„Im Wolfsbau“ – Jon Athan

“ … Hier war ihr auch zum ersten Mal das reine, gefühllose Böse begegnet. Sie wusste zwar, dass es manche Menschen auf Kinder abgesehen hatten, aber ihre Mutter hatte ihr nie gezielt von Pädophilen, Vergewaltigern und Serienmördern erzählt – den wahren schwarzen Männern dieser Welt. …“ (Seite 122-123)

Wie weit gehst du, um deine Kinder zu schützen?

Keith Klein ist ein Cop in einer kleinen Stadt in New Mexico. Als seine beiden Töchter auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwinden, macht er sich auf die Suche nach ihnen. Doch er kommt nicht weit mit seinen Ermittlungen.
Keith wird immer frustrierter … und sein Vorgehen illegaler und gewalttätiger.
Währenddessen erleben Carrie und Allison in einem Haus mitten im Nirgendwo unvorstellbare Qualen. Dort produziert eine Gruppe von Psychopathen mit Tiermasken Snuff-Filme für Kunden auf der ganzen Welt.

Jon Athan ist einer der jungen Meister des harten Horrors. Im Wolfsbau ist ein weiterer seiner verstörenden Romane. Nicht jeder erträgt einen Besuch im Bau der Wölfe!

Carrie, Allie und Brooke sind auf dem Heimweg von der Schule, als sie bemerken, dass sie von einem Van verfolgt werden. Die Männer darin tragen Tiermasken und als sie die Mädchen ansprechen, flüchten die in den Wald, ein Fehler, wie sich schon bald herausstellt. Denn kurz darauf ist Brooke tot und Carrie und Allie finden befinden sich in den Händen eines Pädophilenringes, der seine Opfer online an den Meistbietenden verkauft und ein Käufer ist schnell gefunden. Doch Carrie gibt die Hoffnung nicht auf, immerhin ist ihr Vater Polizist und sie weiß, dass er nach seinen Töchtern sucht. Dafür ist ihm jedes Mittel recht.

Wer hier ab und an mal vorbeischaut, hat bestimmt schon mitbekommen, dass Jon Athan nicht unbedingt zu meinen Lieblingsautoren gehört. Bis auf „Der Groomer“ hab ich alle seine Bücher in der Festa Extrem Reihe gelesen und muss gestehen, sie alle haben mich zum Kopfschütteln gebracht. Sei es die plötzlich eskalierende Gewalt eines Vaters gegen seine Tochter, eine sexbesessene Oma, ein Ehepaar, das sich gegen eine ganze Nazibande zur Wehr setzt oder ein verschmähter Liebhaber, der mal eben ein paar Viren oder Bakterien wochenlang zu Hause zwischenlagert, bisher hab ich mich am Ende immer gefragt, wie zum Teufel das Ganze funktionieren soll. Dabei erwarte ich gerade in der Extrem Reihe nicht allzu viel tiefschürfende Geschichten, sondern ein bisschen Blut und Gedärm für einen unterhaltsamen Abend auf der Couch. Aber Jon Athan war mir immer zu sehr drüber, zu unglaubwürdig, zu …, ach, ich weiß es auch nicht.
Bei „Im Wolfsbau“ ist das ein wenig anders. Natürlich ist auch diese Geschichte böse und blutig, so wie der Rest, aber hier denke ich mir zum ersten Mal: Hey, das könnte irgendwo da draußen wirklich passieren. Und ich kann mit dem Vater mitfühlen, der jegliche Hemmungen verliert und auf der Suche nach seinen Töchtern eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Er hat wenigstens die Vorraussetzungen und Mittel dazu, im Gegensatz zum oben genannten Ehepaar.
Was Keith Klein tut, ist zutiefst verstörend, für ihn aber nur Mittel zum Zweck. Somit befindet er sich eigentlich auf derselben Stufe wie die Männer, die seine Töchter entführt haben und trotzdem hegt man für ihn eine Art von Sympathie, während man die Maskenträger einfach nur verabscheut. Doch die sind nicht einmal das Schlimmste, denn da ist noch ein ganz besonderer Kunde … Gerade für Eltern gibt es wohl nichts schlimmeres als ein verschwundenes Kind und ganz ehrlich, ich mag mir darüber gar keine Gedanken machen. Ab einem gewissen Punkt pfeifen wir wohl alle auf Anstand und Moral und das Tier in uns kommt durch.
Aber zurück zum Buch. Jon Athan hat seine Story in zwei Erzählstränge unterteilt. einerseits sind da natürlich Allie und Carrie und alles, was um sie herum passiert, andererseits begleitet der Leser ihren Vater, der sich mithilfe eines Freundes, der als Privatermittler arbeitet auf Spurensuche begibt und dabei alles andere als zimperlich ist. Wer Probleme mit dem Thema Gewalt an sich und besonders gegen Kinder Probleme hat, sollte unbedingt auf diese Lektüre verzichten, denn was den beiden Mädchen widerfährt, ist verdammt hart. Das sollte aber wissen, bevor man zu einem Werk von Jon Athan greift, nicht umsonst sind alle seine Bücher bisher in der Festa Extrem Reihe erschienen.
Und bevor ich es vergesse, das Cover passt hier zum Titel wie die Faust aufs Auge.^^

Wenn ich jetzt schreibe, dass ich „Im Wolfsbau“ als erstes von Jon Athans Büchern mochte, klingt das irgendwie falsch, aber ich denke, ihr wisst alle, wie ich das meine. Dabei ist es nicht mal das Thema an sich, denn auch „Rache“ schlägt ja in eine ähnliche Kerbe, allerdings konnte ich dem Buch nicht allzu viel abgewinnen. Hier ist die Geschichte in sich einfach stimmig, ich kann mitfiebern, bin mittendrin und stehe nicht kopfschüttelnd außen vor. Dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen und nochmal eine Warnung für alle Zartbesaiteten, „Im Wolfsbau“ ist definitiv nichts für euch, also Finger weg.

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