„Insel der Meerjungfrauen“ – Carlton Mellick III

“ … »Menschen sind die einzige Nahrungsquelle der Meerjungfrauen«, sagte er. »Wenn sie nichts fressen, sterben sie. Es ist die einzige Möglichkeit, die Spezies vor dem Aussterben zu bewahren.«
»Meinen Sie nicht, dass das den Artenschutz etwas zu weit treibt?« …“ (Seite 45)

Ja, es gibt sie wirklich: Meerjungfrauen!
Diese rätselhaften Fischwesen sind äußerst attraktiv, allerdings haben sie eine sehr einseitige Ernährung: frisches Menschenfleisch.
Das kleine Inseldorf Siren Cove ist in Gefahr, denn die dort lebenden Meerjungfrauen machen Jagd auf die Einwohner, anstatt die extra bereitgestellten Futterangebote anzunehmen.
Dr. Black, exzentrischer Mitarbeiter eines Konzerns für menschliches Ersatzfleisch, hat die Aufgabe, das bedrohliche Fressverhalten der Meeresbewohner zu korrigieren – mit katastrophalen Folgen …

Insel der Meerjungfrauen ist wie eine Kreuzung von H. P. Lovecraft und David Lynch – nur viel, viel abgedrehter!

Dr. Black hat nur noch wenige Tage zu leben, die will er in dem kleinen Ort Siren Cove auf einer abgelegenen Insel verbringen. Die dort heimischen Meerjungfrauen machen Jagd auf die Bevölkerung, obwohl sie genug Futter bekommen. Sein letzter Job ist es, herauszubekommen, was dort schiefläuft. Auf seinem Schiff ist auch Jackson, die ihren Vater, einen Schildkrötenforscher, auf der Nachbarinsel besuchen will. Als das Boot jedochvor der Insel der Meerjungfrauen auf Grund läuft, sitzt sie zusammen mit dem Doktor fest und die anfängliche Freundlichkeit der Dorfbewohner hält nicht lange an.

Heute gibt es mal wieder ein ganz besonderes Buch für euch, nämlich „Insel der Meerjungfrauen“ aus der Festa Special Reihe, dort gehört es auch definitiv hin, denn es wird mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack treffen. Und wer könnte euch das besser präsentieren als Hörnchen, übrigens auch eine Special Edition, außerdem kennt sich die Kleine mit Fabelwesen bestens aus.^^

Bei Meerjungfrauen denken wir alle immer sofort an Arielle oder das Märchen von Hans Christian Andersen. Dort sind die Meeresbewohner liebevolle, sanftmütige Wesen, die sich nach ihrem Prinzen verzehren. Verzehrt wird im Buch auch viel, wer Carlton Mellick III kennt, ahnt wahrscheinlich schon, dass er mit dem gängigen Klischee nicht viel am Hut hat. Seine Fischwesen sind anders, weder besonders hübsch anzusehen, denn ihr Oberkörper ist lediglich dem einer Frau nachempfunden, (also Fisch und nicht Fleisch) noch besonders freundlich, denn wir Menschen sind ihre Lieblingsspeise und einzige Nahrungsquelle. Und da es von dieser Spezies nicht mehr allzu viele gibt, muss man natürlich etwas für deren Erhaltung tun.
Genau das ist der Job von Dr. Black, der zu einer abgelegenen Insel, dem Jagdrevier der Meerjungfrauen aufbricht. Und wer jetzt glaubt, menschenfressende Fischweiber sind alles, was den Leser dort erwartet, der irrt sich gewaltig.
Mellick ist für mich immer so ein bisschen wie eine Wundertüte, ich weiß vorher nie, was mich in seinen Büchern erwartet. Da gibt es die, die mich restlos begeistert haben und jene, die mich nur verständnislos den Kopf schütteln lassen, bei denen ich absolut keine Ahnung habe, was mir der Autor damit sagen will, „Adolf im Wunderland“ ist dafür das beste Beispiel. Aber ich mag Meerjungfrauen, auch blutrünstige und er ist ja nicht der Erste, der vom üblichen Schema abweicht, dafür aber mit Sicherheit der durchgeknallteste. Wer tiefgründige Geschichten gespickt mit Lebensweisheiten auf dem Silbertablett und Figuren, mit denen er sich identifizieren kann, erwartet, sollte die Wahl seiner Lektüre noch einmal überdenken. Das heißt aber keinesfalls, dass man sich nach dem Lesen keine Gedanken macht, vor allem, wenn man ein bisschen an den Oberflächen der Absurditäten kratzt. Was für ein Satz, aber ich denke, ihr wisst, was ich damit sagen will.^^
Mit der gestrichenen Szene am Anfang des Buches haber ich allerdings ein kleines Problem, denn dieser Dr. Black passt für mich nicht so recht zu jenem, dem wir dann später begegnen. Okay, beide sind Männer der Wissenschaft und haben ein recht emotionslosen Blick auf die Dinge, die um sie herum passieren, aber der im „Prolog“ war ein waschechtes Arschloch, den nichts zu kümmern scheint, während sich sein Ich in der richtigen Story durchaus Gedanken macht um seine Mitmenschen macht und durchaus etwas zu Empfinden scheint.

Wer zum ersten Mal zu einem Werk von Mellick greift, könnte damit durchaus etwas überfordert sein, denn es geht immer sehr abgedreht zu, so auch in „Insel der Meerjungfrauen“. Wer einen schwachen Magen hat, sollte das Buch vielleicht besser meiden, denn es gibt ein paar sehr delikate Stellen, nebenbei geht es hin und wieder auch etwas schlüpfrig zu und ich rede nicht von Fischen, die einem durch die Hand flutschen, wobei, irgendwie schon, lest es einfach selbst, wenn ihr euch traut. Ich jedenfalls vergebe 4 von 5 Miezekatzen für meinen Trip nach Siren Cove.

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