„Gewürm“ – Edward Lee

„…  Die Leiche einer jungen Frau dümpelte direkt vor dem Bug im Wasser. Die Art und Weise, wie sich ihr schwarz gefärbtes Haar auffächerte, sah fast hübsch aus.
Der Rest von ihr war weniger hübsch. …“
(Seite 13)

Sie lieben die Menschen!

Als die Polychaetologin Nora Craig mit ihrem Team die einsame Insel betritt, erwartet sie die Routine der zoologischen Untersuchungen von tropischen Borstenwürmern. Zumindest glaubt sie das – bis sie auf die erste Leiche tritt …

Der Rote Borstenwurm ist einer der widerwärtigsten Parasiten, den die Natur hervorgebracht hat. Was dieser winzige Wurm einem Wirtskörper antun kann, darüber redet man besser nicht … In Deutschland ist der Erreger nach §7 Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.

Nora ist Expertin was Würmer angeht, für Männer aber eher ein Mauerblümchen. Als sich die Fotografin, die sie und ihr Assistent Loren auf eine kleine unbewohnte Insel begleiten sollen, auch noch als Sexbombe entpuppt, ist die gute Laune dahin. Annabelle verdreht nicht nur Lauren, sondern auch Trent, der die Vorgänge auf dem ehemaligen Army-Stützpunkt überwachen soll, den Kopf. Der unbändige Sexhunger der Blondine erweist sich jedoch schon bald als das geringste Problem, denn Nora und Loren entdecken Wurmeier, die wesentlich größer sind als normal …

Gleich zu Beginn: Wer mit Schlangen, Würmern und anderem Krabbelviehzeugs nicht klarkommt, sollte definitiv die Hände von Gewürm lassen, denn Edward Lee lässt sein Getier in und aus sämtlichen Körperöffnungen kriechen. Das klingt nicht nur ziemlich eklig, sondern sorgt auch dafür, dass man sich vornimmt, erstmal auf den nächsten Camping-Urlaub zu verzichten. Aber ganz ehrlich, genau das und nichts anderes erwartet man vom Meister des Ekels. Im Gegensatz zu Spinnen lassen mich Würmer eher kalt, begegnen möchte ich diesen Exemplaren und ihrem Nachwuchs aber trotzdem nicht, wer will schon als Wurmfutter enden? Wobei Futter hier noch die harmlosere Variante ist, aber lest selbst, wenn ihr euch traut.
Das Quartett, das eigentlich nur wegen der seltenen Borstenwürmer im Wasser angereist ist, könnte unterschiedlicher nicht sein, auch die Sympathiekarten sind von Anfang an verteilt, manipulative Miststücke mag halt niemand, auch wenn sie noch so sexy sind.  Dafür ist Wurmfreak und Jungfrau Nora taff und clever, allerdings auch verdammt wehleidig wenn es um ihr nicht vorhandenes Liebesleben geht, das war schon ein bisschen nervig. Im Gegensatz zu den Frauen geraten die beiden Männer hier fast in den Hintergrund. Und trotzdem mochte ich Loren, den ich aufgrund seines Namens erstmal für eine Frau hielt, ich hab halt ein Herz für Freaks.^^
Ähnlich wie schon bei „Bighead“ hab ich auch mit der „Auflösung“ in „Gewürm“ ein kleines Problem, mir hätte hier eine andere Erklärung besser gefallen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Nachdem mir sowohl „Succubus“ als auch „Leichenwald“ für Lee zu soft und auch ein wenig zäh waren, und dabei hatte gerade ersteres so viel Potenzial, weiß „Gewürm“ wieder zu überzeugen. Für mich der perfekte Stoff für eine Verfilmung, allerdings müsste da wohl die eine oder andere Sexszene weichen. In einer verlassenen Gegend mit unbekanntem Getier festzustecken, ist der Albtraum schlechthin und Edward Lee beherrscht es nach wie vor perfekt, diesen Szenarien Leben einzuhauchen. Ja, beim Lesen hat es mich tatsächlich hin und wieder gejuckt und ich musste erstmal nachschauen, ob sich da nicht tatsächlich etwas unter meine Kleidung geschlichen hat. Schon allein dafür gibt es wohlverdiente 4 von 5 Miezekatzen.

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