„Til Undeath: Bis dass der Untod uns scheidet“ – Ralf Kor

“ … Samira sah mich flehend an. Nun, um genau zu sein, sah sie mich hungrig an, aber man lernt, zwischen Knurren und gebleckten Zahnstümpfen zu lesen. Es ist gar nicht schwer, wenn man sich darauf einlässt. Sie wollte nicht sterben – nicht schon wieder. …“

Wenn du das Liebste in deinem Leben verlieren würdest: Wie weit würdest du gehen,
um es wiederzubekommen?
Martin und Samira sind ein ungleiches, aber glückliches Paar,
doch das ändert sich, als Samira tödlich verunglückt.
Martin findet zwar einen Weg, seine Frau wieder zum Leben zu erwecken,
aber ist sie noch die Frau, die er einst geliebt hat?
Ein Roman über die Liebe, den Tod, Gehirne und Klabusterbeeren.

Samira und Martin sind ein glückliches Paar mit Hund, bis zu jenem Abend, an dem Samira unbedingt ins Theater will. Nach der schrecklichen Vorstellung fährt Martin einen Mann an, der sich wieder aufrappelt und sich von den beiden nach Hause fahren lässt. Seine Familie gehört zu den Sinti und Roma, was Martin, als Samira unerwartet stirbt, auf eine grandiose Idee bringt, immerhin hat er gerade „Der Fluch“ von Stephen King gelesen. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Was tut man, wenn die geliebte Frau plötzlich einen tödlichen Unfall erleidet? Richtig, man erinnert sich daran, dass man ja gerade erst jemanden kennengelernt hat, dessen Familie sich mit Flüchen und dergleichen auskennt und zack, schon weilt die Lebenspartnerin wieder unter den Lebenden. Wobei leben vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist, denn Sammy verhält sich äußerst aggressiv und verspürt einen Heißhunger auf Gehirne, mit anderen Worten, sie ist ein Zombie.
Und so ist Martin zunächst einmal hoffnungslos mit der Lage überfordert, schließlich kann er sich ja bei niemandem Hilfe holen. Doch selbst ist der Mann und so bastelt er sich einen kleinen Ratgeber zusammen, der aus zehn Punkten besteht. Unter anderem werden darin die neuen Essgewohnheiten behandelt, aber auch Zahnpflege und körperliche Bedürfnisse kommen nicht zu kurz. 

„Til Undeath“ ist durchaus blutig und brutal, lebt für mich aber vor allem von den komischen Momenten, die solch neue Lebensumstände natürlich mit sich bringen, von nervigen Nachbarinnen, gefährlichen Hundespielzeugen und den unerotischen Auswirkungen eines Fluches mal ganz abgesehen. Aber es ist auch eine Liebesgeschichte und Martin ist sich sicher, dass er seine „neue“ Frau erziehen und trainieren kann, immerhin hat sie ja bereits gelernt, dass der Familienhund Larry kein Fressen ist. Bei Menschen ist Sammy, abgesehen von ihrem Ehemann, allerdings weniger lernwillig und irgendwo müssen die heißgeliebten Gehirne ja auch herkommen.
Eine verrohte Frau, ein zunächst ratloser Ehemann und ein an der ganzen Situation nicht ganz unschuldiger Vierbeiner bilden ein Gespann, das mich immer wieder zum Grinsen bringt, auch wenn nicht gerade wenig Blut fließt.
Hinzu kommt Martins doch ziemlich trockene Art, über die veränderten Lebensumstände zu berichten. In 10 Kapiteln, die sich jeweils mit einem bestimmten Thema befassen, gibt er dem Leser Tipps zum Zusammenleben mit einem untoten Partner, natürlich hat er alles persönlich getestet, schon allein diese Idee finde ich irgendwie genial.
Der Schreibstil ist der Handlung angepasst, es geht locker zu, allerdings scheut sich Ralf Kor auch nicht davor, hier und da mal ins blutige Detail zu gehen, immerhin geht es um eine junge Dame mit Appetit auf Menschenfleisch.

„Til Undeath“ ist blutig und witzig zugleich, aber vor allem ist es die Geschichte eines Mannes, der ohne seine Partnerin nicht leben will und dafür so einiges in Kauf nimmt. Und mal ehrlich, wünschen wir uns nicht alle insgeheim so einen Martin, der uns mit Hirn versorgt, wenn das Monster in uns mal wieder zum Vorschein kommt? Schon allein dafür aht er sich 4 von 5 Miezekatzen verdient.^^

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