„Burnt Offerings: Haus der toten Seelen“ – Robert Marasco

“ … Sollte sie es versuchen? Zur Tür gehen, anklopfen und erneut probieren, mit ihr zu kommunizieren? Reine Neugier, sonst nichts. Völlig normal: Wer war der Mensch, der all die Schätze gesammelt hatte, die dieses Haus füllten und die nun tragischerweise der Vernachlässigung anheimfielen? Und was für eine Frau erweckte so viel Ehrfurcht, Exzentrik hin oder her? …“ (Seite 140)

Ben und Marian Rolfe können günstig ein Herrenhaus auf dem Land mieten. Endlich ein Sommer, den sie nicht in ihrem stickigen Apartment in Queens verbringen müssen!
Die Eigentümer haben jedoch eine ungewöhnliche Bitte: Im Dachgeschoss lebt Mrs. Allardyce. Marians Aufgabe ist es, der alten Dame täglich drei Mahlzeiten vor die Tür zu stellen und sie ansonsten niemals zu stören.
Doch etwas Beängstigendes geht im Haus vor sich. Lebt wirklich eine alte Frau hinter der verschlossenen Tür? Als Marian die Wahrheit herausfindet, ist es längst zu spät …

Marian möchte zusammen mit ihrem Mann Ben und Sohn David der Enge ihrer Stadtwohnung und den nervigen Nachbarn entfliehen. Als sie in der Zeitung eine Anzeige entdeckt, in der ein günstiges Ferienhaus angeboten wird, macht sich die Familie Rolfe auf den Weg und trifft die Besitzer. Obwohl die ein wenig schrullig sind, mieten sie das Anwesen, denn der Preis ist unschlagbar. Das hat einen Grund …

Stell dir vor der Sommer steht vor der Tür, Zuhause fällt dir die Decke auf den Kopf und dann liest du folgende Anzeige: „Einzigartiges Ferienhaus. Ruhig, frei stehend. Perfekt für die große Familie. Pool. Privatstrand, Anlegestelle. Ganzer Sommer. Sehr günstig, für die richtigen Gäste.“ Marian fühlt sich sofort angesprochen und überredet ihren Mann dazu, sich das Ganze zumindest anzusehen. Das Haus übertrifft alle ihre Erwartungen, auch wenn es ein wenig heruntergekommen ist. Dafür ist das Geschwisterpaar, das es vermietet ein wenig eigen, macht aber einen guten Preis, unter der Bedingung, dass ihre alte Mutter, die noch dort lebt, mit versorgt wird. Ein kleines Zugeständnis für Marian, sie erklärt sich nur zu gern bereit, ahnt allerdings nicht, was sie damit in Gang setzt. Die alte Dame im Obergeschoss bekommen sie nie zu sehen, dafür gehen merkwürdige Dinge vor, das Haus scheint förmlich zum Leben zu erwachen.
„Burnt Offerings“ wurde bereits 1973 veröffentlicht, hier bei uns erschien das Buch  allerdings erst 50 Jahre später in der Must Read Reihe des Festa Verlages. Gänzlich unbekannt ist das Werk aber dennoch nicht, denn es wurde 1976 mit Bette Davis und Oliver Reed verfilmt. Der Film hat mir als Kind eine Höllenangst gemacht, schon allein weil ich Oliver Reed immer total gruselig fand, weicht aber teilweise stark vom Buch ab. Ich glaube, ich muss mir ihn bei Gelegenheit mal wieder ansehen.
Aber zurück zum Buch. Auch wenn Robert Marasco seine Geschichte vor immerhin einem halben Jahrhundert geschrieben hat, hat sie bis heute nichts an ihrer Fasznation verloren. Das mag vielleicht zum Teil daran liegen, dass Spukhäuser generell gut ankommen. Aber natürlich hat der Autor den wichtigsten Teil dazu beigetragen, denn seine Charaktere in „Burnt Offerings“ sind faszinierend. Am meisten sticht natürlich Marian heraus, die diesem heruntergekommenen Haus von Anfang nicht widerstehen kann, sie muss es haben und sei es nur für den Sommer. Während sie das alte Anwesen auf Vordermann bringt, gerät ihre Familie vollkommen in Vergessenheit, sie entwickelt eine ungesunde Obsession. Sehr einprägsam sind außerdem vor allem die Eigentümer Roz und Arnold Allardyce, selbst wenn sie nur einen recht kurzen Auftritt haben. Die unbestrittene Hauptrolle spielt jedoch das Haus, das man sich aufgrund der Beschreibungen fast bildlich vorstellen kann. Außerdem zeigt Robert Marasco, dass Horror auch ohne Blutvergießen und Gewaltszenen Angst machen kann, sein Buch ist eine klassische Horrorgeschichte, die fesselt, dem Leser eine Gänsehaut über den Rücken jagt und genau aus diesem Grund einfach wunderbar funktioniert.

Wer auf blutige Horrorgeschichten steht, wird von Robert Marascos Buch wohl eher enttäuscht sein, denn der Autor schlägt eher ruhige Töne an, das heißt aber keinesfalls, dass sein Buch langweilig ist. Im Gegenteil, wer es gelesen hat, wird wahrscheinlich zukünftig abwägen, ob der Urlaub in einem günstiogen abgelegenen Domizil überhaupt noch in Frage kommt und wo dabei der Haken ist. Mich haben die düstere Stimmung und das Setting von „Burnt Offerings“ auf jeden Fall gepackt, ich vergebe 4 von 5 Miezekatzen für das unheimliche Haus.

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