„Hardcore Kelli“ – Wrath James White

“ … Hatte sie nicht mal gehört, dass die meisten Mythen und Legenden auf wahren Geschichten beruhten? Was, wenn der Comic von einer echten Person inspriert war – ihrer großen Schwester Katy? Immerhin gab es Parallelen zwischen ihren Historien. …“ (Seite 78/79)

Katy wird von ihrer kleinen Schwester Samantha vergöttert. Die Kleine ist begeistert, als sich Katy an Halloween als ihre Lieblingssuperheldin Hardcore Kelli verkleidet …
Doch als Samantha entführt wird, verschwimmt die Grenze zwischen unserer Welt und der des Comics. Katy wird zu Hardcore Kelli. Eine Superheldin, geboren aus einem verheerenden Leben voller Missbrauch, Trauma und Zorn.
Hardcore Kelli macht sich auf die Suche, und sie hinterlässt eine Spur aus Leichen.

Von allen Extreme-Horror-Autoren schafft es keiner so gut wie Wrath James White, die feine Balance zwischen brutalen Geschichten und gesellschaftlicher Kritik zu wahren.

Als Katys letzter Boxkampf in einer Niederlage endet und ihr Trainer sie fallenlässt, macht sie sich auf den Weg nach Hause zu ihrer Mutter und der kleinen Schwester Samantha. Um Samantha näher zu kommen, beschließen die beiden zu Halloween gemeinsam auf „Süßes-oder-Saures“ Tour zu gehen. Als Samantha nicht auftaucht, macht sich Kathy, verkleidet als Hardcore Kelli, Sams liebstem Comic Charakter, auf die Suche nach ihr und zieht eine Spur aus Blut hinter sich her.

Um Wrath James White war es lange ruhig, umso mehr habe ich mich natürlich gefreut, als „Hardcore Kelli“ in der Festa Extrem Reihe angekündigt wurde. Klappentext und Cover waren schon mal ganz nach meinem Geschmack und dann zog letzte Woche endlich das Buch hier ein. Mit 112 Seiten nicht gerade ein Wälzer, aber perfekt als Bettlektüre geeignet.
Leider hat mir die Story überhaupt nicht zugesagt. Kelli ist keine sonderlich sympathische Frau, sie hat kann sich nicht beherrschten, tickt schnell aus und schlägt erbarmungslos zu und das nicht nur als Boxerin im Ring. Natürlich kommt das von der schweren Kindheit, die sie hatte, allerdings wird darauf nicht wirklich eingegangen, was ich persönlich sehr schade finde, denn vielleicht hätte gerade das meine Sicht auf sie etwas geändert. Mit der Rückkehr nach Hause will sie ihr verpfuschtes Leben ändern und ihre kleine Schwester da sein. Als es um die Wahl eines Kostüms für Halloween geht, ist Sam für Hardcore Kelli, ihren Lieblings-Comic-Charakter. Ein Outfit ist schnell gefunden und natürlich hat Sam ganz zufällig gerade erst eine riesige Axt gekauft, das machen Teenager heutzutage halt so, die perfekt zum Kostüm passt. Das entlockte mir glatt ein Kopfschütteln, nicht das erste übrigens. Ohne es zu ahnen, erweckt sie in Katy damit etwas, das besser verborgen geblieben wäre. Als Samantha dann entführt wird, brennen bei Katy mal wieder die Sicherungen durch und sie wird zu Hardcore Kelli, der gnadenlosen Rächerin. Ein Trauma und Flashbacks dienen als Entschuldigung für Katys Metzellaune. Habe ich ihr ihre „Rache“ gegönnt oder mit ihr mitgefiebert? Definitiv nein.
Versteht mich nicht falsch, ich will das keineswegs kleinreden, aber ich finde, auf all das nur in ein paar Randsätzen einzugehen, ist einfach zu wenig, von Wrath James White bin ich da wesentlich besseres gewohnt. Wo er sonst immer mit Gesellschaftskritik glänzt, gibt es hier eine stumpfe Story und Charaktere, die flach und gefühllos wirken, so, als wären sie nur Mittel zum Zweck. Und das gilt nicht nur für Katy, sondern auch für ihre Schwester, die die Grausamkeiten überhaupt nicht zu jucken scheinen. Aber auch wer auf stupides Blut und Gemetzel steht, was zugegebenermaßen ab und an auch einfach mal sein muss, kommt hier nicht wirklich auf seine Kosten, denn in der ersten Hälfte  des Buches passiert nicht wirklich etwas, es zieht sich wie Kaugummi, während am Ende alles einfach viel zu schnell abgehandelt wird.
So sehr ich mich auch auf das Buch gefreut hab, das war leider nix. Zumindest nix für mich.

Schade, von „Hardcore Kelli“ habe ich wesentlich mehr erwartet als eine simple Hau-drauf-Story. Weder die Handlung, noch die Figuren haben mich überzeugt, im Gegenteil, zu viel war einfach zu unglaubwürdig. Ich hoffe, Wrath James Whites nächstes Werk überzeugt mich mehr, hier sind nur 3 von 5 Miezekatzen drin und das auch nur mit gutem Willen.

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