„Blue Void: A Horror Story“ – Janka Molidae

“ … Jedenfalls… war die Frau zehn Tage ohne Wasser in diesem Aufzug gewesen. Mit einem toten Typen. …“ Die Gänsehaut breitete sich langsam über Sams Rücken aus. Sie konnte sich schon denken, was nun kam. „Hat sie etwa …?“

Im Hongkonger Bürogebäude Seesaw Tower 2 verschwinden angeblich Menschen in Aufzügen und geisterhafte dunkle Gestalten wandern durch die Flure.

Die zwanzigjährige Vertriebsassistentin Sam kann über solche Gerüchte nur müde lächeln. Viel zu tief steckt sie in einer Identitätskrise, die noch unheimlicher scheint als die Gruselgeschichten.

Doch wie es das Schicksal so will, muss sie sich bald mit beidem auseinandersetzen. In einer kleinen Gruppe gerät sie in einen Albtraum jenseits von Raum und Zeit. Und sie ist nicht die Einzige, die gefährliche innere Dämonen mit sich herumträgt.

Blue Void ist das Erstlingswerk der Berliner Autorin Janka Molidae und führt den Leser Ebene für Ebene tiefer und tiefer in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche.

Sam arbeitet zusammen mit ihrer besten Freundin Eleanor in einem großen Bürogebäude in Honkong. Viel lieber wäre sie Stewardess geworden, doch sie muss für den Unterhalt ihrer kleinen Familie, bestehend aus Vater und Bruder, sorgen. Die Wohnung ist winzig, der Job nervt, nur kleine Ausflüge nach der Arbeit bringen etwas Farbe ins triste Leben.
Und dann erzählt ihr Eleanor die Horrorstory der Frau, die in Fahrstuhl Nummer 2 gestiegen ist. Zuerst macht sich Sam darüber lustig, doch schon bald muss sie erfahren, dass es in dem Gebäude nicht mit rechten Dingen zugeht.

Fahrstühle sind ja doch ein recht beliebtes Thema, gerade in Filmen, „Blue Void“ ist allerdings mein erstes Buch, in dem dieses Fortbewegungsmittel eine tragende Rolle spielt.
Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht, man lernt Sam kennen, die in einem Hongkonger Büro arbeitet. Sie mag ihren Job nicht sonderlich, hat dafür aber Freundin Eleanor zur Seite. Früher lebte ihre Familie in Deutschland und Sam hat noch immer Probleme in ihrer neuen Heimat klarzukommen, die Wohnung ist zu eng, der Vater ein Problemfall. Kurzum, die junge Frau hat es nicht leicht. Als ihre Freundin ihr die Horrorgeschichte von der Frau erzählt, die im Fahrstuhl stecken geblieben ist, ist das für Sam erstmal nur eine kleine Ablenkung vom tristen Alltag. Doch schon bald bekommt sie am eigenen Leib zu spüren, dass Fahrstühle durchaus ein Eigenleben entwickeln können. Für Eleanor, Sam, einen älteren Geschäftsmann, einen Deutschen, eine dürre Frau und den jungen Hausmeister beginnt eine Reise ins Grauen, als der Fahrstuhl nicht im Erdgeschoss anhält, sondern immer weiter in die Tiefe fährt.
Janka Molidae hat für diesen Trip eine Truppe zusammengestellt, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Erstmal ist da natürlich der Hausmeister, ein Leckerchen, dass Sam schon vorher aufgefallen ist, dann eine seltsame Frau, ein älterer Herr, der Sam an einen Gangsterboss erinnert, der immer bekommt, was er will und ein Deutscher, der Außenseiter, der es nicht gerade leicht hat, da er die Sprache der anderen nicht versteht.  Sechs völlig verschiedene Menschen, die auf das Grauen, auf das sie treffen, ganz unterschiedlich reagieren. Sie befinden sich immer noch im Bürogebäude, in einer düsteren Version, soviel ist allen klar.  Ein bisschen erinnerte mich das Ganze an „Silent Hill“ und die Spiele habe ich geliebt. Die grausige Umgebung und der Kampf ums nackte Überleben bringt in den Menschen ganz unterschiedliche Seiten zum Vorschein, die Grenze zwischen gut und böse verschwimmt und auch Sam erkennt sich selbst teilweise kaum wieder. Wem kann sie trauen, wer ist Freund, wer ist Feind? Das bleibt bis zum Ende offen und dafür gibt es von mir einen dicken Pluspunkt. Der Autorin gelingt es perfekt, eine Stimmung zu kreieren, die mir hin und wieder sogar eine Gänsehaut über den Rücken jagt, zusammen mit den Eingeschlossenen habe ich panische Blicke in dunkle Ecken geworfen, vorsichtig Türen geöffnet und bin immer wieder aufs Neue mit dem Grauen konfrontiert wurden.

Wer Spiele wie „Silent Hill“ oder asiatische Horrorfilme mag, sollte unbedingt einen Blick auf und in das Buch“ werfen, allerdings könnte es sein, dass man nach dem Buch doch lieber die Treppen nimmt und auf den Fahrstuhl verzichtet. Nachdem „Sick: A Torture Story“ nicht ganz meine Erwartungen erfüllt hat, war ich etwas skeptisch, doch „Blue Void: A Horror Story“ hat mich mit seiner düsteren Atmosphäre und Story wirklich positiv überrascht, dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen. 

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