„Helltown“ – Jeremy Bates

“ … »Scheiß auf dich!«, schrie Steve mit verrücktem Trotz. »Du verfluchtes Arschloch von einem Redneck! Du hast ihn umgebracht! Du hast meinen Freund umgebracht!« …  „

Seit den 1980er-Jahren kursieren unzählige Gerüchte über okkulte Aktivitäten und möglicherweise übernatürliche Phänomene in einer kleinen Region in Summit County, Ohio – auch Helltown genannt.
Da ist die Brücke, auf der man nachts Kinderschreie hören kann, Straßen, die ins Nichts zu führen scheinen, oder ein alter Schulbus, in dem angeblich ein Serienkiller mehrere Kinder tötete. Am bekanntesten aber ist die weiße Kirche im Zentrum von Helltown – an der verstörenderweise mehrere umgekehrte Kreuze prangen.
Eine Gruppe von Freunden macht sich auf, den Legenden von Helltown nachzuspüren. Auf einer der gespenstischen Straßen werden sie von einem mysteriösen Leichenwagen abgedrängt – ein erster Vorbote, dass sich das als Nervenkitzel gedachte Abenteuer schnell in einen Kampf ums nackte Überleben verwandeln könnte …
Mit HELLTOWN findet diese in ihrer Form einmalige halbdokumentarische Horror-Roman-Reihe endlich und vielfach gewünscht ihre Fortsetzung. In jedem Band entführt Jeremy Bates seine Leser an real existierende verfluchte, beängstigende oder berühmt-berüchtigte Schauplätze auf der ganzen Welt, und verbindet den Mythos dieser Orte geschickt mit fiktiven Begebenheiten. Und gerade dieser Bezug zu realen Orten, die der interessierte Leser nach der Lektüre im Prinzip vor Ort selbst erforschen kann, macht diese Romane zu einem Wagnis – oder einem besonderen Vergnügen.
Lesen als Grenzerfahrung.

Sieben Freunde auf einer Gruseltour durch Ohio hängen nach einem Autounfall ausgerechnet in der Nähe von Helltown fest. Die Anwohner dort erweisen sich als wenig hilfreich, auch die legendenumwobene Kirche dort scheint nicht wirklich verlassen zu sein und so entwickelt sich der Ausflug schon bald zum blutigen Überlebenskampf.

Als kleiner Horrorfreak habe ich eine Schwäche für urbane Legenden und auch von dem kleinen verlassenen Ort im Cuyahoga Valley in Ohio habe ich schon gehört. Dort findet man neben einer kleinen weißen Kirche mit umgekehrten Kreuzen, die als Treffpunkt für Satanisten diente, auch einen verlassenen alten Schulbus. Außerdem wurde in der Nähe der Stadt Giftmüll gelagert, wodurch es zu Mutationen im Tierreich kam.
In genau diese Gegend entführt Jeremy Bates die Leser des dritten Band seiner Reihe über die beängstigendsten Orte der Welt.
Schon der Einstieg ist sehr düster, denn „Helltown“ beginnt mit einer blutigen schwarzen Messe und springt dann ins Jahr 1987, in dem Steve, Jeff, Mandy, Jenny, Noah, Austin und Cherry aufgeteilt in zwei Autos eine Ohio-Spuktour unternehmen. Eines ihrer Ziele ist die „Weinendes Baby Brücke“, unter der man Babyschuhe finden und den Geist eines Kleinkindes hören soll. Auf der Weiterfahrt rast plötzlich ein Leichenwagen direkt auf Jeffs Auto zu, eine Mutprobe, der sich der angetrunkene Fahrer nur zu gern stellt und teuer dafür bezahlen muss, denn der BMW samt Insassen kommt von der Straße ab. Während sich Noah und  Steve mit der schwer verletzten Jenny im Auto auf die Suche nach Hilfe begeben, bleibt der Rest zurück und die Nacht steht vor der Tür.
Ich muss gestehen, der düstere Beginn von „Helltown“ weiß zu fesseln, leider geht es dann immer weiter bergab. Die Protagonisten verhalten sich teilweise selten dämlich, aber vielleicht ist ja auch etwas an den Vorurteilen dran, das Models nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind.^^ Auf jeden Fall wirkt das Ganze recht schnell wie ein ziemlich vorhersehbarer Splatterfilm, nur hatte ich nicht wirklich Mitleid mit den Opfern. Nebenbei wird so ziemlich jedes Klischee bedient, angefangen bei den leicht dümmlichen Hinterwäldlern, was die Geschichte jetzt nicht unbedingt mitreißender macht. Meiner Meinung nach hat der Autor sich so auf sein Gemetzel konzenztriert, dass er die Grundstory aus den Augen verloren hat, denn über den eigentlichen Ort des Geschehens erfährt man erschreckend wenig. Ab und an werden zwar ein paar Details aus der Legende übernommen, der alte klapprige Schulbus zum Beispiel, aber ich hatte auf wesentlich mehr gehofft und war dementsprechend enttäuscht. Hinzu kommen eine ganze Menge Fehler, die mich immer wieder aus meinem Lesefluss gerissen haben. Andererseits hat das Buch auch einen gewissen Charme, gerade die Kapitelnamen, die aus Horrorfilmzitaten bestehen, fand ich sehr gut gewählt.

„Helltown“ von Jeremy Bates hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Als Slasher funktioniert das Buch gut, abgesehen davon, dass die Figuren austauschbar sind und es einen vollkommen kalt lässt, wer abgemurkst wird. Mit dem Wissen um die Legende rund um das verlassene Städtchen frage ich mich jedoch, warum der Autor darauf nicht mehr Bezug genommen hat, gerade das macht doch den Reiz aus. Nach langem Hin und Her vergebe ich 3,5 von 5 Miezekatzen. Wer auf Blut und Gemetzel steht, wird seine Freude an diesem Werk haben, all jene, die in die Geschichte von Helltown eintauchen möchten, sollte sich besser zu einer anderen Lektüre greifen. 

01. „Suicide Forrest“
02. „Die Katakomben“ 
03. „Helltown“
04. “ Insel der Puppen“
05. „Im Dschungel“

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