„Die Nacht der Schaufensterpuppen“ – Stephen Graham Jones

“ … Wenn  zwei deiner lebenslangen Freunde tot sind, sind solche Sachen alles, wonach du wirklich suchst, schätze ich. Ein oder zwei Momente, in denen du vergisst, dass du traurig bist. …“ (Seite 79)

Wir dachten, wir spielen ihr einen lustigen Streich, und jetzt sind die meisten von uns tot.

Das Ende der Sommerferien. Ein letzter Prank, um eine Freundin zu erschrecken. Eine Schaufensterpuppe in einen Kinosaal zu setzen ist doch nur ein harmloser Spaß, oder?
Bis sie zum Leben erwacht. Bis sie anfängt zu töten.
Zum Glück hat Sawyer einen Plan. Er wird der Held sein. Er wird tun, was auch immer getan werden muß. Er wird alle retten … so gut er es halt kann. Das ist eben so eine Sache mit Helden – manchmal muss er erst zum Monster werden.

Shanna arbeitet neben der Schule im Kino, um die Schulden bei ihrer Mutter abzuarbeiten. Der perfekte Job, kann sie doch so ihre Freunde Danielle, Tim, JR und Sawyer in die Vorführung schmuggeln. Doch natürlich geht das ganze nach hinten los und sie werden erwischt. Als die Teenager eine Schaufensterpuppe finden, die sie Manny nennen, kommen sie auf die Idee, sie mit ins Kino zu nehmen um dann einem Mitarbeiter zu stecken, dass sich jemand in den Saal gemogelt hat. Doch als die Vorstellung zu Ende ist, steht die Puppe auf und verlässt den Kinosaal, kurz darauf ist Shanna und ihre Familie tot.

Teenager und Streiche, ein altbekanntes Thema in Büchern und Filmen und meist auch unterhaltsam. Leider ahnt man bei „Die Nacht der Schaufensterpuppen“ recht bald, wie der Hase läuft, ein Überraschungsmoment gegen Ende hätte mir hier wesentlich besser gefallen.
Aber zurück zur Geschichte, deren Protagonist Sawyer das Geschehen aus seiner Sicht, also der Ich-Perspektive erzählt. Der Teenager ist sich sicher, dass Manny, die Puppe, sich dafür rächen will, dass ihre ehemaligen Spielkameraden sie einfach so entsorgt haben. Immerhin ist Shanna ja schon tot und damit nicht noch mehr Menschen sterben, muss Sawyer handeln. Er muss Manny aufhalten, koste es, was es wolle. Und natürlich kostet ein solcher Kampf Opfer, die man bereit sein muss zu bringen.
So gesehen, ist „Die Nacht der Schaufensterpuppen“ eine Coming of Age Geschichte, wenn auch eine etwas untypische. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, vorher etwas in der Richtung gelesen zu haben und genau aus diesem Grund finde ich es schade, dass der Autor die Katze so früh aus dem Sack lässt und somit auf den Überraschungseffekt am Ende verzichtet, denn bis dahin hat man sich längst alles zusammengereimt und das „Echt jetzt?“ bleibt aus, dabei ist die Story eigentlich perfekt dafür. Trotzdem bleibt unterm Strich eine herrlich bösartige Geschichte, die einen Weg einschlägt, mit dem man so nicht gerechnet hat.
Was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass nicht jede Freundschaft dazu bestimmt ist, ein Leben lang zu halten, aber das dürften die meisten von uns bereits aus eigener Erfahrung wissen.^^

Wie schon bei „Ein langer Dezember“, dem ersten Band der Cemetery Germany Select Reihe aus dem Buchheim Verlag, ist auch der Umschlag von „Die Nacht der Schaufensterpuppen“ in weiß gehalten und enthält Illustrationen von Daniele Serra, die die Geschichte stimmungsvoll untermalen. Ein wenig erinnert das Ganze an die Special Reihe von Festa, nur eben nicht so bunt, das Zielpublikum dürfte auf jeden Fall dasselbe sein. Im Gegensatz zu Richard Chizmar hat mich Stephen Graham Jones allerdings nicht komplett überzeugt, ich hätte mir mehr Tiefe bei den Figuren gewünscht und ein überraschenderes Ende, aber darüber habe ich mich ja bereits ausgelassen. Von mir gibt es 3, 5 von 5 Miezekatzen für Sawyers heldenhaften Einsatz.

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