“ … Manche Erinnerungen verblassen niemals. Sie bleiben für ewig. Sie werden verdrängt, begraben, aber sie kommen wieder hoch, wenn man müde, hungrig oder einsam ist. Oder zornig wie ich heute, praktrisch vor Wut zitternd. …“ (Seite 117)
Zoey war noch ein Kind, als ihre Eltern ermordet wurden, ein nächtliches Date hat ihr damals das Leben gerettet. Inzwischen sind einige Jahre ins Land gezogen. Aus dem von ihrem Onkel großgezogenen Kind ist eine verbitterte junge Frau geworden, die niemanden an sich heranlässt und noch immer auf Rache sinnt.
Auf der Farm, auf der damals das Verbrechen damals geschah, lebt jetzt Claudia mit ihrer Teenagertochter Raven. Die beiden ahnen nicht, in welcher Gefahr sie schweben, denn das Grundstück birgt ein Geheimnis.
„Die rote Jägerin“ war mein erstes Buch von Lisa Unger, ich kann also keinerlei Vergleiche zu ihren anderen Werken ziehen. Aber ich kann sagen, dass mich die Geschicht um zwei völlig unterschiedliche Frauen gut unterhalten hat. Da ist zum einen Zoey, deren Eltern einem blutigen Mord zum Opfer fielen. Bei ihrem Onkel aufgewachsen, gibt sie Kindern Kampfunterricht und arbeitet nebenbei als Katzensitterin. Doch auch wenn es vielleicht so klingt, ist Zoey alles andere als ein umgänglicher Mensch. Sie hat ihre Wut nicht unter Kontrolle, lebt nur dafür, herauszufinden was damals wirklich passiert ist und den Tod ihrer Eltern zu rächen.
Ihr gegenüber steht Claudia, alleinerziehende Mutter einer Teenager-Tochter. Auch sie musste in ihrem Leben einiges wegstecken und ist gerade auf die alte Farm ihres Vater gezogen ohne zu wissen, das die der Schauplatz des Mordes an Zoys Eltern war. Doch das ist nicht alles, denn auch nach all den Jahren umgibt den ungelösten Mordfall noch immer ein Geheimnis.
Lisa Unger erzählt ihre Geschichte in zwei Handlungssträngen, die sich kapitelweise abwechseln. Mit kleinen Cliffhängern am Ende der Abschnitte und Rückblenden in die Vergangenheit hält sie so die Spannung so das ganze Buch über aufrecht. Während Zoeys Erlebnisse in der Ich-Form geschrieben sind und man ihr so die ganze Zeit praktisch über die Schaulter schaut, berichtet das Mutter-Tochter-Gespann nicht selbst, was ihren Teil aber nicht weniger spannend macht.
Den beiden Frauen in diesem Thriller ist Schlimmes widerfahren, und sie haben überlebt, jede von ihnen auf ihre ganz eigene Art. Sie haben Wunden davongetragen und kämpfen immer noch mit den Folgen. So weit, so gut, was mich jedoch dabei ein bisschen stört ist, dass Männer hier generell recht schlecht abschneiden. Denn auch wenn ich gern mal über das andere Geschlecht fluche, finde ich diese Darstellungsweise hier schon etwas einseitig. Das Ende kommt schließlich nicht ganz überraschend, dennoch hat mich „Die rote Jägerin“ gut unterhalten. Auch weil die 3 völlig unterschiedlichen Frauen in diesem Buch verdammt lebendig wirken.
„Die rote Jägerin“ ist ein Psychothriller, in dem starke Frauen das Sagen haben. Wer sich nicht daran stört, dem wird Zoeys Suche nach den Mördern ihrer Familie ein paar spannende Lesestunden bescheren. Dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.