„The Witch’s Debt: Dunkles Erbe“ – Clarissa Kühnberger

“ … Sie hatte die Worte unzählige Male geübt und vor sich hingemurmelt, während sie nachts wach gelegen hatte. Doch jetzt, da es darauf ankam, fühlte sich jeder Buchstabe wie ein bleiernes Gewicht an, das sie brutal zu Boden drückte. Sie schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe – es musste fehlerfrei ablaufen. … „

Der Turm kündigt den Fall an. Der Narr läuft los. Das Rad dreht sich.

Ethina lebt mit der quälenden Frage, ob sie den Unfall hätte verhindern können, der ihre Schwester ins Koma versetzt hat. Ihre Mutter Evangeline, die von alten Ritualen, Tarotkarten und düsteren Ahnungen besessen ist, flüchtet sich immer tiefer in okkulte Praktiken. Ethina hingegen versucht, zwischen Schuld, Ausgrenzung und dem Collegealltag zu bestehen.

Erst als die lebensfrohe April in ihr Leben tritt, scheint Ethina zum ersten Mal wieder so etwas wie Normalität zu verspüren. Doch schon bald mehren sich beunruhigende Vorzeichen: düstere Visionen, wahr gewordene Albträume und eine unheimliche Verbindung zwischen April und dem Erbe ihrer Familie.

Während Ethina beginnt, an ihrem Verstand zu zweifeln und alles infrage zu stellen, was sie zu glauben scheint, drängt ihre Mutter Evangeline sie und April zu einer Entscheidung, die ihnen alles abverlangen könnte.

Ihre Mitschüler halten Ethina für einen Freak, immerhin gehört ihrer Mutter ein Laden für Hexenzubehör. Als sie wieder einmal zum Opfer des Spottes wird, steht ihr April zur Seite und die beiden Mädchen freunden sich an. Doch mit April an ihrer Seite häufen sich seltsame Vorkommnisse, Ethina hat Albträume und hört Stimmen, was ist los mit ihr?

Stell dir vor, dein Vater hat die Familie verlassen, als du noch klein warst, deine jüngere Schwester liegt seit 4 Jahren in einer Art Wachkoma und als ob das nicht schon reichen würde, betreibt deine Mutter in deiner Heimatstadt Ipswich einen Laden für Hexenzubehör.
Teenager haben es ja schon so nicht leicht, aber Ethina ist besonders gebeutelt, denn während ihre Mutter Evangeline die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wo auch immer sie auftaucht und ihre Mitmenschen sie mit einer Mischung aus Respekt und Angst betrachten, ist sie einfach nur das perfekte Mobbingopfer.
Als der Teenager erneut verspottet wird, steht ihr überraschenderweise ausgerechnet April zur Seite, die eigentlich zur Clique ihrer Mobberinnen gehört. Die beiden freunden sich an und obwohl sie man meint, dass sie unterschiedlicher nicht sein könnten, entdecken sie viele Gemeinsamkeiten, die sie zusammenschweißen. Während z. B. April ihre kranke Mutter pflegt, hat Ethina ihre jüngere Schwester Ellora, die nach einem Unfall einfach nicht aufwacht und an deren Zustand sie sich schuldig fühlt. Die Freundschaft tut Ethina gut und so wagt sie sich immer weiter aus ihrem Schneckenhaus, muss aber auch feststellen, dass immer wieder merkwürdige Dinge geschehen. Sie sieht Gestalten in einem Halloween-Labyrinth, hört Stimmen und auch ihre Mutter, die viele für eine Hexe halten, scheint in den Tagen um Halloween sehr beschäftigt zu sein.
Ihr wisst ja, ich und Hexen, wir sind ein gutes Team und so konnte ich es kaum abwarten, dass Clarissa Kühnbergers neues Buchbaby endlich das Licht der Welt erblickt.
„The Witch’s Debt“ ist eine Geschichte über Freundschaft, aber noch so viel mehr. Denn neben April und Ethina, die Vertrauen und Unterstützung in der jeweils anderen finden, spricht die Autorin auch wesentlich düstere Themen wie Mobbing und Selbstzweifel an, mit denen sicher jeder von uns schon einmal selbst in Berührung gekommen ist. Aber auch Ethinas sehr zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Mutter spielt eine wichtige Rolle. Evangeline besitzt eine sehr einprägsame Erscheinung und wird von anderen immer wieder als mitfühlend beschrieben, ihrer eigenen Tochter gegenüber verhält sie sich jedoch eher kühl und distanziert, mir kommt es teilweise fast ein wenig so vor, als wäre Ethina für sie nichts weiter als eine Angestellte in ihrem Laden. Aber so kalt sie auch herüberkommt, ihr haftet ein Hauch von Mystik an, der Reiz des Unbekannten, wenn man so will. Für mich ist sie definitiv der interessanteste Charakter des Buches, sie passt perfekt zu der düsteren Stimmung, die hier von Anfang an mitschwingt und sich immer mehr ausbreitet bis Ethinas einst so ruhiges Leben zum Albtraum wird. Dabei geht es aber zu keiner Zeit übertrieben blutig zu, wer also Probleme mit Gewalt hat, aber auf Horror nicht verzichten möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen und sich an einer fesselnden Geschichte und gut ausgearbeiteten Figuren erfreuen.

Das momentan doch eher unschöne Wetter lädt ja dazu ein, es sich sich schön kuschelig zu machen und ein Buch zu lesen und da Halloween vor der Tür steht, geht doch nichts über Hexen und Gänsehautfeeling. Ich jedenfalls freue mich auf die Fortsetzung, auch wenn die noch eine ganze Weile auf sich warten lässt, denn angekündigt ist sie erst für 2027. Trotzdem gibt es von mir für „The Witch’s Debt“ 4,5 von 5 Miezekatzen. 

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