„Alice in Borderland 1“ – Haro Aso

„… In meiner Welt hatte man nur Platz, wenn man gegen andere gewann. Wer nicht mehr als andere leistete, hatte keinen Wert. Es war fast so, als hätte man nicht mal das Recht ein Lebewesen zu sein. …“ (Seite 179)

Ryohei hat sein Leben satt. Die Schule nervt, sein Liebesleben ist ein Witz und seine Zukunft fühlt sich an wie der drohende Untergang. Woanders wäre sicher alles besser. Als jedoch ein seltsames Feuerwerk ihn und seine Freunde in eine Parallelwelt transportiert, glaubt Ryohei, dass nun all seine Wünsche in Erfüllung gehen. Aber diese neue Welt ist kein Paradies, sondern ein grausames Spiel auf Leben und Tod – Und die einzige Möglichkeit zu überleben, ist, daran teilzunehmen.

Nach einem merkwürdigen Feuerwerk finden sich Ryohei und seine Freunde Chota und Daikichi in einer völlig verfallenen und von Grünzeug überwucherten Stadt wieder. Seit dem Farbenspiel am Himmel scheinen Jahre vergangen zu sein und außer ihnen ist niemand auf den Straßen zu sehen. Was auf den ersten Blick wie ein großes Abenteuer wirkt, entwickelt sich zu einem Spiel auf Leben und Tod, als die drei auf eine junge Frau treffen.

„Ich heiße Ryohei Arisu und bin 18 Jahre alt.
Überall auf der Welt würde man mich wohl einen Versager nennen.“

Ryohei hat es nicht leicht. Sein jüngerer Bruder ist ein Genie, was ihm sein Vater immer wieder unter die Nase reibt. Um dem zu entkommen, trifft er sich mit seinen Freunden Chota und Daikichi in der Bar, in der Daikichi arbeitet. Nach dem Feuerwerk kommen sie dort auch wieder zu sich, allerdings ist alles verfallen und eingestaubt, es scheint eine Menge Zeit vergangen zu sein.
Die meisten werden „Alice in Borderland“ als überaus erfolgreiche Netflix-Serie kennen. Auch ich fand die beiden Staffeln toll und als Ende Januar der erste Band der Reihe bei Hayabusa erschien, habe ich gleich zugegriffen. Ich muss gestehen, es war mein erster Manga, dementsprechend habe ich mich anfangs mit dem von-hinten-nach-vorn-Lesen etwas schwergetan, aber man gewöhnt sich doch recht schnell daran, gerade weil die Geschichte enorm fesselt und auch etwas von der Serie abweicht, so dass man nie genau weiß, was einen erwartet.
Natürlich sind die Protagonisten erstmal dieselben. Da ist Ryohei, der vor jeder Verantwortung flieht, die Schuld dafür bei den anderen sucht und für sein Alter schon ganz schön desillusioniert ist. Sein Freund Chota tickt ganz ähnlich, auch er hat keine wirklichen Ziele im Leben, dafür aber immer dumme Ideen am Start. Das Trio vervollständigt Daikichi, der einzige, der auf eigenen Beinen steht, die Schule abgebrochen hat und arbeiten geht. Zufrieden ist keiner von ihnen und gerade Ryohei wünscht sich immer wieder es würde irgendetwas passieren und sie aus dieser Tristesse reißen. Zwar findet die gewünscht Zombieapokalypse nicht statt, aber das Leben der Jungs verändert sich dennoch von einem Tag auf den anderen, denn plötzlich wachen sie in einer Art Paralellwelt. as anfangs Spaß und Freiheit verspricht, endet schon bald in einem Albtraum, als die Truppe völlig ahnungslos in ein Spiel stolpert und ums pure Überleben kämpfen muss. Jeden Abend finden Games mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden statt, die Belohnungen sind Visa für eine bestimmte Anzahl von Tagen, die Aufenthaltsgenehmigungen fürs Borderland. Auf die Verlierer wartet der Tod, läuft das Visum ab, springt man ebenfalls über die Klinge. Um zu überleben, muss also immer weiter gespielt werden.
Schon beim ersten Spiel unterscheidet sich der Manga deutlich von der Serie, ich denke mal, man hat das für den europäischen und amerikanischen Markt angepasst, da nur wenige hier sich mit den japanischen Gepflogenheiten auskennen, außerdem finde ich das Buch um einiges düsterer.
Haro Aso gibt seinen Figuren viel Raum, sich zu entwickeln, denn um zu Überleben, muss man den Arsch hochkriegen und gerade Ryohei, der sich in seiner Welt vollkommen wertlos fühlte, muss seine Einstellung hier komplett überdenken.
Der Zeichenstil hat mich erstmal ein wenig abgeschreckt, ich bin halt kein Mangafan, aber mit jeder Seite, die ich umgeblättert habe, fand ich ihn passender, vor allem Chota ist perfekt getroffen.^^

Genau wie die Serie hat auch das Buch mich positiv überrascht. Es bietet genug Abweichungen, die einen bei der Stange halten, ist düster und blutig und hält dem Leser immer wieder einen Spiegel vor. Außerdem kommt man nicht umhin, sich zu fragen, wie man selbst wohl in der einen oder anderen Situation handeln würde. Was will man als Autor mehr?
Natürlich ist bei mir gleich der zweite Band eingezogen, immerhin habe ich mich ja jetzt ans Rückwärtslesen gewöhnt. Ich bin gespannt, wohin mich die Reise führt, schließlich habe ich noch 8 Bände vor mir, und ob die Auflösung am Ende gleich bleibt oder in eine völlig andere Richtung geht, das wäre ja nicht das erste Mal. Bis dahin bekommt der erste Doppelband von „Alice in Borderland“ von mir einen fetten Daumen nach oben und 4,5 von 5 Miezekatzen.

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