„Die Geister von Alcatraz: Ray“ – Kathrin Wandres

“ … Erst kurz bevor sie anlegten, sah Jill es. Wie ein Ungeheuer, das aus der Tiefe emporstieg, tauchte Alcatraz urplötzlich aus dem Nebel hervor. Als hätte der Schlund der Hölle sich soeben geöffnet und es an die Oberfläche gestoßen. Eine Gänsehaut legte sich auf Jillians Arme, während sie ehrfurchtsvoll die über 40 Meter hohen Klippen hinaufstarrte. Im Prinzip war die Insel nichts weiter als ein schroffer Felsen, überzogen mit einer Wirrnis aus Beton und Eisen. …“

Nur die skrupellosesten Verbrecher kommen nach Alcatraz. Doch die wahre Gefahr der Insel sitzt nicht hinter Gittern. Alcatraz 1951: Der wegen Mordes verurteilte Ray wird auf die berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz verlegt. Sie gilt als Endstation für jeden Häftling – eine Sackgasse auf dem Weg ins Verderben. Bereits an seinem ersten Tag begeht Ray einen folgenschweren Fehler und bringt den von allen gefürchteten Insassen »Deepcut« gegen sich auf, der ihm von nun an das Leben zur Hölle macht. Durch einen Zufall lernt Ray die eigensinnige Wärtertochter Jillian kennen, die den ominösen Machenschaften ihres Onkels auf der Spur ist. Als die Lage für Ray immer bedrohlicher wird, ist es allein Jillian, die ihn noch retten kann. Doch es gibt einen Gegner, mit dem niemand gerechnet hat, und dieser lauert in den finsteren Tiefen von Alcatraz.

Für den Gefängniswärter George Williamson ist die Versetzung nach Arcatraz eine große Sache, seine 16-jährige Tochter Jillian hingegen kann dem Umzug nichts abgewinnen. Als sie schließlich auf der Insel ankommt, hat sie sofort ein ungutes Gefühl. Als sie eines Abends hinter dem Fenster ihres Zimmers die Ankunft der neuen Gefangenen beobachtet, scheint sie einer von ihnen direkt anzuschauen. Als sie ihm kurz zuwinkt, lässt er etwas auf den dreckigen Weg fallen und Jill macht sich im Schutz der Dunkelheit auf die Suche nach diesem ominösen Gegenstand. So lernt sie Ray kennen, der seine Strafe für Mord in Alcatraz absitzt.

Von 1934 bis 1963 war das Hochsicherheitsgefängnis auf der Insel Alcatraz das bekannteste und berüchtigtste Gefängnis Amerikas. Es galt nicht nur als ausbruchssicher, um „The Rock“, wie die kleine Insel auch genannt wird, drehen sich auch viele Legenden. Als Schauplatz für einen Mystery-Thriller ist das Hochsicherheitsgefängnis schon allein wegen seiner Geschichte die perfekte Wahl.
Kathrin Wandres schafft es bei mir schon mit ihrem Prolog zu punkten, in dem es um einen sehr bekannten Insassen von Alcatraz geht. Nach einem kleinen Zeitsprung wendet sie sich dann Ray James Austin zu, der auf die Gefängnisinsel verlegt wurde. Ihm ist klar, dass der Aufenthalt dort kein Zuckerschlecken wird, zu viel hat er von diesem Gefängnis gehört, in dem nur die ganz harten Jungs einsitzen. Dass hier alle, Wächter und Gefangene, gewaltbereit sind, bekommt er bereits am ersten Abend zu spüren.
Auch Jillian ist mit ihrer Familie neu auf Alcatraz, allerdings steht sie auf der anderen Seite, denn ihr Vater arbeitet als Wärter und so ist ihr der Kontakt zu den Gefangenen natürlich verboten. Dennoch kreuzt ihr Weg den von Ray und schon bald schweben beide in Lebensgefahr.
Ein Doppelmörder und ein aufmüpfiger Teenager, eine sehr ungewöhnliche Paarung und trotzdem haben die beiden etwas gemeinsam: sie sind an einem Ort, an dem sie nicht sein wollen. Für Ray ist es sogar die Endstation seines Lebens, ein Fakt, der ihn verzweifeln lässt.
Jedes Kapitel einer bestimmten Figur gewidmet, so lernt man nicht nur deren Sichtweisen und Hintergründe kennen, sondern erfährt ab und an sogar mal etwas mehr als Jill und Ray, hat aber trotzdem lange keine Ahnung, was hinter den Mauern und Zellenwänden wirklich gespielt wird. Aber auch mit dem Alltag und den Regeln hinter Gittern hat sich die Autorin beschäftigt und genau das macht für mich einen Teil der Spannung aus. Natürlich tragen auch die gut ausgearbeiteten Charaktere dazu bei, gerade Jillian mit ihrem ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn muss man einfach ins Herz schließen, denn sie ist nicht nur verdammt clever, sondern auch hart im Nehmen. Und sie vertraut ihrem Bauchgefühl, trotz aller Vorurteile und angeblicher Fakten, eine Sache, die wir heutzutage meinst viel zu wenig tun.

Alcatraz hat mich schon immer fasziniert, ich liebe „The Rock“ mit Nicholas Cage und Sean Connery. Auch der erste Teil von „Die Geister von Alcatraz“ entpuppte sich als Glücksgriff, inzwischen sind hier die anderen beiden Bände eingezogen und warten darauf, gelesen zu werden.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten, unter anderem auch, weil es in diesem Thriller zwar einen Mystery Anteil gibt, der aber sehr gut dosiert ist und nicht zu viel Raum einnimmt. Dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Jill.

„Die Geister von Alcatraz: Ray“
„Die Geister von Alcatraz: Chester“
„Die Geister von Alcatraz: Will“

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