzen dann allen Ernstes Menschen vor dem Fernseher, um zuzuschauen, wie andere Menschen versuchen, einen Fisch zu fangen. Sicher zeichnen die meisten diese Übertragungen auf, um das häppchenweise gucken zu können, weil sie sonst die Spannung nicht ertrügen. …“ (Seite 226)
„Bist duʼs, Jürgen?“ „Nein, ich bin George Clooney im achten Monat.“
Was ist eine 5-Euro-Sängerin, warum ist Sex wie Mehl und wer sagt »Geh deine Oma melken«? Aus welcher Küche stammt Heiliges Geschnetzeltes, was ist Manna-Hamham und was macht ein Mönch mit einem Saxophon?
Ob diese Fragen Sie schon lange bewegt oder Ihre Neugier gerade erst geweckt haben: Antworten darauf und noch viel mehr finden Sie in Jürgen von der Lippes Buch. Der unermüdliche Önologe im Weinberg des Humors hat wieder einen Knallerjahrgang produziert – mit feiner Nase, voller Dröhnung und superlangem Abgang.
Stolze 75 sehr kurze, mehr oder weniger aus dem Leben gegriffene Kurzgeschichten hat Jürgen von der Lippe hier zusammengetragen. Darin geht es unter anderem um Corona, Partys in der guten alten Zeit, fiese Altenpfleger und Großmutters Begegnung mit dem nicht ganz so bösen Wolf.
Ich habe Jürgen von der Lippe schon einige Male live gesehen und bewundere immer wieder wie wacker er sich immer noch auf der Bühne schlägt. Wenn ich in dem Alter nur halb so viel Energie habe, bin ich voll und ganz zufrieden. Vor einiger Zeit ist dann nach dem Auftritt tatsächlich ein Buch in meine Tasche gewandert, einfach, weil ich wissen wollte, ob die Gags auch in schriftlicher Form zünden. Bei Torsten Sträter klappt das prima, ich kann mich auch über seine Bücher stundenlang beeumeln, obwohl das Ganze aus seinem Mund natürlich nochmal witziger ist.
„Sex ist wie Mehl“ ist schon amüsant, kommt aber in keiner Weise an Jürgen von der Lippes Bühnenprogramm heran, lachen ist hier nicht wirklich drin, aber schmunzeln musste ich schon ab und an mal. Dennoch sind die meisten Anekdoten leider recht flach, kommen über Stammtischniveau nicht wirklich hinaus und auch thematisch bekommt man hier nicht so viel geboten. Es geht halt, wer hätte das geahnt, sehr viel um Sex, aber nicht immer auf die üblich unterhaltsame Weise. Dafür gibt es mit „Für Stephen King“ eine etwas verstörende Story und auch der Ausflug ins Altersheim war ganz nach meinem Geschmack, davon hätte ich gern mehr gehabt, denn mit einigen anderen Geschichten konnte ich so gar nichts anfangen. Da ist es tatsächlich praktisch, dass alle nur wenige Seiten lang sind, leider sind dann allerdings auch die lustigen ziemlich schnell wieder vorbei. Wer, so wie ich, auf den Witz der Shows hofft, wird mit diesem Buch nicht glücklich und wie immer hab ich mir nachdem ich mit meiner Rezi fertig war, mal die Bewertungen angesehen und festgestellt, dass Einige wohl sehr enttäuscht waren. Die Gründe dafür kann ich komplett nachvollziehen, allerdings fehlt mir der Vergleich zu den anderen Werken von Jürgen von der Lippe, vielleicht war es ja wirklich nur ein Fehlgriff.^^
„Sex ist wie Mehl“ war für mich nicht unbedingt ein Highlight, aber vielleicht hab ich auch einfach zum falschen Titel gegriffen. Von mir gibt es 3,5 von 5 Miezekatzen und ob ich mein Glück nochmal mit einem anderen Werk von Jürgen von der Lippe versuche, weiß ich nicht. Allerdings möchte ich euch seine Shows wärmstens ans Herz legen, denn live bleibt bei ihm kein Auge trocken,. Sollte er also bei euch in der Nähe auftreten, nutzt die Gelegenheit.
