„Jack the Ripper’s Sammlung der Herzen“ – Maya Shepherd

“ … Eine Geschichte kann auf viele verschiedene Weisen beginnen, das ändert nichts an ihrem Ausgang. …“ (Seite 25)

Mein Name ist Mary Jane Kelly, den meisten dürfte ich jedoch besser bekannt sein als das fünfte Opfer des berüchtigten Serienmörders Jack the Ripper. Nach meinem Tod fand meine Seele keinen Frieden, sondern wurde von meinem Mörder mit dunkler Magie festgehalten. Er will mir und all seinen anderen Opfern die Möglichkeit geben, für Gerechtigkeit zu sorgen und Rache an all jenen zu nehmen, die uns im Leben unrecht taten. Doch schon bald muss ich erkennen, dass meine vermeintliche Freiheit nichts als eine Illusion ist, solang Jack the Ripper im Besitz meines Herzens ist. Für ihn bin ich nicht mehr als eine Schachfigur, die er nach Belieben lenken kann, um seinem Ziel näher zu kommen, die Königin zu stürzen. Zusammen mit Inspektor Abberline versuche ich hinter die Identität des Rippers zu kommen, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Jemand, der bereits tot ist, hat schließlich nichts mehr zu verlieren, oder?

Am 09. November 1888 wird Mary Kelly das fünfte Opfer von Jack the Ripper. Doch sie ist nicht tot, nicht so richtig, denn zumindest rein körperlich ist sie noch anwesend und erwacht in einem heruntergekommenen Haus in Gesellschaft von Catherine, Liz, Polly und Annie, den anderen Opfer des Serienkillers. Der hat die Frauen mittels dunkler Magie ins Leben zurückgeholt, damit sie sich an ihren Peinigern zu rächen, das jedenfalls versucht er den Frauen glaubhaft zu machen. Doch für ihn sind die ehemaligen Prostituierten nichts weiter als Spielfiguren, Marionetten in einem verrückten Plan. Doch als Mary Kelly auf Inspector Abberline trifft, der in ihrem Mordfall ermittelt, beginnt sie zu rebellieren.

Stell dir vor, du erwachst nach einer durchzechten Nacht mit em seltsamen Gefühl, dass etwas anders ist, genauso ergeht es Maya Shepherds Protagonistin Mary Kelly und sie soll recht behalten, denn sie ist tot, ermordet von Jack the Ripper. Doch er hat sie und seine vier anderen Opfern ins Leben zurückgeholt um ihn sich an denen zu rächen, die ihnen wehgetan haben. Für mich eine etwas verquere Logik, denn immerhin hat er sie aus dem Leben gerissen, für mich stände er demzufolge ganz oben auf meiner Abschussliste.^^ Faszinierenderweise sind ihm die Frauen sogar dankbar, zumindest zu Beginn, bis sie Schritt für Schritt erfahren, was er wirklich vorhat, denn natürlich ist auch ein Jack the Ripper nicht besser als all die anderen Freier da draußen, die sie nur ausgenutzt haben.
Da ich ja meist Horror und Thriller lese, brauche ich ab und an mal eine Abwechslung und da ist ein Ausflug ins Fantasy Genre genau das Richtige für mich, solange sich da nicht irgendwelche schwülstigen Liebesgeschichten in den Vordergrund drängen. Ja, so eine klitzekleine Lovestory gibt es bei „Jack the Ripper’s Sammlung der Herzen“ auch, aber sie hält sich im Hintergrund und das ist für mich vollkommen in Ordnung. Überhaupt finde ich den Ansatz der Autorin, ihre Heldin als Tote sozusagen im eigenen Mordfall zu ermitteln, sehr interessant. Denn rein körperlich weilt Mary Kelly durchaus noch auf dieser Welt, für ihre Mitmenschen sichtbar, aber es gibt eben auch Dinge, die sie nicht mehr tun kann. Weinen zum Beispiel, oder etwas schmecken, zudem sind ihre Berührungen eiskalt. Was im ersten Moment gar nicht so übel klingt, erweist sich jedoch als ziemlich übel, vor allem im Umgang mit dem männlichen Geschlecht.
Maya Shepherds Mary Kelly ist anders als ihre Mitbewohner, aufmüpfig, sie stellt alles in Frage, vor allem Jack, der immer wieder zu ihnen kommt und von den anderen fast schon angebetet wird, vor allem von Polly. Sie rebelliert, forscht nach, hintergeht ihren „Retter“ und muss erkennen, dass man nicht alle Männer über einen Kamm scheren kann. Insgesamt erinnert das Buch ein wenig an „From Hell“, das ist an sich nicht schlimm. Ich für meinen Teil habe den Ausflug ins düstere viktorianische London genossen, auch wenn einige Fragen unbeantwortet blieben. Woher Jack die Macht hatte, seine Opfer von den Toten zurückzuholen oder warum er ausgerechnet jene Damen wählte, bleibt leider offen. Aber damit kann ich leben, immerhin ranken sich ja auch um den echten Jack the Ripper noch immer jede Menge Geheimnisse.
Wie üblich lässt Maya Shepherd im Nachwort ihre Leser erneut an der Entstehungsgeschichte des Buches teilhaben, das mag ich ja immer sehr und das Cover ist eine Augenweide, Alexander Kopainski macht seinen Job einfach immer wieder großartig, das muss ja auch mal jemand sagen.^^

Wer die Ermittlungen und auch die Figuren um Jack the Ripper mal aus einer anderen Perspektive, nämlich der untoten^^, erleben möchte, kommt bei Maya Shepherds Dark Fanrasy Geschichte ganz auf seine Kosten. Auch wenn am Ende nicht alle Fragen beantwortet werden, ist sie die Reise ins düstere London definitiv wert, dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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