„Old Country: Das Böse vergisst nicht“ – Matt & Harrison Query

“ … »Im Grunde genommen hat Dan mir erzählt, dass es hier eine Art Geist gibt, der im Tal lebt und jede Jahreszeit eine andere Form annimmt oder so einen Mist. Im Frühling macht er das eine, im Sommer was anderes und so weiter und so fort.« …“ (Seite 50 -51)

Harry, ein Afghanistan-Veteran, der mit einer PTBS zu kämpfen hat, und seine Frau Sasha können ihr Glück kaum fassen: Ihr Angebot für eine kleine Farm in Idaho wurde angenommen! Die Nachbarn: Auf der einen Seite ein Nationalpark, auf der anderen Seite Dan und Lucy, ein älteres Ehepaar, mit dem sie sich auf Anhieb gut verstehen. Die beiden leben seit Jahrzehnten in dieser Gegend, und bei ihrem ersten Besuch erklären sie den Neulingen allerhand: Wie sie die Apfelbäume im Garten richtig zuschneiden, wie man einen Zaun aufstellt, der so stabil ist, dass ihn die Hirsche aus dem Nationalpark nicht niedertrampeln – und wie man mit dem bösen Geist fertig wird, der seit Menschengedenken in diesem Tal wohnt …

Mit dem Kauf einer kleinen, abgelegenen Farm mitten im Nirgendwo haben sich Harry und Sasha einen Traum erfüllt. Mit den Nachbarn Dan und Lucy verstehen sie sich sofort, bis die eines Abends vorbeikommen und ihnen von einem Geist erzählen, der seit Ewigkeiten hier lebt und sich in jeder Jahreszeit anders manifestiert. Im Frühjahr soll er als Licht im Teich auftauchen. Dan schickt die Beiden wütend weg und zweifelt an deren Verstand, bis ein Licht im Teich auftaucht …

Stell dir vor du kaufst dir günstig ein Stück Land weit abgelegen vom Trubel der Städte, freust dich, dass die einzigen Nachbarn weit und breit sich als nettes, hilfsbereites, älteres Ehepaar entpuppen und dann erzählen sie dir bei einem Besuch, dass hier ein Geist lebt, der immer anders auftritt und du dich an bestimmte Regeln halten musst. Natürlich erklärst du die beiden für verrückt, auch wenn sie sonst gar nicht den Eindruck machten und lebst dein Leben weiter wie bisher. Zumindest bis zu dem Moment, in dem genau das passiert, wovor die Alten dich gewarnt haben.
Sasha, Harry und Hund Dash fühlen sich pudelwohl in ihrer neuen Heimat bis sie erkennen müssen, dass ihre Nachbarn wohl doch nicht die Spinner sind, für die sie sie halten. Immer wieder haben sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Während Sasha schon bald an den unliebsamen Mitbewohner glaubt und versucht, sich an die Regeln zu halten, lehnt Harry sich auf, er will sich nicht unterordnen und blind irgendwelchen Ritualen folgen, auf seinem Land ist er der Herr.
Im Wechsel lassen Harry und Sasha den Leser in ihren Gefühlen und Erlebnissen teilhaben, das zeigt immer wieder, wie unterschiedlich sie sind und wie perfekt sie sich dennoch ergänzen. Denn während Harry aufbrausend ist, im Affekt handelt und den Geist immer wieder provoziert, versucht Sasha so viel wie möglich über ihn herauszufinden, denn auch sie will sich nicht kampflos geschlagen geben. Insgesamt ist mir Sarah wesentlich sympathischer als ihr Mann, der durch seine Kurzschlusshandlungen immer wieder sich selbst und andere in Gefahr bringt. Die Zeit in der Army und seine posttraumatische Belastungsstörung reichen mir als Begründung dafür einfach nicht aus, aber ich bin natürlich kein Profi.Pluspunkte hat er damit bei mir aber auf jeden Fall nicht gesammelt. Dan und Lucy geben sich zwar teilweise sehr geheimnisvoll, sind aber der Inbegriff des netten Rentnerpärchens von nebenan, man muss sie einfach mögen.
Mit „Old Country: Das Böse vergisst nicht“ haben die Brüder Matt und Harrison Query einen sehr stimmungsvollen Horrorroman geschaffen, der zeigt, wie eng Freude und  Leid beieinanderliegen. Obwohl das junge Paar Schreckliches mitmachen muss, lieben sie ihr neues Zuhause und so gibt es immer wieder auch stimmungsvolle Naturbeschreibungen bevor das Böse wieder zuschlägt. Dabei kommt dem Geist hier eine besondere Rolle zu, denn niemand weiß, was er ist oder wo er herkommt, sicher ist nur er kann jederzeit auftauchen. Und so hängt man als Leser gebannt an dem Buch, wartet auf die nächste Jahreszeit und deren Schrecken und hofft, dass es einen Ausweg gibt.
Der Pespektivenwechsel zwischen Harry und Sasha ließ mich noch tiefer ins Geschehen eintauchen und hält die Spannungskurve die ganze Zeit über oben, die Charaktere sind tiefgründig und man kann ihren Handlungen folgen.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, nämlich das Ende, das für mich einfach völlig unspektakulär und ziemlich platt daherkommt. Nach all den ungewöhnlichen Ideen macht das irgendwie die vorher so toll aufgebaute Stimmung kaputt.

Ein Geist, der je nach Jahreszeit anders auftritt, mag im ersten Moment nicht besonders aufregend klingen, aber gerade das macht „Old Country“ so spannend, denn man weiß nicht, was einen als nächstes erwartet, ab und an machte sich sogar eine Gänsehaut auf meinen Armen breit.
Leider wirkt das Ende im Vergleich zum Rest des Buches sehr einfallslos, gute 4 von 5 Miezekatzen und eine Leseempfehlung für alle, die sich gern gruseln sind aber trotzdem drin.^^

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