„Pixelkuss“ – Clarissa Kühnberger

“ … Auf dem Rücken hatte ihr Avatar zwei Langschwerter ausgerüstet und ihr tiefschwarzes Haar war mit feinen Lotosblüten verziert. Sie seufzte. Wenn sie doch nur im realen Leben so schön wäre, wie ihr Spielcharakter. …“

Um dem tristen Alltag und ihren Familienproblemen zu entkommen, flüchtet sich die 18-Jährige Kat immer häufiger in die Welt des Online-Gamings. In der Pixelwelt kann sie abschalten, ganz sie selbst sein und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Alles scheint bestens zu laufen: Sie ist Teil einer Gilde, mit der sie virtuelle Abenteuer bestreiten und findet bei ihren Mitspielern aufmerksame Zuhörer, die ihr nicht nur online, sondern auch bei ihren realen Problemen zur Seite stehen.
Doch Onlinefreundschaften und der Gildenzusammenhalt halten nur in Ausnahmefällen lange. Und so muss Kat sich stetig damit auseinandersetzen, dass Menschen, die sie lieb gewonnen hat, genauso schnell wieder aus ihrem Leben verschwinden. Nach einem besonders tragischen Verlust trifft sie online auf Tangling, der ihr Pixel-Herz stiehlt. Doch kann Liebe entstehen in einer Welt, die nicht wirklich existiert?

Die 18-jährige Kat hat es nicht leicht, ihre Eltern trinken und die Wohnung sieht aus wie ein Saustall. Nur in ihrem Zimmer herrscht Ordnung. Von dort aus flüchtet sie sich regelmäßig in die Welt von Zen Martial World, einem Onlinespiel im antiken China. Dort trifft sie sich mit Freunden und erlebt Abenteuer, doch immer mehr ihrer Freunde hören auf zu zocken und sie fühlt sich auch da allein, bis sie auf den geheimnisvollen Tangling trifft.

Nachdem ich „Die Bürde der Zukuft“ von Clarissa Kühnbereger gelesen habe, bin ich auf zwei ihrer Kurzgeschichten gestoßen und gerade Pixelkuss hat mein Interesse geweckt, da ich seit Jahren selbst Online spiele, früher „WOW“, inzwischen bin ich allerdings bei „Final Fantasy XIV“ gelandet und liebe es, mit meinen Char durch die Gegend zu streifen. Über die Jahre bauen sich Freundschaften auf, auch wenn man die wahren Personen hinter den Avataren in den meisten Fällen nie zu Gesicht bekommt. Dafür gibt es stundenlange Gespräche auf Discord oder Teamspeak. Oh ja, ich weiß wie das ist und manchmal versinkt man tatsächlich zu tief in der virtuellen zweiten Heimat und vernachlässigt das wahre Leben. Oder man verliebt sich tatsächlich in jemanden, den man eigentlich ja gar nicht kennt, so wie Kat. Ich glaube, in diese Kurzgeschichte können Leser nur dann komplett eintauchen, wenn sie selbst Spielerfahrungen haben, alle anderen werden vermutlich verständnislos mit dem Kopf schütteln. Aber gerade, wenn man Probleme hat, ist es verlockend, einfach in ein anderes Leben zu fliehen, in dem man sein kann, was immer man will. Doch auch in der Online-Welt ist nicht alles eitel Sonnenschein, auch da kann einem das Herz gebrochen werden und das tut nicht weniger weh.
Auch wenn die Story nur 40 Seiten umfasst, bietet sie eine Menge Gefühlschaos und Probleme, aber auch einen Lösungsansatz.

„Pixelkuss“ ist eine bittersüße Liebesgeschichte für Gamer, in der sich der eine oder andere sicherlich wiedererkennt und die genau aus diesem Grund überzeugt.  Für Clarissa Kühnbergers Ausflug in die Pixelwelt gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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