„Der Simulant“ – Chuck Palahniuk

“ Typisch Amerika, sage ich. Man fängt mit Wichsen an und landet bei Orgien. Man raucht Gras, und am Ende nimmt man Heroin. Größer, besser, stärker, schneller: Das ist unsere ganze Kultur. Das Schlüsselwort ist Fortschritt. …“ (Seite 225)

Nur zwei Wünsche beherrschen das Leben von Victor Mancini: schnelles Geld und schneller Sex. Und er hat äußerst ungewöhnliche Methoden entwickelt, um von beidem möglichst viel zu bekommen. Doch einem Gefühl der Leere und Langeweile kann Victor nicht entkommen, bis er eines Tages auf die Ärztin Dr. Marshall trifft…

Victor ist sexsüchtig, die Treffen besucht er jedoch nicht, um von seiner Sucht wegzukommen, sondern um Partnerinnen für die schnelle Nummer aufzureißen. Sein Geld verdient er zusammen mit seinem Freund, einem absoluten Loser, in einem Museumsdorf, in dem strenge Regeln für sie gelten. Da das Geld jedoch hinten und vorn nicht reicht, besucht er regelmäßig Restaurants und tut dort so, als würde er ersticken, um die, die ihn retten auszunehmen. 

Victor Mancinis Leben ist vollkommen im Arsch. Das Verhältnis zu seiner Mutter war nie besonders gut, seinen Vater kennt er nicht und jetzt liegt sie im Krankenhaus und hält ihn für ihren Anwalt. Aber sie hat eine scharfe Ärztin, die perfekte Herausforderung für Victor, der sexsüchtig ist und die Treffen seiner Gruppe nur dazu nutzt, willige Partner für eine schnelle Nummer zu finden. Sein Job ist ein Albtraum, sein bester Freund kann die Hände nicht aus der eigenen Hose lassen und braucht Aufsicht, selbst der Nebenjob, in dem er gutgläubige Fremde abzieht, fordert immer mehr Aufmerksamkeit. Das Schlimmste an der Sache ist jedoch, dass keinerelei Aussicht auf Besserung besteht.
Ich mag Palahniuk, seine Bücher sind nichts für Leute, die Unterhaltung für zwischendurch suchen, sie sind böse, hoffnungslos udn doch voller Humor, den man allerdings mögen muss. Auch „Der Simulant“ hält sich an dieses Schema und hat mich trotzdem nicht überzeugen können. Zum einen, weil hier gefühlt eine Sexszene an die nächste gereiht wird und das möglichst platt und vulgär, zum anderen weil die Story an sich für mich einfach nicht in die Gänge kommt. Da ist eine Menge Wut und Gesellschaftskritik, Frust über die Regeln, Normen und Zwänge, denen sich alle beugen müssen. Trotzdem habe ich einfach kein Mitleid mit Victor und seinem verkorksten Leben, er lässt mich völlig kalt, nervt mich sogar. Auch die anderen Figuren sind schwierig, so wirklich „normal“ ist hier niemand , alle tragen Berge unbewältigter Probleme mit sich herum. Gäbe es nicht mittendrin immer wieder die für Palahniuk typischen großartigen Passagen voller Wortwitz und Sarkasmus, über die man einfach grinsen muss, hätte ich das Buch aufgrund der so gut wie nicht vorhandenen Handlung zur Seite gelegt. Inzwischen wünschte ich, ich hätte es getan, aber natürlich war ich viel zu neugierig und irgendwo war da wohl auch die Hoffnung, dass das Ende da noch etwas rausreißen würde. Kleiner Spoiler: Hat es nicht.^^

An Chuck Palahniuk scheiden sich die Geister, fakt ist, wer lebensbejahende fröhliche Lektüre sucht, sollte einen großen Bogen um seine Bücher machen. Bisher hatte ich damit kein Problem, diesmal mochte ich den Protagonisten und seine Einstellung aber so gar nicht, hinzu kommt, dass in „Der Simulant“ nicht wirklich viel passiert, Victor plaudert lediglich über sein Leben, das aber nicht mal auf unterhaltsame Art und Weise. So leid es mir auch tut, mehr als 2.5 von 5 Miezekatzen sind hier nicht drin.

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