„Wenn sie wüsste“ – Freida McFadden

“ … Wenn ich dieses Haus verlasse, dann nur in Handschellen. Ich hätte weglaufen sollen, als ich die Möglichkeit hatte. Jetzt habe ich keine Chance mehr. Jetzt, da die Polizisten schon im Haus sind und entdeckt haben, was oben ist, gibt es kein Zurück. …“ (Seite 5)

Wenn du glaubst, diese Geschichte zu durchschauen, fängt sie erst an

Millie kann ihr Glück kaum fassen, als die elegante Nina ihr die Stelle als Haushaltshilfe inklusive Kost und Logis bei ihrer Familie auf Long Island anbietet. Schließlich hat sie eine Vergangenheit, von der niemand etwas wissen soll. Doch kaum ist Millie eingezogen, zeigt Nina ihr wahres Gesicht: Sie verwüstet das Haus und unterstellt ihr Dinge, die sie nicht getan hat. Ihre verwöhnte Tochter behandelt Millie ohne jeden Respekt. Nur Ninas attraktiver Mann Andrew ist nett zu ihr. Wäre da nur nicht Ninas wachsende Eifersucht. Hat sie Millie nur eingestellt, um ihr das Leben zur Hölle zu machen? Oder hat auch sie ein dunkles Geheimnis, von dem niemand etwas erfahren darf?

Millie braucht einen Job, der ist nach einem Gefängnisaufenthalt allerdings nicht so leicht zu finden und so ist sie etwas überrascht, als sie ausgerechnet die gutbetuchte Nina als Hausmädchen einstellt. Dass ihr Zimmer im prächtigen Haus eher einer Abstellkammer gleicht, stört sie dabei nicht, wohl aber, dass die anfangs freundliche Nina sie immer weiter schikaniert und auch ihre Tochter ihr das Leben schwer macht. Nur der Herr des Hauses behandelt sie unverändert freundlich und das, obwohl er anfangs von ihrer Einstellung nicht sonderlich begeistert schien.
Nach und nach erfährt Millie Dinge über Nina, die ihr immer mehr Angst machen. Am liebsten würde sie einfach verschwinden, aber sie ist auf die Stelle angewiesen.

„Wenn sie wüsste“ hat in den letzte Monaten ja ziemlich hohe Wellen geschlagen, jetzt soll Freida McFaddens Thriller sogar verfilmt werden. Aber ist der Hype gerechtfertigt?
Bereits auf den ersten Seiten werde ich mitten ins Geschehen gezogen, ohne das ich mich dagegen wehren kann. Millie, das Hausmädchen, muss der Polizei Rede und Antwort stehen, denn im Dachgeschoss befindet sich eine Leiche. Um wen es sich dabei handelt und was passiert ist, bleibt vorerst unklar. Stattdessen begleite ich im ersten Teil des Buches Millie, die ihren neuen Job antritt. Wählerisch darf sie nicht sein, immerhin war sie im Gefängnis und das sehen potenzielle Arbeitgeber nicht so gern. Umso überraschter ist sie, als Nina Winchester sie als Hausmädchen in ihrer Villa einstellt. Millie scheint einen Glückstreffer gelandet zu haben, doch schon bald ziehen dunkle Wolken am Horizont auf, denn die einst freundliche Hausherrin entwickelt sich immer mehr zum Drachen. Anfangs sind es noch kleine Dinge, im Laufe der Zeit wird das Verhalten ihrer Angestellten gegenüber jedoch immer bösartiger und verletzender, auch ihre kleine Tochter ist eine wahre Höllenbrut. Nur Andrew, ihr Mann behandelt sie immer anständig und schon bald beginnt sie für ihn zu schwärmen und fragt sich, wie er es mit so einer Frau aushalten kann.
Eins muss man der Autorin lassen, sie hat sehr viel Liebe in ihre Figuren gesteckt. Mit Millie, die sich einfach eine schreckliche Stelle an Land gezogen hat, leidet man von Anfang an mit und als ich schließlich erfahre, was sie ins Gefängnis gebracht hat, wird sie mir noch ein bisschen sympathischer, ich kann mich ohne Probleme in sie hineinversetzen. Aber auch Nina ist ein interessanter Charakter. Man hat das Gefühl, Zeuge davon zu werden, wie sie mehr in den Wahn abgleitet und immer unberechenbarer wird. Den Gegenpol zu ihr bildet ihr Ehemann, der liebenswürdig und zuvorkommend ist, selbst wenn Nina mal wieder austickt, behält er die Fassung und verteidigt seine bessere Hälfte immer wieder, ein wahrer Traummann. Aber Dreierkonstellationen sind selten von Vorteil, auch hier nicht und so gerät nach und nach alles außer Kontrolle. Und genau da habe ich ein kleines Problem mit dem Buch, denn was dann passiert, ist mir von Anfgang an klar, die groß angekündigte Überraschung bleibt für mich so leider aus, denn vor einiger Zeit habe ich ein Buch mit genau demselben Plot gelesen und so kann ich in die Begeisterungsstürme nicht einstimmen.
Versteht mich nicht falsch, „Wenn sie wüsste“ ist großartig geschrieben, die Charaktere sind vielschichtig, wecken bei mir die unterschiedlichsten Gefühle und auch die Erzählung aus unterschiedlichen Perspektiven passt einfach perfekt. Je mehr sich die Ereignisse hochschaukeln, umso mehr verabscheut man Nina, fragt sich aber auch immer wieder, warum Millie so verdammt naiv ist, sie scheint doch sonst nicht auf den Kopf gefallen zu sein.
Was am Ende bleibt, ist die bittere Erkenntnis, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt, aber auch das ist nicht neu. Trotzdem freue ich mich schon auf die Fortsetzung, denn Millie habe ich in mein kleines schwarzes Herz geschlossen.^^

„Wenn sie wüsste“ ist ein wirklich gut konstruierter Thriller, der das Rad aber natürlich nicht neu erfindet und für mich recht vorhersehbar ist, was ihm ein wenig die Spannung nimmt. Trotzdem habe ich Millie und Nina gern auf ihrem Weg begleitet und vergebe 4 von 5 Miezekatzen und eine Leseempfehlung. Wer nicht so viele Thriller liest wie ich, wird hier mit Sicherheit auf seine Kosten kommen.

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