„Racheblind“ – Julia Starck

“ … und mit einem Mal merkte ich, dass mein Kopf sich überraschend leer, aber leicht anfühlte. Nein, ich passte mich ihnen nicht bloß an: Allmählich verwandelte ich mich in eine von ihnen. Automatismen hatten meinen Körper fest im Griff und übernahmen die tägliche Arbeit, während mein Gehirn in einen leichten Schlaf gefallen war. Nach und nach mutierte ich zu einem von Gabriels Robotern. …“ (Seite 98)

Vor zwanzig Jahren verlor sie ihre Familie …
… jetzt ist sie bereit, sich zu rächen
Rahel will Rache. Die junge Frau hat die Therapie beendet und ihre Medikamente abgesetzt – sie hat ihren Job gekündigt, sich einem kosmetischen Eingriff unterzogen und ihr Testament geschrieben. Denn endlich ist es so weit, sie hat ihn gefunden. Für Rahel besteht nicht der geringste Zweifel: Sektenführer Gabriel ist dafür verantwortlich, dass sie vor fast zwanzig Jahren ihre Familie verlor. Fest entschlossen, sein Lebenswerk zu zerstören, schleust sie sich unter falschem Namen in die Sekte ein, in der sie einst aufwuchs. Aber Gabriels Anhänger überwachen sie rund um die Uhr und dann ist da noch Elias, Gabriels Sohn, der sie immer tiefer in seinen Bann zieht. Schon bald begeht Rahel einen fatalen Fehler…
»Racheblind« ist der erste Band aus der Reihe um Rahel Kusmin.

Als Sophie nachts von Wagner, der fürs Forsatamt arbeitet, im Wald aufgegabelt wird, hält er sie für eine Journalistin, denn nicht weit entfernt lebt eine Sekte, von der Außenwelt abgeschlossen. Doch Sophie, die eigentlich Rahel heißt, will keinen Artikel schreiben, sie will Rache, denn Gabriel, der Sektenführer, ist Schuld am Tod ihrer Eltern und ihrem verpfuschten Leben.
Sie schafft es, in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden, doch statt auf Gabriel trifft sie erstmal nur auf Elias, seinen Sohn.

Als Rahel zu ihrem nächtlichen Ausflug in den Wald aufmacht, ahnt man bereits, dass es nicht darum geht, die Stille der Natur zu genießen, immerhin hat sie vorher noch ihr Testament geschrieben.
Julia Starck lässt ihre Protagonistin in der Ich-Perspektive erzählen, so ist man stets mit ihr zusammen vor Ort und weiß nicht mehr als sie, das sorgt für Spannung und ab und an auch mal für Kopfschütteln, denn gerade zu Beginn weiß man nicht wirklich, was sie antreibt, taucht jedoch nach und nach immer tiefer in ihre Geschichte ein.
Dass die Rückkehr in die Sekte, der sie einst als Kind angehörte vielleicht nicht unbedingt der sicherste Weg ist, sich an dem Mann zu rächen, der ihre Eltern auf dem Gewissen hat, ist von Anfang an klar, aber Rahel hat alles geplant. Dummerweise sind Pläne nutzlos wenn es anders läuft als erhofft und so muss die junge Frau viel länger in der abgeschiedenen Gemeinde ausharren als geplant. Das lässt sie natürlich auch einen Blick hinter die Kulissen werfen und was da zum Vorschein kommt, ist erschreckend. Es wird gezeigt, wie leicht Menschen zu manipulieren sind und für Vergehen sind harte Strafen an der Tagesordnung. Aber nicht alle stehen bedingungslos hinter Gabriel, vor allem sein Sohn Elias ist ein wandelndes Rätsel. Und natürlich gibt es auch Mitglieder, die Rahel hasst und solche, die sie sofort ins Herz schließt wie Henri, der sich liebevoll um den Stall und die Tiere kümmert. Der alte Mann redet ihr immer wieder gut zu und deckt sie.
Das Sektenleben ist gefährlich, Rahel bewegt sich auf dünnem Eis, befürchtet immer wieder aufzufliegen, dennoch gliedert sie sich in den täglichen Trott ein und fühlt sich sogar auf gewisse Weile wohl, denn sie muss sich um nichts Gedanken machen. Ihren Racheplan verliert sie aber trotzdem nie aus den Augen.
Mit „Racheblind“ hat die Autorin einen fesselnden und erschreckenden Thriller geschaffen. Der Schreibstil ist mitreißend, von der ersten Seite an bin ich Rahel fasziniert auf ihrem Weg gefolgt, habe ihre Entschlossenheit bewundert, mit ihr gehofft und gelitten. Auch wenn nicht immer alles so ist, wie es scheint, habe ich ihr ihre Rache aus tiefstem Herzen gegönnt.

Rahel ist eine umheimlich starke Frau, die es immer wieder geschafft hat, sich aufzurappeln,auch wenn sie eine Menge Narben davongetragen hat. Ihr Plan ist mutig, gerade weil sie ihren Gegenspieler kennt und trotzdem alles auf eine Karte setzt. Auch wenn ich nicht alle ihre Entscheidungen nachvollziehen kann, so ziehe ich den Hut vor ihr und lasse 4 von 5 Miezekatzen springen. Bald ist die Fortsetzung fällig und ich hoffe, die weiß genauso zu begeistern.

01. „Racheblind“
02. „Rachesturm“

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