“ ,,, Sie war nicht wütend auf Margo und nicht auf das tolle Leben, das ihre Schwester führte, nein, ihre Wut bezog sich darauf, dass sie selbst nicht so leben konnte. …“
Die Supermarktangestellte Danielle hat ihr Dasein in der Kleinstadt gehörig satt. Während sie in einer Bruchbude haust, führt ihre Schwester Margo mit Ehemann Ed in New Orleans ein Leben in Luxus. Weil Margo und Ed verreisen müssen, willigt Danielle ein, auf ihre Villa aufzupassen. Vor Ort stellt sich heraus, dass nur Margo die Stadt verlassen hat. Als Ed Danielle anbietet, trotzdem zu bleiben, genießt sie an seiner Seite all die Annehmlichkeiten, die sie sich sonst nur erträumen konnte. In Margos Designerkleidern geht Danielle auf Veranstaltungen und streift mit den Freunden ihrer Schwester durchs Nachtleben. Von Margos Kollegen erfährt sie, dass kaum jemand Margo vermisst. Obwohl Ed gesteht, dass sie Eheprobleme haben, und bestätigt, dass die Polizei in ihrem Haus nach der vermissten Haushälterin gesucht hat, ignoriert Danielle ihre Bedenken und verfällt in den Rausch einer für sie völlig neuen Welt. Immer mehr schleicht sie sich in das Leben ihrer Schwester ein, will alles, was Margo gehört, einschließlich ihres Ehemanns. Bis Danielle eines Tages im Haus ihrer Schwester eine Entdeckung macht, die all ihre Zweifel zu einer schrecklichen Gewissheit werden lassen.
Danielle schuftet in einem Supermarkt, die Bezahlung ist mies, und immer wieder wird sie zu Überstunden verdonnert. Mit anderen Worten: Sie hat die Schnauze gestrichen voll und will weg. Da kommt ihr die Nachricht ihrer Schwester Margo genau richtig. Die muss geschäftlich verreisen und braucht jemanden, der auf ihr Haus aufpasst. Kurzentschlossen kündigt Danielle und macht sich auf den Weg in das Haus ihrer Schwester, in dem sie sich schon bald viel zu heimisch fühlt.
Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während sich Danielle in einem Supermarkt den Buckel krummschuftet und in einem winzigen Haus wohnt, hat ihre Schwester Margo reich geheiratet, lebt mit ihrem Mann Ed in einer luxeriösen Villa und dreht Videos für ihren Lifestyle Blog. Danielle hat sie ewig nicht gesehen, außer in ihren Clips im Internet und ist überrascht, als sie sich plötzlich bei ihr meldet. Da sowohl Margo, als auch Ed verreisen müssen, brauchen sie jemanden, der auf ihr Haus aufpasst, für Danielle ist das die perfekte Gelegenheit, der Kleinstadt zu entkommen und wenigstens kurzzeitig im Luxus zu schwelgen und mal ehrlich, wer hätte nicht gern eine Villa für sich allein? Als Eds Geschäftsreise ausfällt, bietet er seiner Schwägerin an, trotzdem zu bleiben und auch Margo hat damit kein Problem. Danielle fühlt sich wie zu Hause, lässt sich vom Mann ihrer Schwester umsorgen und nimmt immer mehr deren Platz ein. Warum auch nicht, schließlich hat sie doch auch ein bisschen Glück verdient. Und Luxus. Margo scheint nicht sonderlich beliebt gewesen zu sein, zumindest vermisst sie niemand wirklich, nicht mal Ed, der sich bei Danielle immer wieder über sie beklagt.
Nachdem es in Rebekah Stokes letztem Buch um zwei Brüder ging, stehen diesmal unterschiedliche Schwestern im Mittelpunkt, Danielle, das unglückliche Mauerblümchen und Margo, die erfolgreiche Influencerin. Die gute alte Geschwisterrivalität, wer kennt sie nicht. Nachdem sich die beiden mehr oder weniger aus den Augen verloren haben, ist Danielle schon ein wenig neidisch, immerhin führt Margo ein wunderbares Leben mit einem Traummann. Danielle will auch ein Stück vom Kuchen und wer kann es ihr verdenken. Neue Umgebung und Kontakte beginnen Danielle zu verändern, nicht zu ihrem Besten, als Leser bekommt man ein ungutes Gefühl, ahnt man doch, worauf die ganze Sache hinausläuft. Lange Rede, kurzer Sinn, die ehemalige Supermarktverkäuferin verspielt bei mir einen Sympathiepunkt nach dem anderen. Kann ich sie anfangs total verstehen und ihre Probleme nachvollziehen, wird sie mir Schritt für Schritt immer fremder. Wir alle fühlen uns ungerecht behandelt, haben den Chef, der uns nicht zu würdigen weiß oder die Freundin, der alles zuzufliegen scheint. Das kleine gelbe Monster hat auch mir schon zugeblinzelt. Was Neid und Mißgunst allerdings in Danielle zum Vorschein bringen, ist schon sehr speziell, zumal sich das Ganze gegen ihre Schwester richtet, zu der sie einmal ein sehr inniges Verhältnis hatte. Wobei, eigentlich kann man sagen,es bleibt alles in der Familie, Schwestern teilen ja bekanntlich gern. Und dann ist da Ed, noch jemand, den man nicht um sich haben möchte. Ja, die Autorin hat mal wieder Charaktere erschaffen, die die verschiedensten Gefühle auslösen, Wut, Hass, Mitleid. Wie oft wollte ich Danielle packen und schütteln? Nur um mir dann zu sagen: Hey, das ist ein Buch, reg dich nicht auf.^^
„Das Haus meiner Schwester“ ist auf den ersten Blick eine Geschichte, die man schnell zu durchschauen glaubt, doch wer Rebekah Stoke kennt, weiß, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Na ja eigentlich sind sie das nie.^^
Wer Psychothriller mag, sollte hier unbedingt zugreifen und bei allen anderen Büchern von Rebekah natürlich auch. Für diese Achterbahn der Gefühle vergebe ich 4,5 von 5 Miezekatzen.