„Nightcrawlers“ – Tim Curran

“ … Und erst ihr Gesicht … sie grinste boshaft und anzüglich, als habe sie in einem Teich gelegen, zerfressen von Blutegeln und durchtunnelt von Würmern. …“ (Seite 143)

Vor 200 Jahren brannte die Siedlung Clavitt Fields bis auf die Grundmauern nieder. Die Hoffnung der Einheimischen, dass mit dem Feuer auch das unaussprechlich Böse von diesem Ort vertrieben wurde, erwies sich als frommer Wunsch. Denn das Grauen verkroch sich unter die Erde – und lauert dort in der Dunkelheit bis zum heutigen Tag.

Nach der Entdeckung verwitterter Skelette auf einer verlassenen Farm stößt der Ermittler Kenney auf die unterirdischen Tunnelsysteme und entfesselt ein blutiges Inferno …

Jeder Ort hat seine Geschichten, seine dunklen Geheimnisse, dass muss auch Lou Kenney auf die harte Tour herausfinden. Nach dem Fund alter Skelette, deren Knochen seltsame Spuren aufweisen, landet der Ermittler in einem kleinen Städtchen, in dem ihm schon bald merkwürdige Geschichten zu Ohren kommen. Zu Beginn muss er noch über die seltsamen Geschichten der Einwohner grinsen, doch nach und noch vergeht im das Lachen. Menschen verschwinden, alte Aufzeichnungen tauchen auf und langsam bekommt auch er es mit der Angst zu tun.

Wer schon einmal ein Buch von Tim Curran gelesen hat, weiß eines ganz genau: es wird unappetitlich. Detailgetreu beschreibt er mehr oder weniger verweste Leichen, grauenvolle Mutationen, … kein anderer beherrscht dieses Handwerk so gut wie er und natürlich ist auch „Nightstalkers“ keine Ausnahme.
Der Held hier ist Lou Kenney, ein Polizist, den Skelettfunde auf einem brachliegenden Feld auf den Plan rufen. Er ist kein Einheimischer, tut das Geschwätz der Anwohner als Spinnerei ab, muss aber schon bald zugeben, dass sich unerklärbare Ereignisse häufen.
Ihm zur Seite steht der Sheriff, der im Gegensatz zu Kenney weniger erpicht darauf scheint, Licht ins Dunkel zu bringen. Das lässt ihn erstmal etwas unsympathisch wirken, doch schon bald erkennt man, dass es dafür Gründe gibt und er eigentlich gar kein so übler Typ ist. Dann ist da noch Elena Blasden, eine alte Frau, die aus dem Nähkästchen plaudert. Sie hat so einiges zu erzählen über die Vergangenheit und die Wesen, die unter der Erde hausen.
Erfrischenderweise sind die Monster hier weder Zombies, noch Vampire, dafür erinnern sie mich die Story ein wenig an „The Last of us“, allein das ist mir einen fetten Daumen nach oben wert.
Die Charaktere wirken lebendig, man versteht, warum sie in bestimmten Situationen genau so und nicht anders handeln, außerdem hat „Nightcrawlers“ eine Hintergrundgeschichte, die mich doch ein wenig zum Nachdenken gebracht hat, denn so weit hergeholt ist das Ganze gar nicht.
Currans Schreibweise ist fesselnd, gerade wenn sich Kenney und seine Kollegen durch enge, dunkle Gängen bewegen, kommt Beklemmung auf, man fühlt sich, als wäre man vor Ort, hilflos, ahnungslos, klebt förmlich an den Zeilen, immer vorausgesetzt natürlich, man verfügt über einen stabilen Magen. Wer den hat, kann sich auf ein paar unterhaltsame Stunden in der Dunkelheit freuen, wird danach aber für eine ganze Weile auf Ausflüge unter Tage vermeiden.

Obwohl „Nightcrawlers“ eine Menge Schleim, Blut und Gedärme bietet, habe ich von Tim Curran schon ekelhaftere – und das meine ich in diesem Zusammenhang durchaus positiv – Bücher gelesen. Hier habe ich ein bisschen das Gefühl, er verliert sich in seiner eigenen Geschichte. Dennoch hat mir die Monsterstory eine Menge Spaß bereitet, ich mag es halt etwas deftiger und gerade das Ende fand ich perfekt. Trotzdem fehlte mir das Sahnehäubchen, die Kirsche auf der Torte und so vergebe ich für 3,5 von 5 Miezekatzen für Kenneys unterirdischen Horrortrip. 

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