„Schlafenszeit“ – Jason Rekulak

“ … Offenkundig ist da nichts, was Teddy möglicherweise quält. Er scheint so glücklich zu sein wie jedes andere Kind, das ich kenne. Er hat sich also eine seltsame imaginäre Freundin ausgedacht, und sie spielen seltsame imaginäre Spiele zusammen. Was solls. …“ (Seite 94/95)

Der fünfjährige Teddy malt für sein Leben gerne. Seine neue Babysitterin Mallory liebt seine Kreativität, und gemeinsam spielen, malen und lachen sie. Doch dann werden Teddys Zeichnungen immer düsterer und verstörender. Nach dem so liebenswürdigen Gekritzel malt der kleine Junge plötzlich einen grausamen Mord, immer und immer wieder. Mallory ist besorgt und verängstigt, doch Teddys Eltern behaupten, es sei nur eine Phase. Aber Mallory lassen die schrecklichen Bilder keine Ruhe und rauben ihr nachts den Schlaf, wenn sie allein in ihrer Hütte im Garten ist. Sie versucht dahinterzukommen, was es mit den schrecklichen Zeichnungen auf sich hat, ohne zu ahnen, in welche Spirale des Grauens sie sich begibt.

Mallory möchte ihr altes Leben hinter sich lassen. Endlich drogenfrei bekommt sie eine Stelle als Babysitterin bei einer gutbetuchten Familie vermittelt, wo sie in einer kleinen Hütte auf dem Grundstück unterkommt. Zu dem kleinen Jungen baut sie sofort eine Bindung auf, das Ganze gerät jedoch schnell außer Kontrolle, als er ihr von seiner imaginären Freundin Anya erzählt und anfängt detaillierte und brutale Bilder zu malen.

Mallory hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, ihr Job als Babysitterin soll ein Neuanfang sein, sie davon abhalten, in altbekannte Muster zurückzufallen. Und so widmet sie Teddy, ihrem Schützling, all ihre Zeit. Wie viele Kinder hat auch er einen imaginären Freund, oder besser eine Freundin: Anya. Die bringt ihn dazu, Bilder zu malen, verstörende Bilder über die sie mit seinen Eltern redet. Die scheinen sich darüber keine Gedanken zu machen, ganz im Gegensatz zu Mallory. Für die wird das neue Leben immer mehr zur Bedrohung.
Jason Rekulak hat hier sehr lebendige Figuren geschaffen, da ist die schrullige Nachbarin mit ihren Ouijabrett oder der sexy Gärtner, der sich ebenfalls um den Jungen sorgt. Im Mittelpunkt steht natürlich Mallory, die die Story aus der Ich-Perspektive erzählt und mich an ihrem Alltag teilhaben lässt, so dass ich ständig auf demselben Stand wie sie bin und mich so von Hinweis zu Hinweis hangle. Was mit mit seltsamen Kinderzeichnungen beginnt, schaukelt sich immer weiter hoch, wird zu einem Albtraum, dennoch finde ich nicht, dass man „Schlafenszeit“ dem Horrorgenre zuordnen sollte, dafür fehlt einfach der Grusel, die Angst.
Kommen wir zum Hype um dieses Werk. Ja, die Geschichte ist spannend, wenn man begonnen hat, will man das Buch auch zu Ende lesen. Für mich waren die vielgelobten Twists aber eher weniger überraschend, nichts, was es vorher nicht schon mal gab. Die Puzzleteile werden zusammengesetzt, aber der WTF-Moment blieb, zumindest bei mir, aus.
Das soll jetzt keinerfalls bedeuten, dass es mir nicht gefallen hat, aber es ist eben auch kein Highlight, das im Gedächtnis bleibt. Für die abgedruckten Zeichnungen gibt es allerdings einen fetten Daumen nach oben, denn sie tragen einen nicht unerheblichen Teil zur Stimmung bei und helfen, sich in Mallory hineinzuversetzen. Was unausweichlich zu der Frage führt, wie ich wohl auf eine solche Kinderzeichnung reagieren würde.

Ein durchaus fesselndes Buch, für mich allerdings etwas vorhersehbar. Gut, ich lag mit meiner Vermutung nicht ganz richtig, war aber doch verdammt nah dran. Allerdings verstehe ich nicht, warum man das Buch immer wieder bei Horror einordnet, für mich war es definitiv ein Thriller. Den Hype darum finde ich ein wenig übertrieben, aber es lohnt sich auf jeden Fall, „Schlafenszeit“ zu lesen, von mir gibt es 4 von 5 Miezekatzen.

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