„Der Junge“ – Rebekah Stoke

„Keiner mochte den Jungen.
Er stank. Er sah furchtbar aus. Er war dumm.
Keiner wollte ihn kennen. Und Billy?
Er ertrug die Schmerzen. Wandelte fast wie in Trance.
Ein Junge von 32 Jahren. Groß, stämmig und behäbig.
Der Junge. …“

Amanda D’Arcy hat ihren Mann Pete dazu überredet, mit ihr und den beiden Kindern in einem malerischen Vorstadtviertel von Lake Charles, Louisiana, ein neues Leben zu beginnen. Sie will ihre dunkle Vergangenheit, über die sie mit niemandem spricht, hinter sich lassen. Doch der Schein der makellosen Nachbarschaft trügt, denn mittendrin steckt der Junge.
Der Junge, den sie alle für dumm und nicht normal halten.
Der Junge, der seine Mommy liebt.
Der Junge, der Gerechtigkeit will und ein furchtbares Geheimnis hütet.
Amanda freundet sich mit dem Jungen an, der ihr seltsam vertraut erscheint – wie ein Puzzlestück zu ihrer Vergangenheit. Ihrem Mann Pete gefällt das absolut nicht.
Während sich die unerklärlichen und grausamen Vorkommnisse, die die „perfekte“ Nachbarschaft seit einiger Zeit erschüttern, häufen, wird Pete dem Jungen gegenüber immer misstrauischer und hegt Zweifel an dessen Unschuld. Er begibt sich auf Spurensuche: Was hat der Junge zu verbergen? Und was hat das alles mit Amanda zu tun?

Der Junge fällt Amanda schon auf, als sie in ihr neues Haus einziehen und sofort fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Dabei ist Billy eigentlich gar kein Junge mehr, sondern längst erwachsen, aber alle halten ihn für sonderbar, zurückgeblieben, niemand will etwas mit ihm zu tun haben, nur Amanda sucht seine Nähe. Er erinnert sie an jemandem und sie vertraut ihm sogar ihre beiden Kinder an, sehr zum Missfallen ihres Mannes.
Doch in der neuen Heimat ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, auch wenn das auf den ersten Blick so scheint. Immer wieder verschwinden Menschen … 

In „Der Junge“ von Rebekah Stoke trifft der Leser auf zwei völlig unterschiedliche Charaktere.
Erst einmal ist da Amanda, die von ihrer Mutter weg muss, ein Haus in einer anderen Stadt ist bald gefunden und nun kann das neue Leben beginnen. Sie ist direkt, sagt, was sie denkt und macht sich damit nicht unbedingt Freunde. Ihre zwei Kinder leben sich recht schnell ein, nur Pete, ihr Mann, ist nicht so ganz überzeugt von der neuen Heimat, denn da ist er, der Junge, zu dem sich seine Frau von Anfang an auf eine seltsame Weise hingezogen fühlt.
Billy ist Einzelgänger, was nicht verwunderlich ist, er macht den Leuten Angst, niemand möchte etwas mit ihm zu tun haben. Normalerweise sagt man sich als Leser oh man, der arme Kerl, aber ich muss gestehen, Billy war mir von Anfang an sehr suspekt und ich kann sehr gut verstehen, dass die Anderen ihn gemieden haben, aber natürlich macht ihn genau das als Charakter so interessant. Und Hand aufs Herz, so einen Typen kennt doch jeder von uns aus der Schulzeit, wenn vielleicht auch nicht ganz so extrem. Ein bisschen kommt da vielleicht auch das schlechte Gewissen durch, denn mit dem Außenseiter verbrüdert haben sich damals wohl die wenigsten.
Nur Amanda scheint in dem seltsamen Nachbar etwa zu sehen, das dem Rest verborgen bleibt, etwas Vertrautes …
Auch wenn ich mit ihr nicht so richtig warm geworden bin, so konnte ich ihre innere Zerrissenheit doch sehr gut nachvollziehen und genau aus diesem Grund mag ich die Bücher der Autorin. Sie schafft es immer wieder, ihren Figuren auf eine ganz besondere Art Leben einzuhauchen, sie haben viel durchgemacht und nicht selten kann man sich mit ihnen identifizieren, das macht sie zu etwas Besonderem, zu jemanden, dem man einfach nur endlich ein Happy End wünscht.
Aber darüber will ich mich gar nicht weiter auslassen.
Immer wieder tun sich in Rebekah Stokes Büchern Abgründe auf und nicht selten ändert sich die Einstellung zu den Figuren im Laufe der Geschichte. Als Leser finde ich das sehr faszinierend und ertappe mich inzwischen immer wieder dabei, wie ich Dinge von Anfang an hinterfrage, das muss man auch erstmal schaffen.Rebekah Stoke hat mich auch diesmal nicht enttäuscht, wieder konnte ich abtauchen in eine Welt voller Gefahren und Rätsel und auch wenn ich irgendwann geahnt habe, worauf das Ganze am Ende hinausläuft, so hat mich die Geschichte doch wieder voll erwischt.
Was soll ich noch dazu schreiben außer: Stattet dem Jungen selbst einen Besuch ab.^^
Ich vergebe 4 von 5 Miezekatzen und muss nun erstmal wieder eine ganze Weile auf Nachschub aus dem Hause Stoke warten, puh das wird hart.

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