„Rigor Mortis Band 2: Geisterjagd“ – Faye Hell

“ …»Hör mir gut zu, es ist verdammt wichtig, dass du verstehst, was ich dir sage und dass du es niemals vergisst. Nie wieder. Alles klar?«
Thomas schluckte laut hörbar und nickte zaghaft.
»Deine Schwester …«, sagte der Mann eindringlich. »Sie wird nicht nach Hause zurückkommen. Aber das heißt nicht, dass sie tot ist.« …“

Die Erde, die finde ich.
Den Geist, den binde ich.
Den Schatten, den rufe ich.
Schwarze Pyramide, komm leite mich!

1906: Kennicott, Alaska
Ein unbeugsamer Pionier träumt davon, die Eisenbahn mitten in das wilde Herz Alaskas zu führen.
2005: Alaska
Eine einsame, verlorene Seele wirft einen intensiven Blick in einen allzu vertrauten Abgrund.
2017: Alaska
Ein junger Mann, der das Wichtigste in seinem Leben verloren hat, ist endlich auf der Suche nach Antworten.
2017: Los Angeles, Kalifornien
Ein größenwahnsinniger Talkshowmaster strebt nach Macht und einer neuen Weltordnung.
Vier Geschichten, eine Wahrheit.
Vielleicht ist Legende doch nur ein anderes Wort für »ihr wurdet gewarnt«.

Thomas ist 7 und hat gerade einen Turm aus Bausteinen gebaut, als plötzlich ein Mann mit langen schwarzen Haaren im Wohnzimmer seiner Familie steht, der unbedingt mit ihm reden muss. Der Junge ist fasziniert, ein echter Indianer, doch was er zu sagen hat, erschreckt ihn, denn es geht um seine große Schwester. Bevor der Fremde geht, lässt er ihm ein Amulett da, dass er verstecken soll.
12 Jahre nach dem spurlosen Verschwinden seiner Schwester Rosa findet Thomas das Amulett wieder, erinnert sich an die Worte des Indianers und macht sich auf den Weg nach Alaska, denn er muss einfach herausfinden, was damals geschehen ist.

Schon der erste Teil von „Rigor Mortis“ hat mich begeistert, also musste sich auch die Fortsetzung unbedingt lesen. Der zweite Band knüpft unmittelbar an das Ende von „Goldrausch“ an und auch diesmal erzählt Faye Hell wieder mehrerer Geschichten. Als erstes ist da natürlich Thomas, der sich Hals über Kopf nach Alaska aufmacht, um seine vor 12 Jahren verschwundene Schwester zu suchen. Auch Rosa, die gesuchte, bekommt wieder ihren eigenen Handlungsstrang, sie ist noch immer als Reiseleiterin mit ihrer Gruppe unterwegs. Count Mortis ist ebenfalls ein schon bekannter Charakter, allerdings spielt er diesmal keine so große Rolle wie im Vorgänger, ist aber nach wie vor der perfekte Kotzbrocken. Er hasst Menschen, besonders Frauen, die nur dafür da sind, seine Bedürfnisse zu befriedigen, trotzdem hat er sein Publikum gefunden und schürt Hass, gibt den Menschen, was sie hören wollen. Ein sehr faszinierender und überaus gefährlicher Charakter. Der letzte Strang schließlich widmet sich der Stadt Kennicott und ihrer Geschichte. Stephen Oaks ist aus Amerika nach Alaska gekommen und dort hängen geblieben. Er hat einen Traum und ein okkultes Buch, mit dessen Hilfe er den verwirklichen will.
All diese verschiedenen Orte und Zeiten haben etwas gemeinsam und so langsam deutet sich an, wohin die Reise geht.  Da „Geisterjagd“ jedoch erst der zweite von drei Bänden ist, muss der Leser auf die Aufklärung noch etwas warten, was mir persönlich sehr schwer fällt, denn „Rigor Mortis“ hat mich wieder vollkommen in seinen Bann gezogen. Alaska allein ist schon wahnsinnig faszinierend, die Weite und Unberührtheit des Landes, die Natur, ja, ich hätte nicht übel Lust, meinen Koffer zu packen und mich auf den Weg zu machen. So wie Thomas, für den das Land allerdings zum Albtraum wird.
Wie schon bei „Goldrausch“ kann man die Liebe der Autorin zu Alaska förmlich aus jeder Seite herauslesen, das wirkt einerseits fast schon ansteckend und sorgt andererseits dafür, dass man tief in die Story abtauchen kann, sich ab und an fühlt, als würde man als stiller Beobachter an der Seite stehen und so einen intensiven Blick auf das Geschehen erhaschen.
Nach Beendigung von „Rigor Mortis 2″habe ich mich erstmal mit der Geschichte der Schwarzen Pyramide auseinandergesetzt, die für viele Spekulationen sorgt. Immerhin soll es in ihrer Nähe, ähnlich wie im  Bermuda Dreieck, immer wieder zu merkwürdigen Zwischenfällen kommen, Menschen verschwinden … Davon mag man halten, was man will, unbestreitbar ist aber, dass sich dieses Thema bestens für ein Buch eignet, das hat Faye Hill hier bewiesen.

Puh, was für ein Höllenritt. „Geisterjagd“ steht „Goldrausch“ in nichts nach, die neuen Charaktere sind tiefgründig und vielschichtig, der Schreibstil großartig, er passt sich immer dem jeweiligen Abschnitt an. So ist zum Beispiel bei Count Mortis der Umgangston ein ganz anderer als bei Rosa, was natürlich den Figuren geschuldet ist. Erneut darf man sich nach dem Ende der eigentlichen Story über einen Bonusgeschichte freuen, die sich diesmal mit dem Beginn von Count Mortis Karriere auseinandersetzt. Und als wäre das noch nicht genug, erzählt Faye Hill danach von ihrer Alaska-Reise, die sie zu diesem Buch inspiriert hat, wie sie die besuchten Orte zum einem Teil der Story werden ließ. Ich glaube, ich erwähnte bereits das eine oder andere Mal, dass ich es sehr mag, wenn Autoren ihren Lesern einen kleinen privaten Einblick in ihr Schaffen geben. Mir bleibt also erneut nichts anderes übrig, als 4,5 von 5 Miezekatzen für den Ausflug in einen der am dünnsten besiedelten Bundesstaaten von Amerika zu vergeben.

„Rigor Mortis Band 1: Goldrausch“
„Rigor Mortis Band 2: Geisterjagd“

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