„Verspeist“ – Mats Hoeppner

“ … »Was riecht denn hier so nach Grillfleisch?«, kommt es ihr schlagartig über die Lippen, als sie durch die Hoftür tritt. Sekunden später klappt ihr Unterkiefer nach unten und sie vergisst, die Muskeln wieder in die andere Richtung zu bewegen. …“

Horror in Bestform
In Goslar geschieht ein grausamer Mord. Im Garten eines Einfamilienhauses wird ein Mann mit einer langen Stange aufgespießt und über eine große Feuerstelle gehängt. Der einzige Zeuge, ein junger Mann, der an einer spastischen Lähmung leidet, hat zwei Hexen gesehen.

Hauptkommissarin Greta Jaskewitsch glaubt nicht an auferstandene Sagengestalten. Als kurze Zeit später ein weiterer Bewohner Goslars auf ähnliche furchterregende Art getötet wird, weiß sie, zwei Serienmörder zu jagen.
Diese entlarven den Zeugen und beschließen, jenen zusammen mit der Hauptkommissarin zu eliminieren. Von nun an beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem es zu weiteren Toten kommt. Wer am Ende seine Ziele erreichen wird, hängt von einem messerscharfen Verstand ab.

Das Buch behandelt die Themen Kannibalismus und Dolcett. Weil die Gewaltszenen relativ drastisch beschrieben sind, ist es für Personen unter 18 Jahren nicht geeignet.

Linus rechter Arm und sein rechtes Bein sind gelähmt, außerdem leidet er unter einer Sprachstörung. Das hindert ihn jedoch nicht daran, von einer kleinen Hütte auf dem Grundsstück seiner Eltern aus die Nachbarstochter Jenny zu beobachten. Eines Abends bekommt er allerdings ein völlig anderes Schauspiel geboten.
Für Greta Jaskewitsch ist der junge Mann der einzige Zeuge eines grausamen Verbrechens, aber Linus hat so viel Angst, dass er schweigt und so versucht die Hauptkommissarin, sein Vertrauen zu gewinnen, nicht ahnend, dass sie damit nicht nur ihn zur Zielscheibe macht.

Eine junge Frau wird in einem Käfig gefangen gehalten, gefoltert und missbraucht. Gleich zu Beginn von „Verspeist“ macht Mats Hoeppner klar, dass er keine Gefangenen macht. Wie der Titel schon sagt, geht es ums Essen und im Horrorgenre denkt man da natürlich sofort, und völlig zu Recht, an Kannibalismus. Doch es geht nicht nur ums Futtern, nein, vorher bekommt das Opfer noch harten Sex um anschließend auf eigenen Wunsch hin verspeist zu werden. Mit der Freiwilligkeit ist es hier allerdings auch so eine Sache … Dolcett nennt sich das Ganze dann, benannt nach einem kanadischen Comiczeichner, bei dem es deftig zu Sache geht, Zartbesaitete sollten also unbedingt einen großen Bogen um dieses Buch machen.
Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann, dass scheinbar jeder in diesem Buch durch diese Fantasien erregt wird, ist die Geschichte selbst äußerst spannend. Nachdem die aufgespießte und gegrillte Leiche eines Mannes gefunden wurde, versucht Kommissarin Greta Jaskewitsch zusammen mit ihrem Kollegen Tarik Sahin mehr aus Linus, dem einzigen Zeugen herauszubekommen, der völlig verängstigt ist und immer wieder etwas von Hexen faselt. Greta taucht immer wieder auf, in der Hoffnung, dass er Vertrauen zu ihr fasst und erzählt, was er in jener Nacht gesehen hat. Dabei wächst ihr Linus immer mehr ans Herz und sie ahnt nicht, in welcher Gefahr sie beide schweben.
„Verspeist“ spielt auf zwei Zeitebenen. Auf der einen lernt man eine Gruppe von Männern mit besonderen Vorlieben kennen, in der anderen ermitteln die beiden Kommissare in brutalen Mordfällen. Natürlich hängt beides zusammen, trotzdem schafft es die Geschichte zu fesseln, auch wenn mich die seltsamen Gelüste der Ermittler immer wieder den Kopf schütteln lassen. Trotzdem mag ich Greta, eben auch, weil sie immer mit vollem Körpereinsatz bei der Sache ist und sich nicht unterkriegen lässt, obwohl auch sie schon einiges mitgemacht hat. Trotzdem ist sie eine taffe Frau, die nichts auf verstaubte Ansichten gibt und tut und lässt, worauf sie Lust hat. Außerdem ist die Entwicklung ihrer Beziehung zu Linus so etwas wie der Ruhepool der sehr blutigen Story, Momente, die ans Herz gehen und in denen man mal durchatmen kann. Leider wirkt das Ende für mich allerdings etwas erzwungen, fast so, als wolle der Autor unbedingt den Kreis schließen, koste es, was es wolle. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich mit dem ganzen BDSM Fetisch einfach absolut nichts anfangen kann.^^

Wer es blutig mag, kommt bei „Verspeist“ definitiv auf seine Kosten. Was mich hier allerdings ein wenig (ver)stört, ist, dass scheinbar alle in diesem Buch den gleichen Fetisch zu teilen scheinen. Ich will gar nicht weiter darauf eingehen, aber ich finde das doch sehr an den Haaren herbeigezogen und genau das ist für mich der Grund, aus dem ich 3,5 und nicht 4 Miezekatzen vergebe. Nennt mich kleinlich, aber mich hat es genervt.

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