„Die Liebe an miesen Tagen“ – Ewald Arenz

“ … Glück. Tatsächlich. Es war einfach nur Glück. Kein stolzer Rausch wie bei einer Premiere, nicht die atemlose BGefreiung in Tränen bei Jules Geburt, nicht die kleine Zufriedenheit am Abend eines guten Tages. Sondern ein tiefes, stilles Glück. …“ (S. 157)

Vom ersten Moment an wissen Clara und Elias, dass sie füreinander bestimmt sind. Damit ändert sich alles: Elias kann nicht länger verdrängen, dass er mit seiner Freundin in einem falschen Leben steckt. Und für Clara wird es Zeit, das Alleinsein aufzugeben. Auf das wilde Glück der Anfangszeit folgt die erste Bewährungsprobe, und die beiden zweifeln und kämpfen mit- und umeinander.
Kann man, nicht mehr ganz jung und beladen mit Lebenserfahrung, noch einmal oder überhaupt zum ersten Mal die große Liebe finden?

Clara will ihr kleines Haus endlich verkaufen und wartet auf die Interessentin, als ihr ein Mann vor die Füße stolpert. Beide haben sofort einen Draht zueinander und scherzen, doch er ist nicht allein, seine Freundin ist Claras Verabredung. Der Fotografin geht der geheimnisvolle Fremde nicht mehr aus dem Kopf und als sie ihn kurz darauf bei einer Theaterpremiere wiedertrifft, zeigt auch er Interesse. Elias ist Schauspieler und hängt in einer etwas merkwürdigen Beziehung fest und auch Clara will eigentlich keinen Mann in ihrem Leben, doch die beiden zieht es wie Magnete zueinander hin.

Wer mich kennt, weiß, ich bin kein Freund von Liebesgeschichten, dieses ganze Geschnulze ist einfach nichts für mich. Ab und an braucht aber auch mein kleines schwarzes Herzchen einen rührende Story und die habe ich letztes Jahr mit „Der große Sommer“ von Ewald Arenz bekommen, einer wunderbaren Story über das Erwachsenwerden. Natürlich musste danach das neueste im Januar erschienene Werk hier einziehen, auch wenn schon beim Klappentext klar war, dass sich diesmal alles um Herzschmerz drehen würde. Na ja, ab und  an muss man halt mal über den eigenen Schatten springen und wird dafür belohnt.^^
In „Die Liebe an miesen Tagen“ dreht sich alles um Clara und Elias, die zufällig aufeinandertreffen, beide nicht mehr ganz jung. Während sie den Glauben an die Liebe längst aufgegeben hat, ist er in einer Art Zweckgemeinschaft gefangen. Beide spüren schon bei der ersten Begegnung, dass ie zusammengehören, müssen aber in ihrem Leben erst einmal Ordnung schaffen und als es dann endlich soweit ist, bekommt Clara ein Job-Angebot, dass sie vor eine wichtige Entscheidung stellt.
Schon in „Der große Sommer“ fand ich den Schreibstil des Autors toll, humorvoll und doch irgendwie rührend und hier kommt er noch viel mehr zum Tragen.
Die Geschichte ist aus dem Leben gegriffen, die Charaktere haben Ecken und Kanten, eine ganzen Menge sogar. So führt Elias, der Schauspieler, eine Beziehung mit der naiven Vera, die für ihn allerdings nur Dekoobjekt und Bettwärmer ist. Dafür liebt er seine Tochter Jules abgöttisch. Clara hingegen hat ihren verstorbenen Mann nicht wirklich geliebt, ist wegen seiner Krebserkrankung aber bei ihm geblieben. Der Fixpunkt in ihrem Leben ist ihr Bruder, zu dem sie ein sehr enges Verhältnis hat. Die beiden sind für mich einfach ein tolles Gespann, ich habe diese Kapitel immer sehr genossen.
Doch so eigen und egoistisch Clara und Elias auch sein mögen, man schließt sie ins Herz und leidet mit ihnen, vor allem als Clara sich zwischen Job und der neuen Liebe entscheiden muss. Aber was ist die richtige Wahl?
Natürlich ist „Die Liebe an miesen Tagen“ in erster Linie eine Lovestory, aber es nur darauf zu reduzieren, wäre falsch, denn Ewald Arenz widmet sich auch anderen Themen. So geht es unter anderem immer wieder um Glück. Was, wenn wir erkennen, dass unser bisheriges Leben uns eben nicht glücklich macht? Kann man auch im „fortgeschrittenen“ Alter einfach so alles wegwerfen und von vorn beginnen? Und darf man als Frau überhaupt einen jüngeren Mann haben? Umgekehrt funktioniert das ja ohne Probleme.
Ich für meinen Teil fand es toll, mal nichts von einer knackigen jungen Frau zwischen zwei Männern zu lesen, sondern von problembeladenen Erwachsenen, die lernen müssen, dass man die eigenen Bedürfnisse auch mal hintenan stellen muss, wenn eine Beziehung funktionieren soll. Gerade das macht Elias und Clara so menschlich, auch wenn sie, jeder für sich, sicherlich nicht die umgänglichsten Typen sind.

„Die Liebe an miesen Tagen“ ist eine bittersüße Liebesgeschichte, die zeigt, was passiert, wenn zwei Sturköpfe sich Hals über Kopf verlieben und versuchen, mit der Situation klarzukommen. Ewald Arenz hat zwei ganz eigenen Charakteren Leben eingehaucht, die man manchmal einfach nur schütteln und im nächsten Moment wieder umarmen will. Die man nicht versteht und irgendwie doch, genau das macht den Reiz aus. Lachen und Weinen liegen dicht beieinander und ich würde empfehlen beim Lesen immer eine Packung Taschentücher in Reichweite zu haben. Von mir gibt es 4,5 von 5 Miezekatzen und natürlich eine Leseempfehlung für alle, die es gefühlvoll, aber nicht schnulzig mögen. Wenn ich das nächste Mal in der passenden Stimmung bin, werde ich mich wohl „Alte Sorten“ zuwenden, ich bin gespannt, was mich da erwartet.

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