„Spektakuläre Kriminalfälle: Kannibalen“ – Etienne Jallieu

“ … Die Ernährung ist wichtig. Es ist wichtig, sich gut zu ernähren. Mama sagt immer wieder, dass ich kein fettes Fleisch essen darf. Also habe ich immer sauber gewaschene Hände, wenn ich mit Mama esse, und ich esse nicht alles. …“ (Seite 12)

Menschen, die ihre Opfer ermorden, um die Leichenteile dann zu verspeisen, sind wohl die unbegreiflichsten Killer. Einer der spektakulärsten Fälle in Deutschland, der „Kannibale von Rotenburg“, handelte angeblich im Einverständnis mit seinem Opfer. Der „Menschenfresser von Montana“ dagegen suchte sich halbwüchsige Kinder und blieb lange Jahre unbehelligt.

Unter dem Pseudonym Etienne Jallieu widmen sich die Autoren Stéphane Bourgoin und Isabelle Longuet Killern mit einem sehr speziellen Geschmack, den Kannibalen und beleuchten dabei die Taten von Armin Meiwes, Nathaniel Bar-Jonah und Stewart Wilken.

„Spektakuläre Kriminalfälle: Kannibalen“ beschäftigt sich mit drei erschreckenden Fällen. Im ersten geht es um Armin Meiwes, den Kannibalen von Rotenburg, von ihm hat eigentlich jeder schon mal gehört und er nimmt auch den meisten Raum im Buch ein, nämlich mehr als die Hälfte der Seiten. So gehen die beiden anderen ein bisschen unter, was ich persönlich sehr schade fand, da mir die beiden Namen gar nichts sagten und ihnen nicht halb so viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde wie dem berühmt berüchtigtem Deutschen. Und bei ihm sind die Fakten ja eigentlich auch bekannt. Auf Meiwes folgt der Menschenfresser von Montana, Nathaniel Bar-Jonah, (der ursprünglich David Paul Brown hieß) von dem ich bis dahin noch nichts gehört hatte und erstmal googeln musste. Der dritte im Bunde ist Stewart Wilken aus Südafrika, der zwar ein Serienmörder war, aber ein Kannibale? Ja, er hat seinen Opfern die Brustwarzen abgebissen, okay, versteht mich jetzt nicht falsch, aber da gibt es doch wirklich ganz andere Kaliber, die hier besser gepasst hätten. Sein Fall an sich ist zwar mit Abstand der interessanteste, aber für mich hier fehl am Platz.
Auch so fand ich das Buch ziemlich ernüchternd, selbst wenn ich hier natürlich kein Highlight erwartet habe. Ein wenig tiefergehende Infos aber schon. Denn während bei Meiwes alles x mal ausgewälzt und bis ins kleinste Zipfelchen interpretiert wird, was nebenbei gesagt nicht mal spannend geschrieben ist, sondern sich eher wie der trockene nüchterne Artikel einer Zeitung liest, werden die anderen beiden kurz und ziemlich chaotisch abgefertigt. Total unverständlich, sind sie doch wesentlich unbekannter und bieten so eine Menge Stoff.
Ich habe übrigens aus dieser Reihe noch „Verbrechen im Showbiz“ auf dem SUB, befürchte allerdings, dass das da wohl erstmal noch eine Weile bleiben wird.^^

„Spektakuläre Kriminalfälle: Kannibalen“ war für mich eine sehr trockene geschmacklose Kost. Während beim Kannibalen von Rotenburg noch ausgiebig recherchiert wurde, habe ich das Gefühl, auf die anderen beiden hatte man so gar keinen Bock, musste aber noch ein paar Seiten im Buch füllen. Schade, eine Menge verschenktes Potenzial. Aber zumindest hat das Buch mich dazu gebracht, mich über diese beiden Fälle zu informieren und so bin ich mal großzügig und vergebe 3 von 5 Miezekatzen. Weiterempfehlen würde ich es jedoch nicht, wer sich für dieses Thema interessiert, findet mit Sicherheit informativere Lektüre.

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